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Am 07.12.2020 um 12:30 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Am 06.12.2020 um 03:00 schrieb K. Janssen via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Einstein mit W de Sitter 1932, in einem vereinfachten Denkmodell ohne kosmologische
Konstante.
Hi Karl,
Ideen sind ein „Geistiges“ (in Anlehnung an
Wittgenstein – „wo kein Körper ist“), das sich in nahezu unübersehbarer Fülle materieller
Ausformungen (Idee in Form bringen) verkörpert. Diese „Brückenfunktion“ zwischen Geist und
Materie ist genuiner Ausdruck von Kreativität und damit das entscheidende
Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier.
Ideen für Gedankenexperimente, die dann auch noch algorithmisch und technisch
funktionieren, sind großartig, aber warum daraus so etwas wie einen Brückenschlag zwischen
Geist und Materie machen? Die Quarks in den Protonen und Antiprotonen ebenso wie die
W/Z-Bosonen sind Elementarteilchen mit vielerlei Eigenschaften. Hinsichtlich ihrer
Ruhemassen lassen sie sich in gleicher Weise als Materie bezeichnen. Ebenso kann ich
natürlich Gedanken (und Ideen als Gedankenblitze oder einfallende Gedanken bzw. Einfälle)
in irgendeiner Hinsicht als Geist auffassen. So einfach wie bei der Materie ist es
allerdings beim Geist nicht. Lediglich die übervereinfachende Umgangssprache suggeriert,
dass wir uns bei irgendwelchen Worten doch stets etwas denken sollen.
In der Physik ist der Abstraktor Materie nicht wesentlich,
Warum denn nicht, wenn es dabei um einen Wechsel zu einem anderen Gegenstandsbereich gehen
soll?
warum sollte es der Abstraktor Geist in der
Philosophie sein?
Weil Geist in sich Abstraktion ist und als solche einzig (als abstrakte) Sicht auf sich
selbst), eine Ahnung dieses rätselhaften Phänomens vermitteln kann.
In der Physik formuliere ich für ein
Gedankenexperiment einen Algorithmus und realisiere ihn technisch; denn "Technik ist
reales Sein aus Ideen durch finale Gestaltung und Bearbeitung aus naturgegebenen
Beständen", wie Dessauer sie einstmals umschrieb. Und Physik als quantitative
Experimentalwissenschaft ist die auf Mathematik und Technik basierende Wissenschaft der
Physis bzw. Natur. D.h. der „Geist" der Physik ist die Mathematik und ihre
„Materie" ist die Natur - und Naturverstehen ihre erste Aufgabe.
Traditionell wird die Philosophie in Abgrenzung zu den Natur- zu den
Geisteswissenschaften gerechnet, jedenfalls im Deutschen. Angelsachsen zählen sie im
Unterschied zu Science zu den Humanities. Insofern Philosophie keinen besonderen
Gegenstand bedenkt, könnte sie als Universalwissenschaft vom Menschen aufgefasst werden.
Philosophie als reflektierende Denkwissenschaft ist die auf Sprache und Logik basierende
Wissenschaft der Kulturen bzw. Zivilisationen. D.h. der „Geist“ der Philosophie sind
Sprache und Logik,
Nur, insofern man Sprache und Logik als Werkzeuge des Geistes definiert; für meine
Begriffe sehe ich Sprach- und Logikvermögen eher als „geistiges“ Vermögen und in dessen
konkreter Ausformung bzw. Anwendung beruht Philosophie auf Logik und Sprache.
ihre „Materie“ die Kulturen - und Kulturkritik ihre
erste Aufgabe.
Wieder sind wir nun im „Spannungsfeld“ zwischen
„Geist“ und Körperlichkeit (Materie) angekommen. Immer noch fehlt hier im Forum eine
konsensfähige Begrifflichkeit von „Geist“, wobei diesem Manko auch nicht mit der
Behauptung abgeholfen ist, Geistiges existiere schlichtweg nicht.
Warum muss es einen Konsens darüber geben, was mit „Geist" gemeint sein könnte?
Mit Konsens meinte ich nicht „Gleichklang“ (der ohnehin kaum zu erzielen ist und auch
nicht sein muss), sondern eher ein Übereinkommen darüber, dass Du unter „Geist“ etwas
anderes verstehst als eben ich, wir uns dennoch gegenseitig (ohne Beharren auf eine -
ohnehin nicht objektiv begründbare - Deutungshoheit) die jeweilige Ansicht zugestehen.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal klarstellen, dass ich weit entfernt von
„Geisterglauben“ bin. Vermutlich habe ich es entweder nicht hinreichend vermocht, dieses
in meinen bisherigen Darlegungen zu verdeutlichen, oder man will es nicht wahrnehmen, da
ich von Haus aus in die Ecke „vergeistigter“ Dogmatiker geschoben werde. Dogmatik jedoch
(vornehmlich der von Religionen) liegt mir gänzlich fern und insoweit natürlich auch die
darauf aufsetzenden Ideologien resp. Religionen (in Bezug auf deren Kanonik)
Ebenso wie die Physik ohne „Materie“, kommt auch die
Philosophie ohne „Geist“ aus.
Das verstehe ich nicht oder total falsch!
Physik als die Lehre von der Physis kommt ohne (Betrachtung) von Materie aus?
Philosophie als die Lehre vom Wesen der Welt und des (menschlichen) Geistes, kommt ohne
„Geist“ aus. Was ist mit der Philosophie des Geistes als Teildisziplin der Philosophie?
Hat mir Covid-19 den Geist aus dem Gehirn geblasen?
Man könnte objektiv gesehen (dieses Korrektiv fehlt hier bei unserer Diskussion vor
„leeren Rängen“) doch feststellen, das hier mit „Geist“ sehr unterschiedliche
Begrifflichkeit zugrundegelegt wird. Und das meinte ich eben (auch) mit diesbezüglich
fehlendem Konsens.
Wer jedoch keinen inneren Zugang zu Geistigem hat, also auf puren Materialismus gemünzt
ist, wird schlichtweg nicht nachvollziehen können, was ich mit „Ideen sind etwas
„Geistiges“ ausdrücken wollte und dies definitiv weit jenseits irgendwelchem
„Geisterglauben“.
Was es gibt sind Natur und Kultur. Reicht das nicht
als Konsens? Davon ausgehend kann ich (wie oben angedeutet) Physik treiben und
Philosophieren. Du erscheinst mir in Deinem Geisterglauben
Dito.
ähnlich dogmatisch wie Waldemar in seiner
Geisterablehnung,
Das ist nicht nur Ablehnung, sondern irrational angelegter Furor mit persönlichen
Schuldzuweisungen!
Bester Gruß an Dich und in die (wenngleich unwahrnehmbare) Runde! - Karl
PS: zu Smolin komme ich demnächst ... und damit zu Physik mit Materie (langsam zweifle ich
an mir!)
nur weniger polemisch.
Es grüßt,
Ingo