waldemar_hammel waha3103x at
googlemail.com So Mär 14 01:50:42 CET 2021
/lieber karl,//
//
//lebewesen sind in erster linie rein selbst-referente "systeme" (das
wort "system" hat IT mir für lebewesen ja verboten), daran sollst du
denken, wenn dir "ein schwanken" droht = dann besinne dich auf dich
selbst, und //
//nur dich selbst, das gibt sicherheit ausserdem: je tiefer ein schiff
angelegt ist = je tiefer der kiel, desto weniger kommt es in stürmen in
probleme, und DU bist sehr tief angelegt .../
Etwas mehr "tiefergelegt" als "Serienfahrzeuge" (um bildhaft vom
Schiffsrumpf zum Autofahrwerk - von dem ich mehr verstehe -
überzuleiten), bin ich wohl schon. Technisch gesehen, hatte ich diese
Leidenschaft schon in jungen Jahren, wo ich tatsächlich (trotz damals
knapper Kasse) Geld für's Tieferlegen des Fahrwerks verschleudert habe;
doch womöglich hat mich das davor bewahrt, tatsächlich in's Schleudern
geraten zu sein. Auf die von Dir erwähnte (nichttechnische) Weise eines
“Tiefergelgtseins“ bezogen, habe ich ebenso leidenschaftlich jede Menge
knappen Geldes verschleudert; für Bücher etwa, deutlich mehr als zu
diversen Studiengängen vorgeschrieben und vielleicht war das Geld
wenigstens soweit brauchbar angelegt, um mit dem Zuwachs an Wissen etwas
weniger „glauben“ zu müssen :-)
Von Wissen und Glauben hatten wir ja zuletzt hier geschrieben.
Ähnlich wie bei Dir türmen sich hier Bücherberge in allen möglichen
Ecken und ich frage mich,
wieviele Leben ich auf diesem Erdenkügelchen noch zu verbringen hätte,
um das darin vermittelte Wissen (sofern als soches überhaupt relevant)
nocheinmal - aus jeweils veränderter Sicht auf die Welt - lesen und
(viel bedeutsamer) mit hinreichendem Verständnis verarbeiten zu können;
womöglich reicht es zwischendurch (bei schlechtem Karma) aber nur zum
Regen- und nicht zum Bücherwurm.
Zu verdorren, droht bisweilen beiden Wurmarten. Um diesem Schicksal zu
entkommen, sollte ich deutlich weniger lesen und vielmehr darüber
nachdenken: „What is it Like to Be a Worm“. Experimentell gestützt
könnte dieses Nachdenken dadurch sein, dass mir im (hoffentlich) bald
wieder geöffneten Biergarten (deren es hier um‘s Eck rum viele gibt)
eine Raupe in den Maßkrug plumpst.
Nun ist die Raupe zwar kein Wurm, aber ein ungleich erhebenderes Objekt,
sich gedanklich darin zu versetzen: Wie herrlich doch die
Gratis-Weltreise von China hierher inmitten exotischer Zierbotanik;
ergötzlich auch die Gewissheit, nicht von ebenfalls mitreisenden
China-Viren befallen zu werden, zudem begleitet von großer Vorfreude auf
reichliche Nahrung und ebenso Schadenfreude angesichts aufgebrachter,
wie gleichermaßen hilfloser Gartenliebhaber, die ihre kahlgefressenen
Buchsbaumbestände beweinen.
Man sieht auch hier, wie eng Freud und Leid, Glück und Unglück
beieinander liegen und es bleibt die Frage, was kann man tun, um
irgendwie dazwischen zu (über)leben.
Ich hatte hier schon mal die Geschichte von drei in ein Milchglas
gefallenen Fröschen erzählt: der Optmist unter ihnen freut sich, da er
immer schon mal in Milch baden wollte, doch diese verklebte seine Poren
– et il était perdu; der zweite war Pessimist und als solcher wusste er
immer schon, dass sein Ende so kommen musste; der Dritte unter ihnen war
erklärter Realist und stellte sich extakt diese Frage: was kann ich tun?
Strampeln könne er, dessen war er sich bewusst; so stampelte er nach
Kräften die Milch zu Butter und stieg lächelnd - wenngleich noch mit
Schreck in den Schenkeln - aus dem Glas.
Um Dein aufmunterndes Argument nun jedoch wieder sehr ernsthaft
aufzugreifen, also auf Deine missliche Weltsicht bezogen, hatte ich mit
meinem diesbezüglich letzten Beitrag versucht, ein für die Menschheit
verfügbares, positives Entwicklungspotential aufzuzeigen.
