Wh: „Bullshit Bingo"
Nett ausgedrückt! Man könnte es auch als kollektives Ausrasten bezeichnen. Als ebenso
treffende Beschreibung der derzeit gesellschaftlichen Situation könnte Waldemars
kollektiver Rundumschlag, den er zuletzt hier gepostet hat und zur Gesundung unserer
(nicht seiner) Gesellschaft das endzeitliche Gesellschaftsspiel „Bullshit Bingo“ als
Remedium vorgeschlägt.
Ja, Waldemar, da hat sich aber eine kräftige Allergie bei Dir eingestellt; dabei ist von
Vorteil, dass Du die Dir schadenden Allergene kennst und so könnte Dir das von Dir
entwickelte „Bullshit Schachbrett“ Abhilfe bringen: Du setzt als weiße Figuren die
benannten Allergene und als schwarze Figuren, die dazu passenden Antiallergene auf die
Ausgangsfelder, dann spielst Du mit schwarz und es liegt letztlich an Deinem Geschick,
dieses Spiel zu gewinnen.
Zugegeben stören mich auch die von Dir, Waldemar, benannten Schlagworte, wie sie durch die
modernen Medien wabern; Stören ist milde ausgedrückt, denn auch ich beginne mit durchaus
heftigen Reaktionen auf diese „Allergene“.
Ja und zum „Hammelkorn“ ist ja eigentlich alles gesagt. Du bist ein „Körnchenzähler“,
sprich ein positivistischer Reduktionist und ich das Gegenteil, allenfalls ein
„Ganzheitsapostel“ (allerdings bin ich gegen Eso-Geschwätz: „wir sind alle Eins“
allergisch).
Das hat uns bislang hier einigen Disput eingebracht, wenngleich sich – bezogen auf unsere
Weltsichten - in manchen Themenbereichen sogar erstaunliche Kongruenzen zeigen, so z.B.
die von Dir benannten „Allergene“.
Und nun zu Josephs Einwand (den ich ja provoziert habe), unsere Beiträge seien bisweilen –
wenn nicht sogar überwiegend – unverständlich abgefasst. Über die meinen brauchen wir gar
nicht erst zu reden, sie sind offenbar derart kompliziert ineinander verschränkt, dass
erstens kaum Reaktionen aus dem Forum zu erwarten sind und zweitens selbst die tapferen
Mitschreiber ihre liebe Not damit haben; außer Dir, denn Du findest immer eine Antwort.
Also Joseph, mir ist völlig einleuchtend, dass Waldemars kürzlich hier vorgebrachtes
Modell zur Entropie von optimal gemischten Sandkörnern die aus einem Behältnis rinnen,
nicht auf Anhieb verstanden werden kann:
wh: „meine aus der ausgangsmischung korneinzeln herausrieselnden sandkörner-konglomerate
in formen
[schw-w-w-schw) usw enthalten KEINE "information", sondern sind rein
physikalische signale, information entsteht erst, wenn ein empfänger daist, in den
empfängersensoren, und erst, diese information dann an eine nachgeschaltete
verarbeitungseinheit weitergeleitet, macht dann aus der empfäner-sensoren information
aufinterpretierte nachricht“
Sollte ich diesbezüglich nicht richtig liegen, könnte sich ja mal irgendwer aus philweb
melden, für den diese Darstellung „klar wie Hühnerbrühe“ zu durchschauen und damit zu
kapieren ist. Abgesehen davon, dass dieses Beispiel ja nun wirklich nichts mit der in
diesem Zusammenhang thematisierten Emergenz zu tun hatte, wurde mein Hinweis auf den
idealen Würfel (stehender Begriff in der Kombinatorik) von Waldemar gar nicht verstanden,
sondern reflexartig ein zwar kombinatorisch zutreffendes Beispiel anführt, ohne erkannt zu
haben, dass ich mit meinem Hinweis auf den „idealen Würfel“ nicht auf entsprechende
Kombinatorik abgehoben, sondern lediglich auf den Umstand hingewiesen habe, mit
diesbezüglicher Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht die Wirklichkeit abbilden zu können, da
es schlichtweg keinen idealen Würfel (mit gegenständlich hinreichend präziser Fertigung)
geben kann. Man hat es dann eben nicht mit objektivem (sog. reiner Zufall), sondern
lediglich mit einem sog. empirischen Zufall zu tun:
Wh: „ (1) ein würfel ist ein gutes anderes beispiel für das, was ich meine:
beim fortwährenden würfeln fallen zb 1-4-4-6-5-2-2-2-3 und dann habe ich als
kompartimenierte formen dieser würfelei
[1-4] + [4-6-5] + [2-2] + [2-3] und [1-4-4-6] + [5-2] + [ 2-2-3] usw
also eine vielzahl von formen aus ganz simplem zufall, und diese formen können zb moleküle
sein, die miteinander reagieren, und und, und, stelle dir etwa einen würfel mit nur 4
flächen vor, und augen also 1 oder 2 oder 3 oder 4, als code für A-C-G-T, dem erstmal
allereinfachsten gencode."
An diesem Beispiel sieht man, wie schnell eine Argumentation falsch bzw. gar nicht
verstanden werden kann und das hängt - wie oft hier schon angeführt - sehr sicher auch
damit zusammen, dass wir uns nur schriftlich und zudem nur auf rein textlicher Ebene, d.h.
ohne erläuternde Bilder, austauschen können. Zudem fehlt jegliche Parasprache, wie Gestik
etc., aus der man entsprechende Reaktionen eines Gesprächspartners unmittelbar ableiten
könnte.
