Am 26.11.20 um 16:45 schrieb Karl Janssen:
Dort geht es unter anderem um den Systemstreit, wie er
hier noch immer statt findet, deswegen diese vorläufige Veröffentlichung. Ich glaube von
vornherein jeder Person, dem Glaubenden, und demjenigen, der das Wort "Layer"
benutzt, dem anderen, der an übersinnliche Herrscher, oder gar an nichts glaubt, im Ernst.
Es muss etwas vorhanden sein, das diese Person dazu bewegt, gewisse Wörter zu benutzen,
und gewisse Sätze zu sagen.
Mit „Glaubenden“ bin ich wohl gemeint, Joseph, oder?
Ja/nein, so einfach habe ich es nicht gemeint. Und viele meinen zu
wissen, und glauben trotzdem dabei. Ich weiß nicht, ob ich an die
universale Wechselwirkung glauben soll oder sie "nur" wissen soll.
Vielleicht ist beides mir zu kompliziert, so weit kann ich vielleicht
nicht denken. Du weißt vielleicht, dass ich ebenso wenig mit dem Wort
"Glauben", wie mit dem Wort "Wissen" anfangen kann, wenn ich genau
denke. Ich nutze die Wörter nicht mit der Sprache, das hast du schon
sicher gemerkt. Und wenn ich in jedem Zusammenhang anders denke, dann
ergibt sich für andere möglicherweise etwas Unverständliches. Dann meide
ich bestimmte Wörter, und meine, dass es gute und nicht so gute gibt,
relativ gesehen. So kann das Wort "Wissen" ebenso in Frage gestellt
werden wie auch das Wort "Glauben". Mit dem Wort "Spunk" habe ich, so
meine ich, ganz gut gezeigt, wie man insgesamt auf ein neues Wort
zugehen kann, es verwenden kann oder nicht. Aber auch auf die
gebräuchlichen Wörter kann, darf ich so zugehen. Sonst sitze ich mit im
Boot, bevor ich es gemerkt habe.
Wenn ich den Satz höre: "Im Kühlschrank steht ein gutes Getränk." Was
nutzt es mir dann, das Verb "wissen" zusätzlich zu verwenden wie im
Satz: "Er hat gerade gesagt, er wüsste, da sei ein gutes Getränk im
Kühlschrank." Was trägt das Wort "er" bei? Der Satz hätte auch sein
können: "Im Kühlschrank steht ein gutes Getränk (sicher, vermutlich, mit
70% Wahrscheinlichkeit)". Mit dem Wort "er" im Satz käme es zu: "Er
weiß, meint, vermutet, glaubt, hofft, dass usw...". Sicher sind beide
Satzarten möglich, beide können sinnvoll sein, jedoch die zweite führt
eher auf Glatteis als die erste. Mit jedem zusätzlichen Wort soll ich
nun anders denken. Da kann ich sagen: "Nein, so mache ich nicht mit."
Mit dem Wort "meinen" muss ich mir sagen: "Er meint, aber ein anderer
meint, dass da ...", denn jeder darf eine andere Meinung haben. Mit den
Wörtern "er vermutet", muss ich mir sagen: "Sicher ist das keinesfalls,
mit seinem Durst ist das Getränk nicht mehr dort." Mit den Wörtern
"hofft, dass" muss ich mir sagen: "Ja ich hoffe auch." Und mit den
Wörtern "er glaubt" kann ich nur sagen: "schön ist es zu glauben",
oder
"Glaube macht selig."
Wenn schon mit einem einzigen Zusatzwort (Spunk) eine neue Filmfolge
gedreht werden kann, so sehe ich eine Parallele mit den vielen Wörtern,
die mir allesamt nicht viel bringen. Literatur, ok, alles das ist schön
und gut. Aber alles zu seiner Zeit und an seiner Stelle, obwohl ich
gegen Schubladen bin!
Nun kann ich auch Sätze im Gedankenexperiment umkehren, und zwar die
Person herausnehmen, den "er" im Satz vorhin. Ich schicke hier schon
voraus, dass ich ein Problem mit dem Wortpaar "denke an" so wie den
Wörtern "ich denke" (ohne Bezug) habe.
Ich kann jederzeit sagen, und jeder hier wird sagen, ok, ich auch, mit:
"Ich sah einen Vogel, ich spürte einen Windzug, ich hörte eine Stimme."
Doch nun soll ich sagen: "Ich dachte an einen Vogel, ich dachte an einen
Windzug, ich dachte an eine Stimme." Wozu das Wort "an"? Seitdem ich
denke, dass das Wort "an" unnütz ist, und mit diesem vielleicht gedacht
werden soll, es sei den anderen "Empfindungsarten" überlegen, lasse ich
das Wort "an" weg, ich sage nein, ich halte mich nicht an die
vorgegebene Regel. Es ändert sofort meinen Stil. Vermutlich hatte
Condillac diese Nuance auch gedacht. (im Sprachgebrauch hätte übrigens
gesagt werden müssen: "an diese Nuance") Nämlich sagte Condillac, seine
Statue würde die Rose riechen, denken, usw. sie wäre dabei mit ihr eins.