/wh: „ - der globus sieht, aufgrund des menschen und seiner aktivitäten
sehr übel aus, beim boxen wärs ein weiter-einschlagen auf einen bereits
stark verwundeten gegner- und die reine menschenwelt sieht gleich-übel
aus: mensch frisst mensch, der starke den schwachen, kannibalisch gehts
zu unter den menschen, und das beides-obiges trotz jahrtausendelanger
religionen aller arten, die genau das verhindern sollten, selbst
simpelste "anweisungen" werden missachtet,...“/
Ja natürlich, es geht höllisch zu hier auf Erden – aber ebenso auch
„himmlisch“; dort etwa, wo sich gerade zwei Menschen ineinander
verlieben; dort wo sich zwei gegenseitig helfen; dort wo gerade eine
Schuld verziehen wird; dort wo bewusst darauf verzichtet wird, etwas
ungefragt zu nehmen und so fort. Es gibt sehr viel Gutes in der Welt und
man muss auch das sehen können.
/wh: “ "du sollst nicht töten" (nichts und niemanden, keine natur, und
keine anderen menschen töten), der "du sollst vater u mutter ehren" =
ja, wer sind denn meine ur-eltern = die natur doch, das leben an sich,
also alle tiere u pflanzen und heute, seit aufklärung usw, glaubt man
daran, wenn schon das emotional-religiöse uns von den selbst-übeln nicht
befreien konnte, das rationale wäre die lösung = ein sauberes rationales
weltbild, wissenschaften usw, würden uns befreien können, und zu
"besseren menschen" werden lassen können ...“/
Das Töten hat der frühe Mensch wohl - als Homo habilis - von der Natur
abgeschaut. Dort ist Töten das umfassend brutale Überlebensprinzip des
„fressen und gefressen werden“. Jeder noch so beeindruckende Naturfilm
zeigt das auf mehr oder weniger bedrückende Weise. Und welche
Entwicklung hätte der Mensch ohne eiweißreiche Ernährung, also ohne
Fleisch genommen? Es wäre wohl nicht zu erweitertem Gehirnwachstum
gekommen und damit hätte sich der Mensch nicht als Kulturwesen - dem
Homo sapiens sapiens - entwickeln können, als solcher er die Weisung des
Tötungsverbots erst wahrnehmen konnte. Wie soll er nun aber damit
umgehen, wo er doch in eine Natur eingeflochten ist, die ihrerseits das
Töten seit jeher als Überlebensstrategie notwendigerweise betreibt? Wie
konnten Deine „ur-eltern“ „(über)leben“ ohne zu töten?
/wh: “…. solange mensch nicht beschließt, sich selbst genetisch
(gene-engineering) so umzubauen, dass er wirklich friedvoll wird, denn
mit der jetzigen ausstattung wird er genauso immer //
//weitermachen wie seit urzeiten, und das heißt: zerstörung, genau wie
ein verrücktes kind, dass alle ihm nur immer erreichbaren spielsachen
kaputtmacht,“/
Daher mein "Bild" vom derzeitigen Entwicklungsstatus der Menschheit, der
dem von Kleinkindern im Laufstall entspricht und eben mein Hinweis auf
das der Menschheit verfügbare Entwicklungspotential entlang
fortwährender Optimierung; Letzteres als Telos im „Prinzip“ der
Menschwerdung angelegt.
Und, wie gesagt, Weg dahin (als Ziel) und Dauer sind weder einsehbar
noch abschätzbar. Ebenso wenig zu ermessen, wie oft der Mensch noch eine
Arche-Noah zu seinem Überdauern auf diesem Erdenkügelchen erklimmen
muss. Dieses Schicksal ist indivuell wie kollektiv unausweichlich und
vielleicht bleibt nur, sich an Hiob zu halten – damit man‘s aushalten kann?
Ich möchte mich nicht mit Hiob blind glaubend in das Lebens-Schicksal
fügen, sondern (soweit es gelingt) aus eigener Verantwortung mit dazu
beitragen können, diese Welt lebenswerter zu gestalten; umgestalten –
nicht (das Unheil klagend) verwalten, d.h. „never give up“. Wie der
Chirurg nicht seinen Beruf aufgeben sollte, wenn ihm ein Patient „unter
dem Skalpell bleibt“, wie ein Pfarrer nicht vor lauter Mitleid in‘s Grab
springen und sich mit dem Toten eingraben lassen sollte.
Soweit für den Augenblick.
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl