Wo Du nun, Joseph, - für mich sehr erfreulich – bezogen auf Feste
(ausgehend von meinem „Kirta-Beitrag“ und Waldemars üblicher
Fundamentalkritik) Nietzsche in‘s Spiel bringst, kommst Du auf den
Punkt, bringst den diesbezüglichen Diskurs zwischen Waldemar und mir zum
eigentlichen Kern. Da ist also nichts „von-oben-herab“ für mich zu
erkennen, sondern Du bist „mitten-drin“.
Nietzsche, der Meister der Fundamentalkritik (verstehe gar nicht, warum
ihn Waldemar in üblicher Manier einst niedermachte – oder doch: wer
sieht sich schon gerne im Spiegel!?) zeigt in vielen seiner Schriften
(hierzu beispielsweise aus „Jenseits von Gut und Böse/Genealogie der
Moral“) die Doppel-Moral des Menschen auf. Und das lässt sich trefflich
auch - sogar insbesondere - an den Festen der Menschen zeigen.
Es gibt wohl kaum ein Fest ohne Festmahl - und gemeinsames Speisen
verbindet; Feste bieten aber auch die Möglichkeit bzw. Gelegenheit zu
Auseinandersetzung, in der sich die Zwiespältigkeit von Menschen
ausdrückt, einerseits durch besänftigendes Gemeinschaftsbedürfnis und
Lebenslust, andererseits eben auch durch Angriffslust und Streit.
Sicherlich ist zu hinterfragen resp. zu unterscheiden, warum Menschen,
deren unausweichlich innewohnende Doppelwertigkeit sich letztlich in
innere Zerissenheit ausgeformt hat und damit zu augenscheinlich
ambivalenten Verhaltens- und Ausdrucksweisen führt.
Es ist nicht selten die Furcht oder auch schlichtweg Abscheu vor dem
Leben, vor anderen Menschen, die im Widerstreit mit dem ebenso zutiefst
verankerten Herdentrieb einen Teufelskreis bilden, so wie Nietzsche das
beschreibt; er muss es ja schließlich wissen – kaum ein anderer hat das
am eigenen Leib so drastisch erlebt wie er, doch nur er konnte es auf
diese herausragende literarische Ausdrucksweise verdeutlichen.
Furcht - und daraus resultierende Abscheu - vor dem Leben, vor dem
gesellschaftlichen Umfeld führt dazu, (aus isolierter Position heraus)
das Mittelmaß, die Doppelmoral und natürlich auch Niederträchtigkeit der
sog. breiten Masse gnadenlos zu verurteilen. Im Herdentrieb (ob man ihn
sich zugesteht oder nicht) liegt die Ursache für diesen Teufelskreis,
der viele Menschen auf fatale Weise gefangen hält.
Auch in seiner abgemilderten Form des „man“, also dem zumeist selbst
erzwungenen Konformismus „man macht das so!“ als die gesellschaftlich
oktroyierte Übereinstimmung mit Normen, Moden, Verhaltensweisen etc.
(Heidegger widmete in „Sein und Zeit“ ein ganzes Kapitel diesem „man“),
kann man sich in einem „Teufelskreis“ begeben, der jeglich individuelle
Kreativität schlichtweg absterben und in Destruktivität wandeln lässt.
So kommt es doch darauf an, sich dem benannten Teufelskreis zu entziehen
und das sicher nicht, indem man (sic!) sich dem Mittelmaß einer
Gesellschaft anzugleichen sucht, sondern durch eigene, kreative Impulse
auf das gesellschaftliche Umfeld einzuwirken versucht; das gelingt aber
definitiv nicht durch abgrundtief, destruktive Fundamentalkritik, wie
sie Waldemar hier zu meinem großen Unmut immer wieder einbringt.
Bester Gruß! - Karl
PS:
jh: Da ist auch noch mein "Von-oben-herab", wenn ich mich nicht so recht
mit Sachen beschäftigen kann, für die ich die üblichen Wörter nicht
gebrauchen kann. Warum sollte jemand meinen Rat annehmen? Und wenn ich
ihn trotzdem gebe, dann bin ich im Teufelskreis: Ich muss um
Entschuldigung bitten. Und bald danach um Entschuldigung dafür, dass ich
immer wieder um Entschuldigung bitte. Dann würde ich besänftigt werden,
und müsste mich mit der Besänftigung beschäftigen, und mich bedanken?
Aber lieber nein, ich frage lieber nach Rat.
In diesen Teufelskreis würde ich nicht eintreten! Wofür entschuldigen
und sich dafür wieder entschuldigen!? Deine Beiträge sind essentiell
wichtige Denkanstöße, nicht minder wert, als ich z.B. jene von Ingo
schätze - sie liegen in Art und Ausführung weit auseinander, aber das
ist doch geradewegs der Gewinn aus dem hier im Forum betriebenen
Gedankenaustausch. Man sollte ihn jedoch kreativ und nicht destruktiv
betreiben, wie ich das an Waldemar kritisiere.
Am 16.10.22 um 07:51 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Am 16.10.22 um 01:11 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb
so einiges als Replik auf Waldemars, siehe unten
"... 99% aller menschen sind unsensible, empathie-vorgeschädigte idioten."
Wenn schon, denn schon, dann schließe ich mich an, setze aber die Zahl
100 statt 99 hin. Vielleicht gehört das Wort "oft" oder "manchmal"
in
den Satz. Aber dann wäre der Satz abgeschwächt. Mit dem nicht
abgeschwächten Satz werde ich selbst zum Kreter. Dem entziehe ich mich
jetzt nicht. Aber folgt darauf nicht Revolution? Dann muss von Null
angefangen werden, ich muss auch von Null anfangen, dann kann ich dem
anderen kein "du auch" an den Kopf werfen. Einverstanden mit der
Revolution, in Gedanken, aber wie kann das gehen? Von was können die
100% denn ausgehen? Ich habe zwar einen Ansatzpunkt, und zwar können
die Ideale berücksichtigt werden, die jeder hat, nicht nur "meine",
und die Fehler müssen eingesehen werden. Wenn alles von Null anfängt,
was dann mit den Fehlern der Vergangenheit? Sollen, können, müssen sie
unter den Tisch gekehrt werden? Ich könnte oder jeder könnte sagen:
Eigentlich ja. Aber das wäre zu einfach geantwortet. Ach jetzt habe
ich Lust bekommen, auch so einen Satz zu sagen: "100% aller Menschen
denken: Der Blick auf Fehler ist gut, auch auf meine eigenen, zuerst
jedoch auf die Fehler der anderen, und aus meiner Rede zu den Fehlern
der anderen soll jeder erkennen, was meine Ideale sind." Und als
Nachweis, dass jeder so denkt wiederhole ich den Satz, den ich immer
wieder höre, von anderen: "Es kann doch wohl nicht sein, dass ...
(dieses Übel als normal angesehen werden kann) ...", und denke nicht
gerne daran, dass auch ich den Satz manchmal (oder oft?) so sage, oder
vielleicht sogar denke.
Zu den Festen hat Friedrich Nietzsche ausgiebig geschrieben. Also
verweise ich auf ihn. Das hierhin zu bringen ist eine Lehrerhaftigkeit
meinerseits. Denn nicht jeder hat den Zugang zu allen Schriften. Da
ist auch noch mein "Von-oben-herab", wenn ich mich nicht so recht mit
Sachen beschäftigen kann, für die ich die üblichen Wörter nicht
gebrauchen kann. Warum sollte jemand meinen Rat annehmen? Und wenn ich
ihn trotzdem gebe, dann bin ich im Teufelskreis: Ich muss um
Entschuldigung bitten. Und bald danach um Entschuldigung dafür, dass
ich immer wieder um Entschuldigung bitte. Dann würde ich besänftigt
werden, und müsste mich mit der Besänftigung beschäftigen, und mich
bedanken? Aber lieber nein, ich frage lieber nach Rat.
JH
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Am 15.10.2022 um 22:38 schrieb waldemar_hammel über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
.. 99% aller menschen sind unsensible,
empathie-vorgeschädigte idioten.
Ich nun, als einer von „99% unsensibler, empathie-vorgeschädigter
Idioten“, kann immerhin feststellen, dass ein nahezu alle Idioten
dieser Menschheit überragendes Genie nicht in der Lage ist,
Wortspiele zu erkennen.
Du solltest also diesbezüglich Nachhilfe bei Joseph nehmen, der sich
mit Wörtern exzellent auskennt und sehr wahrscheinlich erkannt hat,
welches Festmahl an Puterichen etc. gemeint war. Puten, Enten sind
nicht meine Favoriten als „Festmahl“, Kirchweih als traditionelles
bayerisches - in fröhlicher Gemeinschaft begangenes - Fest hingegen
schon.
„Kirchweih“ war das Schlagwort resp. Reizwort für Dich, um unbedacht
reflexhaft Deinen Hass gegen Religion auszubringen. Wie jämmerlich doch!
Und Du könntest diesem zwanghaften Reflex zu Gejammer und
Menschenverachtung entkommen, wenn Du Dich geradewegs endlich
leibhaftig unter Menschen begeben würdest. Dann solltest Du in dieser
Gesellschaft ein Beobachter und kein Alleswisser, kein Spielverderber
sein, um zu erkennen, welch großartige Geschöpfe auch Menschen sein
können, nebst Deinen geschätzten Tieren.
Und wenn Du dann immer noch von 99% Idioten sprichst, braucht sich
keiner dieser Idioten mit Dir abgeben: warum? Sie werden bemerken,
dass Du es bist, der nichts, aber auch wirklich nichts mit ihnen zu
schaffen haben will!
Du bist alt genug um Petula Clarks Song noch zu kennen; er könnte
Abhilfe bieten:
When you're alone and life is making you lonely
You can always go
Downtown
When you've got worries all the noise and the hurry
Seems to help I know
Downtown
Just listen to the music of the traffic in the city
Linger on the sidewalk where the neon signs are pretty
How can you lose?
The light's so much brighter there
You can forget all your troubles, forget all your cares
So go downtown
Things will be great when you're
Downtown
No finer place for sure
Downtown
Everything's waiting for you (downtown, downtown)
Don't hang around and let your problems surround you
There are movie shows
Downtown
Maybe you know some little places to go to
Where they never close
Downtown
Just listen to the rhythm of a gentle bossa nova
You'll be dancing with 'em too before the night is over
Happy again
The light's so much brighter there
You can forget all your troubles, forget all your cares
So go downtown
Where all the lights are bright
Downtown
Waiting for you tonight
Downtown
You're gonna be alright now (downtown)
Downtown
Downtown
And you may find somebody kind to help and understand you
Someone who is just like you and needs a gentle hand
To guide them along
So maybe I'll see you there
We can forget all our troubles, forget all our cares
So go downtown
Things will be great when you're
Downtown
Don't wait a minute more
Downtown
Everything's waiting for you (downtown, downtown)
Downtown
(Downtown)
Downtown ....
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