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Am 03.06.2024 um 13:13 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb:
> wie in der Passage aus dem Höhlengleichnis begnügst Du Dich zumeist mit Metaphern,
während ich es genauer wissen will. Warum hinterfragst Du nicht Deine Voreingenommenheit
und vermeintliche Prägung? Ich habe mich ja schon wiederholt als methodischer
Konstruktivist geoutet. Ohne Methodik bleibt Konstruktivismus bloß metaphorisch. Was soll
denn eine „subjektiv geprägte Konstruktion“ sein?
Du hast Deine Prägung als methodischer Konstruktivist hier kundgetan und diese ist
schlichtweg Dein Merkmal als ein Dir eigenes, somit subjektives Konstrukt.
Wodurch unterscheidet sich ein Jesus als sog.
Wanderprediger von einem Sokrates, der mit seinem Sermon die Bürger auf Athener Plätzen
und Strassen nervte? Von beiden Wanderpredigern haben wir keine persönlich verfassten
Dokumente. Wo liegt der Unterschied zwischen den Evangelisten und einem Platon oder
Xenophon?
Jesus predigte, Sokrates argumentierte.
Hast Du jemals in einer Bibel oder wissenschaftliche Schriften zur sog. Jesus-Forschung
gelesen? Wenn nicht, wie willst Du als Atheist eine Aussage über einen Jesus machen, bzw.
über dessen Leben und Wirken?
Sittlichkeit und freizügiges Zeigen von
Pornofilmen im Sexualunterricht - von welchem Wertekodex bist Du denn geleitet?
Mich leitet kein Wertekodex, sondern die Freiheitsmaxime der französischen Revolutionäre:
„Alle Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten.“ Wie alle anderen
Filme auch, sind Pornofilme ästhetisch und wissenschaftlich, aber nicht moralisch und
mythologisch zu beurteilen. Dashalb sollten sie auch nicht unter dem Deckmantel des
Jugendschutzes zensiert werden.
Pornofilme ästhetisch? Einige sind es durchaus und als solche sehenswert (wer’s mag), doch
das meiste derartige Zeug ist abartiger Schrott!
Du bist Vater und Opa, hast vermutlich - warum auch nicht - beliebige Pornos gesehen und
sprichst Dich gegen moralische Wertung aus. Letztere verlangt doch zumindest eine
hinreichende Differenzierung hinsichtlich einem natürlichen moralischen, wie auch
ästhetischen Empfinden und purer Schein- oder Doppelmoral.
Yin ohne Yang? Wie lebensfremd muss man sein, um
solches überhaupt zu denken?
Was nicht zu Deiner Voreingenommenheit passt, ist lebensfremd?
Du kennst offensichtlich nicht den Hintergrund, die Bedeutung dieses Symbols, deren
Bewandtnis in keinem Fall mit irgendeiner Voreingenommenheit in Verbindung gebracht werden
kann. Dieses Symbol steht für eine harmonisch ineinandergreifende, also wechselseitige
Beziehung zwischen zwei Gegensätzen, wie eben dem weiblichen und männlichen Prinzip. Deine
fadenscheinig hier demonstrierte Präferenz für das erstere (Wunsch nach Matriarchat etc.)
würde zu nichts anderem als wiederum Einseitigkeit im Geschlechterverhältnis führen. Yin
und Yang als eben das Symbol für eine im ganzheitlichen Gleichgewicht befindliche
Beziehung zwischen Gegensätzen, wie sie nicht nur in persönlichen Beziehungen, sondern
sich in allen Lebensbereichen zeigen.
Yin und Yang bilden ein Ganzes, was symbolisch durch deren gemeinsamen Einschluss in einen
Kreis dargestellt ist. Fehlt eines dieser Elemente, entsteht ein Ungleichgewicht, was dem
Prinzip allen Lebens entgegensteht, denn dieses bedeutet, dass jegliches Leben von
Gegensätzen abhängt. Plus - Minus. Simples - hier schon mehrfach angeführtes - Beispiel:
Eine elektrische Batterie oder ein Akku liefert keine Energie ohne Spannung zwischen
seinen gegensätzlichen Polen Plus und Minus.
Ein Leben ohne Yang (also das männliche Prinzip) wie Du es hier gefordert hast, ist zum
Tode verurteilt. Mathematisch gesehen, eine tödliche Symmmetrieverletzung.
Alltagsbezogen mag das so sein. Aber Feministinnen und
Sexualforschende, die sich bessere Gesellschaftsformen vorzustellen vermögen, denken schon
lange über Parthenogenese und eine Gesellschaft ohne Männer nach.
s.o. pure Naivität! Wenn das die zu erwartende Qualifikation von Sexualforschenden sein
soll??
Biologisch verkümmert das Y-Chromosom womöglich einmal
ganz von selbst bis zu seiner Funktionslosigkeit. Und gesellschaftlich ist die männliche
Kraftmeierei durch Technik schon lange überflüssig geworden.
dito - kaum zu glauben, dass solche Einschätzung von Dir kommen kann. Hast Du nicht
Bio-Ingnieurwesen studiert und dabei genau diese unumgängliche Verbindung von Mensch und
Technik, als notwendige „Organverlängerung“ erkannt, ohne die wir noch in Höhlen hausen
würden. Aber ja, das ist ja das Ziel einiger verklärter Grünlinge, wohlan!
Dann solltest Du diese Erklärung hinzugefügt
haben, damit überhaupt die Möglichkeit entsteht, diese Analogie als solche zu verstehen.
Doch zugegebenermaßen verstehe ich sie auch jetzt nicht. Vielleicht findet sich hier im
Forum eine Person, die mir „auf die Sprünge hilft.“
Du hattest geschrieben: „Der Junge lernt die sexuelle Rolle an der Mutter, das Mädchen am
Vater“. Und: „Die Normalität ist nach wie vor die heterogene Familienform.“ Offensichtlich
setztest Du die Familie voraus als Du vom Rollenlernen der Kinder schriebst. Verstehst Du
jetzt die Analogie? „Wenn ich die Kleinfamilie voraussetze, dann orientieren sich die
Kinder hauptsächlich an den Eltern. Wenn ich das Aktuell-Unendliche voraussetze, dann sind
reelle Zahlen überabzählbar.“
Im Gegensatz zu dieser logischen ist mir eine literarische Analogie aus den
Trisolaris-Büchern im Gedächtnis geblieben, die einem Ingenieur vielleicht eher
einleuchtet: „Die Familie ist der Bildschirmschoner des Bewusstseins.“ Das schrieb ein
Chinese über seine Landsleute. Ist es bei Dir möglich auch so?
Chinesen und Bildschirme. Das ganze Haus hier ist voll von Chinaschrott, wenigstens sind
die Bildschirme aus Japan oder USA.
Meine Familie verschont mich davor, an der Welt zu verzweifeln, bringt mich immer wieder
auf die Füsse der Lebensrealität, deren Sicht auf diese ich hier im Forum bisweilen zu
verlieren Gefahr laufe. Überdies ich zugeben muss, Deine Analogie immer noch nicht
verstanden zu haben
KJ