Seitdem ich so vorgehe, kann ich auch nichts mehr mit den Wortgruppen
"über etwas denken, über etwas nachdenken usw." anfangen. Und ich kann
nicht einmal sagen: "Ich habe die Sache vor mir.", wenn ich sie
("nur")
denke.
Zurück auf das Wort "glauben" und an alle Variationen dieses Wortes (der
Glaube, das Glauben, der Glaubende usw.), und dann "glauben an" usw.
Hier habe ich selbstverständlich alle Probleme wie mit dem Wort
"denken". Wenn ich schon sage:
Was soll die Wendung "ich denke an ... "?
dann muss ich erst recht sagen:
Was soll die Wendung "ich glaube an ..."?
Eine Hausaufgabe: Nutzt doch mal kunterbunt die Wörter. Tauscht mal in
allen möglichen Sätzen die folgenden Wörter aus: "denken", "fühlen",
"spüren", "ahnen", "glauben", und dann macht noch dasselbe
mit den
abgeleiteten Wörtern. Das würde die Universalbibliothek wohl nicht viel
vergrößern, denn sie ist schon groß. Wie wäre es mit dem Satz:
"Ich fühle an den Sommer"? .. wenn so ein Satz üblich wäre, und mit
"Ich glaube an Europa." und mit:
"Ich überblicke meine Gefühle".
Zudem ist es so, als wollten diese Wörter an der Person kleben. Wie in
Sätzen wie "Ich bin ein ...". Es geht nicht mehr um die Sache, sondern
um die Person und die Sache. Manchmal sogar um ihre Biografie. Wenn noch
das Wort "Bewusstsein" zusätzlich gesagt würde, könnte ich nur sagen:
"Ich passe."
Im weiteren Sinn trifft das jedoch nur auf mich
zu(wie hier ausgeführt), als ich das in meinen jungen Jahren entwickelte Vorhaben aufgeben
musste, nicht an einen Gott glauben zu müssen sondern von diesem überzeugt sein zu können.
Kurz: nicht glauben müssen sondern wissen können. Heute bin ich zwar immer noch von der
Existenz einer immateriellen Entität (der man göttliche Attribute zuschreiben kann)
überzeugt, glaube aber nicht an einen (im üblich religiösen Verständnis aufgefassten)
personalen Gott; einem menschengedachten Gott, dem man, ob seiner ihm zugeschriebenen
Allmächtigkeit, alleinige Verantwortung für alle Geschehnisse dieser Welt zuschiebt. Ich
denke, es sind alleine wir Menschen, die für ihr Leben und jenes dieser Erdenwelt
verantwortlich sind. Und eben an diesen von Menschen erdachten Gott glaube ich nicht!
Insoweit bin ich nichtgläubig.
Mischst du da nicht vieles? Ich hatte mal einen guten Bekannten, der
immer wieder sagte, er sei ein nicht-gläubiger Glaubender. Irgendwann
gab er diesen "Restglauben" auch auf, wurde nicht nur zum Agnostiker,
sondern zum Atheisten. Und das mit glaube ich 50 Jahren. Und als ein uns
bekannter Mönch dazu kam, der sogar in der weißen Kathedrale in Paris
die Messe sang, sagte er: "Wie kann ein erwachsener, intelligenter,
vernünftiger Mensch so was glauben, ich würde mich ins tiefste Loch
vergraben, aber nein, er macht es öffentlich."
Was Glauben anbetrifft, gehe ich davon aus, das ein
nicht mit unserer sinnlichen Wahrnehmung Erkennbares somit nicht gewusst sondern nur
geglaubt werden kann (ganz im Sinne von „glauben heißt nicht wissen“).
Stefan Kober nutzte eine bestimmte Analogieform, in etwa wie folgt. Wie
wäre es, wenn du diesen deinen Satz umbauen würdest,
Glauben, sinnliche, Wahrnehmung, Erkennbares, gewusst, geglaubt, wissen
ersetzen mit:
Wissen, wahrnehmende, Sinnlichkeit, Erfühlbares, geglaubt, gewusst, glauben
Was Wissen anbetrifft, gehe ich davon aus, dass ein nicht mit unserer
wahrnehmenden Sinnlichkeit Erfühlbares somit nicht geglaubt sondern nur
gewusst werden kann (ganz im Sinne von „wissen heißt nicht glauben“).
Ist der neue Satz richtig, gut und schön? Was würde Sokrates dazu sagen?
Das scheint meiner oben beschriebenen Überzeugung von
einer „göttlichen Entität“ zu widersprechen, da man darüber nichts „wissen“ kann. Was
dieser Überzeugung zugrundeliegt, hat weder Bezug auf Glaube, noch auf Wissen sondern ist
unaussprechliche Gewissheit. Es gibt keine Worte, keine Sprache dafür
Warum produzierst du denn Wörter, Sätze dazu?
... Also: „prüfet alles, das Beste behaltet!“ In
diesem Zusammenhang:
stelle das Betrachtete gegeneinander und entnehme jeder Seite das
Brauchbare resp. Nützliche.
Ich bin mir nun aber ganz und gar nicht sicher, ob ich mit dieser Einschätzung richtig
liege!
Doch doch, ich freue mich darüber!
JH