Am 19.02.2021 um 11:48 schrieb Ingo Tessmann via Philweb
Am 16.02.2021
um 17:16 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich via Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Deine Staubkörner, lieber Waldemar sind ja als kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare
Kohärenzen gegeben. Sie sind Ausgangspunkt von räumlicher und zeitlicher Erstrekung, und
sie können mit anderen Kohärenzen interagieren.
Hi Thomas,
bevor ich mich wieder in Deinen vielen Worten verliere, fangen wir lieber mit dem Wort
„Staubkorn“ an. Was allerdings Waldemars Körner sein sollen, weiß er wohl nur selber, ich
werde sie fortan "Hammmel-Körner“ nennen. Aber was meinst Du damit?
"Kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare Kohärenzen“? Das verstehe ich ebenso
wenig. Vielleicht etwas, das mit sich im Einklang ist?
....
Von den physikalischen Photonen ausgehend könntest Du dann gleichwohl einen kühnen
Übergang in die "Lebenswelt der Biophotonen" wagen. Ein unter Physikern
umstrittenes Forschungsfeld, denn zunächst sind „Biophotonen" einfach ausschließlich
von Lebewesen emittierte Photonen in speziellen Intensitäts-, Frequenz- und
Polarisationsbereichen. Als gerade noch detektierbar sind sie von Esoterikern natürlich
auch schon mit so etwas Vagem wie "Charisma", "Aura" oder „Karma“ in
Verbindung gebracht worden.
....
5. Die Strahlung koordiniert alle biochemischen
Prozesse in den Zellen (intrazelluläre Kommunikation) und überträgt Informationen auch
über die Zellen hinaus (interzelluläre Kommunikation).
6. Die Strahlung ist nicht auf den optischen Bereich beschränkt, sondern erweitert sich
im Spektrum nach einem f = const. - Gesetz (wellenlängenunabhängige
Besetzungswahrscheinlichkeit im Phasenraum), in das auch die Wärmestrahlung des
biologischen Systems passt.
7. Die Strahlung ist der eigentliche Regulator und Informationsträger im Lebewesen.
Hinsichtlich der "kleinst-nachweisbaren und kleinst-denkbaren Kohärenzen“ wären mir
so etwas wie "Kosmo-Photonen“ oder Kosmonen sehr viel plausibler als „Staubkörner“.
Wie zuletzt von mir beschrieben, sind wir mittlerweile (im Auf und Ab
gemäß Josephs trefflicher Schilderung) in diskursiver Betrachtung
unserer Lebenswelt befangen.
Waldemar sprach von bottom-up and top-down und verharrt in seiner Sicht
auf Welt und Kosmos bei Staubkörnern in Planckeinheit (den sog.
Hammel-Körnern). Dazu gibt es nun auch „Fröhlich-Körner als
kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare Kohärenzen“. Und wenn wir nun
im Bemühen, Welt und Universum „begreifen“ oder gar erklären zu wollen,
im Teilchenbereich kosmischen Staubs (dem so gern von der Esoterik
vereinnahmten Sternenstaub) angelangt sind, liegt es nahe, diese
„staubige Atmosphäre“ in Richtung „Kosmo-Photonen“ zu verlassen.
Insbesondere die von Ingo T. benannten Punkte 5-7 (s.o) scheinen mir
(mit Strahlung als kohärenzbildendes und vor allem informationstragendes
Agens) den Blick auf das wesentlich verbindende Element hinsichtlich
eines ganzheitlichen Denkmodells zu sein. Dabei kommt es nicht
(unbedingt) darauf an, nun sogleich wieder den Begriff von Strahlung in
seiner Einzelheit zu hinterfragen, sondern ihn als quasi axiomatisch
gültigen Allgemeinbegriff für ein holistisches Weltbild.
Mir geht es bekanntlich immer um Information. Und um nun einer (ohnehin
unmöglichen) Diskussion, was denn Information wirklich sei,
auszuweichen, schränke ich auf den an Entropie gebundenen
Informationsbegriff ein; beziehe mich auf Susskinds (an
„Bekenstein-Hawking entropy“ orientierter) holographische Theorie,
wonach Information (unbeschadet des sog. „Information Paradox“) niemals
verloren geht:
„The new research explains how at least some information could be
preserved once a black hole disappears. As an object enters a black
hole, the temperature increases and raises the entropy level – a measure
of an object’s internal disorder.“
„A sheen of photons surrounding a black hole’s event horizon – the point
at which light cannot escape the extreme gravitational pull – may record
the hole’s entropy. The research centres on how the protons, known as
“soft hair”, store information associated with entropy.“
(Einfachheitshalber erspare ich mir die Übersetzung des
Scholarpedia-Eintrags)
Diese Zusammenhänge sind m.E. Voraussetzung für die von Ingo T. hier
seinerzeit vorgestellte Idee Smolins (in dessen Buch „Time Reborn“ bzw.
