Ich habe noch mal nachgedacht:
Schon der alte Einstein, der ja nicht grade für seine Dummheit bekannt
ist ;-), soll Zeit seines Lebens intelligente Gesprächspartner um sich
gehabt haben. In jungen Jahren die "Akademie Olympia" (in der nach
Berichten durchaus auch philosophiert wurde) und in späteren Jahren
dann Morgenstern, Gödel und Co.
Locke berichtet im Vorwort zu seiner Untersuchung über den
menschlichen Verstand, diese Schrift sei aus den Anregungen einer
Gesprächsrunde hervorgegangen.
Es gab und gibt zwar auch Denker, deren Gedanken aus ausgesprochener
Einsamkeit hervorgingen, man denke an Nietzsche, der die Einsamkeit
zum Teil ja feiert, aber diese hatten auch Weggefährten und
Korrespondenzpartner und vor allen Dingen geistige Anregung durch
Schriften, Briefe und Unterhaltungen.
Nun wird ein Entzug dessen zwar nicht grade die selbe Wirkung haben
die sensorische Deprivation, ich glaube aber, dass Lichtenberg recht
hat, wenn er schreibt:
"Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich
gegessen habe, ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger
zu Erhaltung meines Geistes und Leibes bei. (besser)" (J, 133)
Nun bin ich nicht ganz so eingebildet oder selbstbewusst, mich gleich
mit Einstein, Locke oder Nietzsche vergleichen zu wollen. An der
Stelle weise ich nur darauf hin, dass mein Argument eigentlich lautet:
"Wenn selbst so große Geister Anregung brauchen, wie viel mehr
noch..".
Es stellt sich nur die Frage: Hätte die Welt nicht auch etwas
verloren, wenn z. B.Locke seine Anregung nicht erhalten hätte?
In dieser Hinsicht können die kleinen Geister darauf hoffen,
wenigstens befruchtend auf die großeren Genies zu wirken. Würden sie
vollständig schweigen, ginge irgendwann der Lesestoff aus...
Wobei: Wenn man wirklich das Ziel hat, als geistige Anregung für die
Leser zu schreiben und nicht um seine Überzeugungen durchzusetzen oder
dergleichen, welche Änderungen an Schreibstil, Darstellung und
Ausführung müsste man dann vornehmen?
Absichtlich kryptisch zu sein - so wie es manche Künstler mögen und
leider auch nicht wenige Philosophen - fällt auf jeden Fall weg.