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Betreff: Re: [Philweb] Psychologische Gesetzmäßigkeiten und der Freie Wille
Datum: Mon, 2 Oct 2017 13:48:36 +0200
Von: waldemar hammel <waha3103x(a)googlemail.com>
An: Philweb(a)lists.philo.at, Rat Frag <rat96frag(a)gmail.com>
Am 01.10.2017 um 11:37 schrieb Rat Frag via Philweb:
Man müsste also eine Ethik ohne Verantwortung
erschaffen.
der praktische sinn und nutzen von moralen und ethiken ist doch,
dass man anhand der von ihnen vorgebenen rahmen verstöße erkennt und
ahnden kann,
womit diese konstrukte ohne damit verbundene verantwortungen doch
gegenstandslos wären ?
und man hat ja nur den individuell einzelnen als materiell greifbar, um
ihn zur verantwortung zu ziehen.
früher, als wir noch in horden/ kleingruppen/ "tribus" lebten, konnte
man bei verstößen die ganze horde zur rechenschaft ziehen,
zb pflegte "jachwe" auffallenderweise stets das "gesamte volk israel"
zu
bestrafen (falls nicht nur einzelne stämme),
wobei er aber bereits ausnahmen machen musste, zb im fall
sodom+gomorrha, und bei noah,
das ging dann bereits von "sippenhaft" richtung
"einzeltäter-bestrafung",
und im alten islam sogar noch einen denkschritt weiter,
zb einen dieb nicht insgesamt als person abstrafen, sondern nur die
stehlende hand abhacken
(als man begriff, dass hände vom hirn gesteuert werden, hackte man halt
die köpfe ab,
und im modernen amerika ist es wieder üblich, den ganzen kerl per
giftspritze usw zu bestrafen,
mit guter logik übrigens, denn ein "nur" entfernter kopf kommt ja auf
dasselbe heraus)
der hintergrund des problems ist, dass jeder "text" nur im rahmen eines
"kontextes" interpretierbar ist = einen sinn ergibt,
soll heißen, kriminell/verstoß/versagen/falschmachen sind immer nur
epiphänomene,
die im rahmen mensch+environment erscheinen können,
zb benötigt ein frauenmörder, so zynisch es klingen mag, frauen, um zum
mörder werden zu können =
ohne frauen keine frauenmörder, ohne banken keine banken-ausrauber, usw
und konventionell wird einfach per setzung angenommen, dass dabei eine
seite agiert, und die gegenseite passiv erleidet,
womit man die agierenden, die akteure, natürlich dann haftbar machen kann.
aber wie soll es sonst, ohne solche aktiv/passiv setzung gehen?
real gibt es nie "wirkung" einer seite, sondern immer nur
wechselwirkung, aber solche ist abstrakt,
und daher nicht be-greifbar, nicht an-greifbar zum bestrafen,
und meist sind die arenen nicht nur bi-polar, akteur+erleidender,
sondern ein netzwerk aus multipolaritäten,
und diese auch noch graduell abgestuft und nur situativ-einmalig im
nachhinein mit viel glück halbwegs rekonstruierbar.
daher muss man aufwand/nutzen mit bedenken, und da macht es dann
durchaus sinn,
einen ethik/moral-verbrecher als individuellen einzeltäter zu
konstruieren und zur rechenschaft zu ziehen,
wobei garnicht bestritten wird, dass dies (soziale) konstruktionen und
somit setzungen sind (und nix absolutes).
ich bin ein gerne sehr fortschrittlicher mensch, aber aus meiner sicht
braucht es garkeine neuen und/oder neuartigen ethiken und moralen,
es brauchte, wie historisch seit je, vielmehr menschen, welche sich an
die bestehenden ethiken und moralen halten würden,
und zwar nicht, weil vergehen dagegen strafbewehrt sind (also aus angst
sich daran halten),
sondern aus inneren überzeugungen heraus,
und diese menschen gibt es natürlich quasi nicht,
weil ethiken und moralen eben nicht frei-erfunden sind, sondern genau
solches monieren und tabuisieren,
was mensch naturveranlagt am liebsten macht, zb töten, kaputtmachen,
zerstören, kannibalisieren, missbrauchen, usw
die strafgesetzbücher (aller zeiten) enthalten weit treffender die
anthropologie (des menschtieres) als sämtliche schönen menschenbilder
aller zeiten:
wenn ein alien wissen wollte, wie/was mensch ist, müsste er nicht
religionen, ethiken, moralen gucken,
sondern lediglich die strafgesetzbücher lesen ...
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