„Im Universum der Zeit“) einer zeitgebundenen Kosmologie, in der "das
Universum ein Prozess zur Ausbrütung neuer Phänomene und
Organisationszustände, der sich ständig erneuert, wobei er sich zu
Zuständen immer höherer Komplexität und Organisation entwickelt.“
Diese sich ständig fortsetzende Optimierung zu höherer Komplexität und
Organisationsform kann nur auf einen jeweils vorgängigen, allumfassenden
Informationsfundus aufbauen, der wegen seiner unvorstellbar hohen
Informationsdichte einzig holografisch gespeichert sein kann (wie mit
Susskinds „The Holographic Principle“ beschrieben).
Waldemar beteuert, die Welt zunächst im Kleinsten begreifen zu müssen,
um von dort in „höhere Sphären“ vordringen zu können, huldigt also also
dem Weg der Erkenntnis als einem bottom-up. So wie er (im Kontext unser
aller Bemühen hier, das Große und Ganze zu begreifen, penetrant immer
wieder bei Staub in Planckeinheiten, also den Hammel-Körnern verbleibt,
zeigt er jeweils damit ggf. nur die Untauglichkeit seines Denkmodells
auf. Ebenso wenig ist der Denkansatz eines radikalen top-down geeignet,
also Welt und Kosmos in seiner Ganzheit von einem irgendwie definierten
„oben“ (Gott und himmlische Gefilde etc.) begreifen zu wollen,
schlichtweg deshalb, weil kein Mensch das absolute „top“ kennt.
So bleibt nur beharrliches Weiterforschen, ein iteratives Voranschreiten
(in beiderlei Sicht auf das Kleine und Große und vor allem die Dinge
"dazwischen") und warum sollte man sich dabei nicht in die "Lebenswelt
der Biophotonen" wagen.
Dieses „Quantenphänomen“ ist bei Physikern der „alten Denkwelt“
vornehmlich deshalb strittig, weil der Quantenbegriff so schamlos durch
„New-Age“, Esoteriker, Pseudowissenschaftler usf. vereinnahmt wurde.
Dabei geht es diesen Leuten letztlich nur um die Rettung ihres ICH,
dieses jämmerlichen Ego, das man in eine wie auch immer gedachte,
phantastische Welt (in ein OBEN) retten will. Purer Religionsersatz!"
Damit möchte ich keineswegs ganzheitlich orientierte Denkansätze
kleinreden oder gar abtun; im Gegenteil sehe ich begriffliche
Vorstellungen wie etwa die von Charisma, Aura, Karma-Darma, Brahman,
Akasha, nicht als abstrakte Ausdrucksformen irrealer Weltverlorenheit,
sondern als von Menschen zutiefst empfundene, gefühlte Wirklichkeit
(dies allerdings nicht in üblich materieller Begrifflichkeit).
Brahman etwa, als das letzte Eine, selbst ohne Ursache, aus dem aber
alles entstanden ist und ständig wird; eine unvorstellbar schwere
Vorstellung für Materialisten!
Brahman könnte man als (das oben beschriebene) holografisch angelegte
Informationsfeld und damit auch als ein Energiefeld deuten und das
könnte im weiteren Sinne auch die koherente Quelle der von Thomas
beschriebenen semantischen Energie sein.
Wenn man nun sogleich wieder versucht, diese von Lebewesen fühlbare
Energie letztlich als Materie (im Sinne des Materialismus) zu
definieren, landet man geradewegs wieder bei „Hammel-Körnern“ und wir
fangen von vorne an. Mikroskopisch gesehen Sisyphusarbeit: man rollt
die Körnchen hoch und ehe wir uns versehen, geraten sie uns aus den
Händen, purzeln geradewegs wieder runter, zurück in eine unvorstellbar
weite kosmische Staubwüste.
Und doch ist jedes Teilchen „ Ausgangspunkt von räumlicher und
zeitlicher Erstreckung“, wie Thomas es formulierte, und kann damit eben
zu diesem von Ingo T. benannten quasi-kontinuierlichen Photonenstrom
überleiten, wie dieser in seiner spezifischen Charakteristik die Welt
durchdringt und somit "essentielle Eigenschaft aller organischen
Lebensformen" ist.
Damit der Worte nicht zuviel werden, erst mal ein break.
Bester Gruß in die Runde! - Karl