Am 04.03.21 um 11:25 schrieb K. Janssen,
hier eine Antwort vorab:
Hallo Karl,
trotzdem kurz was. Ich denke, dass dein Wissen zu allem möglichen
Verstehen und Missverstehen, entschuldige, nicht vollständig ist. Meins
auch nicht, ok, aber ich kann ja noch liefern. Ich verweise auch mal auf
meine Nutzung von Stegmüller:
https://weltordnung.de/12%20Chaos%20in%20der%20Sprache.pdf, es sind nur
2 Seiten. Es gibt nicht nur Perspektiven. Es gibt auch den Versuch, so
zu denken, wie der andere, dann gibt es wenige Missverständnisse und bei
Erfolg gar keine. Andererseits: Dass das Zugehen zur Sache des anderen
nach Habermas-Methode voll daneben trifft, habe ich schließlich schon
gezeigt. Vor dem System des Wittgenstein bin ich vorsichtig. Er machte
Sätze, wie wir alle, mit Wörtern der Umgangssprache. Darin liegt eine
Tücke, die ich umgehe bzw. zu umgehen versuche. Allein daraus ergibt
sich für mich (leider) ein Zwang zum Minimalismus. Weil die Sätze so
"gut" bei Wittgenstein sind, können darin viele Fehler stecken, die für
mich Laien nicht erkennbar sind, und übrigens für andere auch. Sogar das
Privatsprachenargument ist mir nicht ganz geheuer. Das im sprachlichen
Bereich. In dem, was "unsere" Belesenen schreiben, stecken viele Fehler,
eben weil es gar nicht wahrscheinlich ist, so viel Richtiges zu
schreiben. Wenn sowas in der Naturwissenschaft möglich wäre, hätte
Einstein das was er auf wenig Papier schrieb, mit langen Büchern noch
besser geschrieben, was sehr unwahrscheinlich gewesen wäre: Jetzt
verstehen ihn mindestens einige Auserwählte. Umgekehrt, wenn er so viel
Text, Formeln usw. geschrieben hätte wie die Belesenen oder wie ein Dr.
Mabuse, dann hätten wir jetzt wahrscheinlich alle Probleme der Welt
gelöst, zumindest auf Papier, also nicht nur Qualität, sondern
zusätzlich Quantität der Qualität. Anders gesagt: Die Sätze des
Wittgenstein greifen bei mir nicht direkt. Eine Übersetzung für mich ist
sehr mühsam. Die Unterschiede der Zugangsweise sind zu groß (siehe oben
Stegmüller). Meine Zugangsweise beginnt übrigens sehr einfach: Ich gehe
nicht von Wissen aus, sondern davon, dass ich nicht weiß, was in den
Personen vor sich geht, es ist sozusagen eine Nicht-Wissens-Hypothese.
Im Extremfall kann ich sogar niemandem eine Absicht unterstellen.
Gestern fand ich einen Textauszug aus einem Buch, der analog dazu sich
mit Lügen vor Gericht befasst:
https://www.ius.uzh.ch/dam/jcr:cce6951a-d769-4e22-bec1-26dff80452be/Thommen….
Was das mit dem Thema zu tun hat, mag jeder selbst herausfinden, ich bin
kein Sokrates.
Gruß
Joseph