So weit - so gut, oder eben auch nicht. Emergenz ist nach wie vor für Waldemar ein
Reizbegriff, einerlei, wie dieser auch in Wikipedia m.E. zutreffend beschrieben ist, denn
alles, was er nicht anfassen kann, ist ihm suspekt.
Ebenso Waldemar, machst Du Dir Sorgen um meine Lithium-Akkus im E-Auto. Ich mache mir
diese nicht, weil ich diese Fahrzeuge (hatte bisher zwei - also fahre die schon für
Kurzstrecken seit einigen Jahren) schlichtweg als „Leasingmodelle“ nutze; einigermaßen
kurzsichtig sowie ganz und gar nicht global betrachtet, dieses Argument oder nicht?
Durchaus einleuchtend sollte als Argument für E-Fahrzeuge gelten, dass sie im urbanen
Bereich definitiv den Gesamt-CO2-Ausstoß massiv verringern, insofern diese Autos
schlichtweg keine Abgase produzieren. Das ist eben in Städten wesentlich, wo durch Stop
and Go-Verkehr Unmengen an fossilen Schadstoffen ausgestoßen werden.
Wenn man zu diesem Argument noch hinzufügt, dass im Stadtbereich für kleine E-Flitzer
wesentlich leichter (teilweise noch mit Ladesäulen versehene) Parkmöglichkeiten zu finden
sind, dann sollte diesbezüglich nichts gegen E-Autos vorgebracht werden können. Das heißt
aber nicht, dass diese Kisten - global gesehen - CO2-neutral wären, das betrifft
selbstredend Herstellung und Entsorgung. Ebenso sehe ich große Probleme bei der
Bereitstellung von Ladestrom und das bezieht sich nicht nur auf fehlende
Ladeeinrichtungen, sondern schlichtweg auf die Kabelkapazitäten. Würden hier in der Straße
alle zur gleichen Zeit E-Autos laden wollen, würde die Versorgung bei derzeitiger
Auslegung der Kabelstärke zusammenbrechen. Und wenn so eine E-Karre beispielsweise bei
Schnell-Ladung in einer Tiefgarage zu brennen beginnt, ist der Teufel los! Also gilt –
längst ist nicht alles Gold, was da elektrisch glänzt!
Und Waldemar sei beruhigt - wir betreiben in der Familie „Carsharing“, d.h. es sind für
längere Strecken auch Verbrenner im Gebrauch. Und wer glaubt, dass diese Fahrzeuge ab 2035
vom europäischen Kontinent verschwinden, kann auch gleich an Geister und Du, Waldemar an
Gott glauben; zudem kannst Du dann Deine geliebten Volvo zum Höchstpreis verkaufen und
damit Deine Rente um einiges aufbessern. Komme jetzt nicht mit dem Argument, dass Du bis
dahin ohnehin - mitsamt den Klimaklebern der "letzten Generation“ das Zeitliche hier
gesegnet hast.
Was gilt es noch zu beantworten, die jüngsten Ein-/Auslassungen hier betreffend?
Waldemar glaubt, dass die „empfundene Spaltung der Gesellschaft“ sinnvoll und gut ist,
weil sie die Weg zu Neuem ebnet. Das ist m.E. ein gültiges Argument. Dass sich die
Gesellschaft (nicht seine!) einer Drift zu „rightwing“ entwickelt, würde ich nur zu
Teilen so sehen. Ob dieser komische Prinz mitsamt der verhinderten Außenministerin
(irgendeine Juristin?) eine konkrete Umsturzgefahr für diese Demokratie darstellte, möchte
ich bezweifeln. Nicht zu bezweifeln ist eine Radikalisierung, wie man sie definitiv an
Silvester vornehmlich im Chaos-Club Berlin zu sehen bekam. Mehrheitlich junge Menschen mit
sog. Migrationshintergrund und die Frage ergibt sich dabei, welcher politischen Richtung
diese Chaoten zuzuordnen sind; ich denke keinesfalls „leftwing“; diese Art Chaoten sind
dort oben ganz andere Typen: Die nicht zu übersehende linksradikale Szene formierte sich
nun bundesweit im Zusammenschluss „Interventionistische Linke“ (IL) und deren Intention
ist bezogen auf radikale Umsetzung ihrer Ideologie mitnichten weniger gefährlich, als jene
dieser Reichsbürgertypen. Doch auf dem linken Auge scheinst Du blind zu sein, Waldemar!
Ich bin auch Radikalist, trete als solcher massiv für den Erhalt der Demokratischen Mitte
ein. Mir ist jede Form politisch extremer Ausrichtung, egal ob rechts oder links,
schlichtweg zuwider. Das führt aber auch dazu, dass ich bisweilen schon auf relativ milde
Formen politischer Ausrichtungen allergisch reagiere. Damit sind wir wieder bei Allergien
angelangt und der Kreis schließt sich. Kreisläufe – wie immer hier; sei's drum.
Mit bestem Gruß in die Runde! - Karl
Am 14.02.2023 um 19:57 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 14.02.23 um 19:50 schrieb waldemar_hammel über PhilWeb:
ich würde, statt von einer spaltung der
gesellschaft lieber davon sprechen, dass zunehmende zentrifugalität die gesellschaft
allmählich zerreisst,
die genau von jenen mit gefördert wird, die sie in sonntagsreden als "spaltung"
gekünstelt-laut beklagen,
Arnold Schiller hat hierfür eine neue Kombination von zwei Wörtern vorgeschlagen, auch
ja, erinnere ich mich richtig: Soziale Dissonanz?
JH
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