Am 10.09.2024 um 19:51 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
lustig:
biblische schöpfungsgeschichte + kommentar Émilie du Châtelets (einer mitarbeiterin
voltaires auf schloss Château de Cirey bei der übertragung Newtons)
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89milie_du_Ch%C3%A2telet
„Wie amüsant, dass die ersten drei Tage [der Schöpfungsgeschichte] durch Abend und Morgen
begrenzt wurden, bevor am 4. Tag die Sonne erschaffen wurde.“
Warum hebst Du mit diesem Literaturhinweis auf eine Schöpfungsgeschichte ab, die heute als
Dokument einer vorwissenschaftlichen Epoche zu sehen ist, einer Zeitspanne in der
Menschheitsentwickung, wo der Blick auf den gestirnten Himmel, diesen quasi als „Zeltdach“
über der angenommen einzigen Erde erscheinen ließ.
Es ist das Problem der Klerikalen, sich noch der Sprache dieser Epoche zu bedienen, die
Sprache eines längst obsoleten Mythos.
Dabei gibt es Möglichkeiten, aus diesen Werken (etwa die Schöpfungspsalmen, die offenbar
in Anlehnung an jene der ägyptischen Psalmen) diese Passagen herauszuarbeiten, die den
Schöpfungsbericht in der Art entmythologisieren, wie dies im Johannesevangelium ja
durchaus geschildert ist:
„Im Anfang war das Wort / und das Wort war bei Gott / und das Wort war Gott / In ihm war
das Leben und das Leben war das Licht der Menschen./ Alles ist durch das Wort geworden….“
Das, resp. ein Wort als Ursprung könnte auch für Nichtchristen eine annehmbare
Vorstellung sein, sofern man es etymologisch im semantischen Kontext als primordiales,
vornehmlich immaterielles Element, gewissermaßen als Ur-Atom versteht.
Das setzt aber ein integratives Verständnis voraus, mit dem ein Bogen über die Epochen der
antiken bis in die heutige Zeit gezogen wird.
Gegenwart lässt sich nicht ohne Kenntnis der Vergangenheit erklären. Es ist auch eine
Frage der in diesem Zeitraum erfolgten Bewusstseinsentwicklung der Menschen, somit auch
der damit einhergegangenen Sprachentwicklung. So schließt sich der Kreis auf das eingangs
Geschriebene: Die Sprache des Klerus muss sich der heutigen Zeit anpassen, um überhaupt
noch die Chance zu haben, Religion und damit ein Gottesbild, resp. die Vorstellung einer
transzendentalen Wesenheit zu vermitteln. Auf absehbare Zeit sehe ich dazu kein Vermögen
und vermutlich nicht einmal den Willen hierfür. So lebt man diesbezüglich weiterhin in den
„Blasen“ eines absurden Religionsverständnisses bis diese entweder platzen oder in sich
zusammenfallen.
Lustig ist das nicht - diese Aussicht auf eine gottlose - sprich geistlose Welt.
„God is a feeling“ oder eben die Empfindung von „Allgeborgenheit“. Wer wollte schon darauf
verzichten?
KJ