Am 14.02.23 um 23:45 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
... Abgesehen davon, dass dieses Beispiel ja nun
wirklich nichts mit
der in diesem Zusammenhang thematisierten Emergenz zu tun
hatte, ...
Ja, wo ist sie geblieben? Ich kann nicht schlafen, weil das Wort mir
ständig im Kopf umhersaust, und ihr macht munter weiter mit anderem.
An diesem Beispiel sieht man, wie schnell eine
Argumentation falsch
bzw. gar nicht verstanden werden kann und das hängt - wie oft
hier schon
angeführt - sehr sicher auch damit zusammen, dass wir uns nur
schriftlich und zudem nur auf rein textlicher Ebene, d.h. ohne
erläuternde Bilder, austauschen können. Zudem fehlt jegliche
Parasprache, wie Gestik etc., aus der man entsprechende Reaktionen eines
Gesprächspartners unmittelbar ableiten könnte.
Richtig!
So weit - so gut, oder eben auch nicht. Emergenz ist
nach wie vor für
Waldemar ein Reizbegriff, einerlei, wie dieser auch in Wikipedia
m.E.
zutreffend beschrieben ist, denn alles, was er nicht anfassen kann, ist
ihm suspekt.
Wenn ich mal begrifflich mit schreiben darf: Mir ist der Begriff auch
nicht geheuer. Er hat subjektive Anteile: Ich finde eine Höhle als
Regenschutz, und schon habe ich das Wort Emergenz parat. Ich sehe den
Putin-Tisch und schon sage ich: Emergenz! Wie viele Beine hat er? Und
dann ist der Begriff ein Oberbegriff für viele andere. Diese Eigenschaft
eines Oberbegriffs ist, dass er universal gegenüber den (unteren)
Begriffen gebraucht werden kann. Denn es kann ja sein, dass jeweils
etwas anderes vorliegt, das ist aus dem Wikipedia-Artikel zu erlesen,
und aus den von mir gezeigten Extrembeispielen. Eine andere Eigenheit
der Oberbegriffe ist, dass sie von den unteren Begriffen ablenken, hoch
oben beschäftigt man sich nur noch mit hohen Begriffen. Ein Beispiel:
Überall wo ich etwas erlebe, das mir gefällt sage ich "die Liebe ist am
Werk" und wenn etwas mir nicht gefällt, "das Böse ist am Werk". Es gibt
andere Oberbegriff-Wörter: der Kapitalismus, der Kommunismus, die
Arroganz, und unmerkliche, etwa die Gedankenlosigkeit, die man oft sagen
kann, sehr oft. Also hier geht es in Richtung Brauchbarkeit des
Begriffs, diese entspricht einer dritten Seite. Hinzu kommt noch die
Wertung, also die Frage, ob der Begriff ein dichter ist. Eine vierte
Frage ist, ob ihm eine eine unnatürliche Gruppierung entspricht, siehe
bei Kladistik (
https://de.wikipedia.org/wiki/Kladistik, polyphyletisch,
Würmer: eine unnatürliche Gruppierung.). Diesen Absatz hätte ich nur mit
viel Mühe in der Wörtersprache schreiben können. Der Wortgebrauch hat
schließlich anfänglich nichts mit der Sache zu tun, ich denke hier an
den Kratylos-Dialog des Platon. Und zusätzlich zur Vorsicht ist es oft
angebracht, kurz nach dem "Empfinden von Emergenz" sich an die Sache ran
zu machen, und nicht bei Rätseln oder staunend so wie von Angst fixiert
stehen zu bleiben.
JH