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Am 19.10.2020 um 12:23 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Am 18.10.2020 um 02:42 schrieb K. Janssen via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
„Gibt es überhaupt das Huhn und das Ei?“.
Selbstredend ja; es gibt beide! (Real in unserer Lebenswelt - als Idee in Platons Welt
:-)) Die Frage bleibt jedoch: Was war zuerst – Huhn oder Ei?
Wir hatten vor einiger Zeit hier darüber geschrieben. Ich hatte diesbezüglich auf Eschers
Bild der sich selbst zeichnenden Hände verwiesen. Wenn man dabei lediglich die sich
gegenseitig zeichnenden Hände in Betracht zieht, hat man die Analogie zu „Chicken or Egg -
which came first?“. Die Antwort kann nur lauten: Es muss ein „Drittes“ geben – in Bezug
auf Escher: Es ist Escher, der das Bild malte. Die Frage bleibt demnach: Wer „malte“ Henne
und Ei? Keiner, möchte ich sagen; dem Geschehen liegt das Phänomen der Verschränkung
zugrunde. Und nochmal bin ich bei den Quanten angelangt ….Ob diese Reduktion darauf mich,
bzw. uns hier weiterbringt?
Hi Karl,
mich wundert, dass das „Henne-Ei“-Thema hier immer wieder auftaucht, halte ich es doch
für ein Scheinproblem; denn beide sind ja schlicht der Natur erwachsen wie alle
Lebewesen.
Jetzt versuche ich nur kurz (da gerade mobil unterwegs) auf Deine Argumentation
einzugehen.
Das Henne-Ei-Thema wird wohl tatsächlich (wie Du unten anführst) dann zum Problem, wenn
man es systemisch betrachtet, was aber dem sog. Alltagsverstand (Hausverstand) geschuldet
ist. Man sieht das Küken aus dem Ei schlüpfen und ist sich sicher, dass dieses Ei nur von
einer Henne gelegt sein kann und sieht dann natürlicherweise diesen Kreislauf als
gerichtet an. Dass man bei näherer (insbesondere bio-chemischen) Betrachtung dieses
Zusammenhangs einen verwobenen Kreislaufprozess erkennt, führt ein Stück weit aus dem
„Problem“ hinaus, ohne jedoch beide Lager (das der Systematiker wie eben der Bio-Chemiker)
zusammen bringen zu können.
Verbundene Kreislaufprozesse, wie beispielsweise
Eigens Hyperzyklen, lösen das Problem ebenso wie die stabilen Lösungen der entsprechenden
Replikatorgleichungen. Zeitlogisch wird es sich auch behandeln lassen, nur den
Systematikern scheint es nach wie vor umzutreiben. Mit einer „Quantenverschränkung“ haben
verwobene Kreislaufprozesse nichts zu tun
Mit Verschränkung (an Eschers-Zeichnung verdeutlicht) meinte ich jedoch nicht die
isolierte Sicht auf die üblich quantenmechanische Definition von Verschränkung zweier
Elementarteilchen, sondern (wiederum systemisch) eben die von Dir so beschriebenen
„verwobenen Kreislaufprozesse“. Und warum sollte man nicht (bei aller spezifischen
Auslegung diesbezüglicher Terminologie) verwobene Prozesse als eben verschränkte
bezeichnen können.
Der „Dritte“ im Bunde ist der Kontext, hinsichtlich
der Replikatorgleichungen die Analysis, hinsichtlich des Bioreaktors der Stoffwechsel und
hinsichtlich der Lebensentstehung die Biosphäre.
Es muss ein Drittes geben, schrieb ich und das ist geradewegs der „Kontext“, wenn
man Henne und Ei (im übertragenen Sinn) als konkret „textuelle“ Ausformung entsprechend
ihrer kontextuellen Kodierung betrachtet. Kontext selbst ist dann tatsächlich jener, wie
von Dir beschrieben.
Was unserer beiden Sicht darauf wohl (nur scheinbar) unterscheidet ist, dass ich die
jeweiligen Prozesse (analytische, stoffwechselnde und biosphärische) einer quasi
übergeordneten Ordnungs- resp. Informationsstruktur als das eigentlich Dritte zuordne,
scheinbar also unterordne. In Wirklichkeit ist das aber keine Unterordnung und somit nicht
als klassisch hierarchisches Gebilde (etwa als demgemäßes Verhältnis zwischen Schöpfer und
Schöpfung) zu sehen. Das Wesen der Verschränkung (strange loops) ist ja gerade, dass sich
die quasi hierarchisch zugeordneten Ebenen im Sinne von Entelechie ungerichtet
gegenseitig bedingen, deren Interaktion (Karen Barad nennt es daher Intraaktion) zu
verstehen und zu beschreiben, uns noch sehr viel Kopfzerbrechen bereiten wird.
Die uns gerade nervenden SARS-CoV-2 führen ja täglich
millionenfach vor wie es geht, ?[...] Die vielfältigen Immunantworten ebenso wie die
Details des Zellstoffwechsels und der Lebensentstehung sind nur ansatzweise verstanden und
bieten dem interessierten Zeitgenossen wie dem ausgewiesenen Experten noch viel
Erkenntnis- und Heilungsfortschritte.
Mi diesem optimistischen Ausblick (auch wenn es, angesichts des hier soeben angeordneten
„Lockdowns“ schwerfällt) will ich für den Moment hier schließen.
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl