Am 22.10.2020 um 21:05 schrieb waldemar_hammel:
Nun also, lieber Waldemar, müssen wir doch „das Pferd von hinten
aufzäumen“. Deine ersten Beiträge als Antwort auf meinen jüngsten haben
mich sogleich zu einiger Nachdenklichkeit darüber angestiftet. Dein
jüngster hier jedoch bereitet mir wieder einmal einige Irritation.
Entweder sehe nur ich (missdeutend) Deine Wechselbäder von
Einschätzungen (welt)gesellschaftlicher Gegebenheiten (so eben weltweit
etablierte Religionen) oder man könnte objektiv Deiner Religionsphobie
unterstellen, blind für die Untaten von Atheisten etwa von Hitler,
Stalin, der Bolschewiki, Pol Pot, Mao oder eben auch heutige mafiöse
Verbrecherclans im weltweiten Drogenmilieu zu sein, als seien für Kriege
ausschließlich Religionen verantwortlich. In dieser Argumentation wird
es Dir nicht gelingen, Andersdenkende von Deinem als einzig zutreffenden
proklamierten Weltbild zu überzeugen.
Wh: jede form von religion ist für mich ein reales, wirklich
stattfindendes verbrechen am geist, ein angriff gegen die guten sitten
geistiger selbstdetermination = geistiger autonomie, letztlich eine
psychische vergewaltigung der menschen im sinne psychischer
kannibalismus (von den realen verbrechen einmal ganz abgesehen,
Das ist schon eine sehr einseitige wie auch undifferenzierte
Beurteilung, die Du natürlich vornehmen kannst, soweit wir von
Meinungsfreiheit ausgehen können, doch diese gestehst Du mit Deiner
obigen Aussage Andersdenkenden (bzw. Menschen mit einem anderen
Weltbild) nicht zu. In diesem Furor formuliert, könnte man das ebenso
als „Angriff gegen die guten sitten geistiger selbstdetermination =
geistiger autonomie“ werten.
Ich jedenfalls sehe nicht ein, warum sich Atheisten das Recht
zusprechen, unter dem Deckmantel selbsternannter Aufklärung (Wissen vs
Glauben) religiöse Menschen in Sippenhaft für die Verfehlungen
klerikaler Cliquen institutionalisierter Religionen nehmen. Dir sollte
hier klar geworden sein, dass ich keinesfalls für blind-naive
Praktizierung von Religion stehe (die ja besonders in diesen Zeiten
durch schreckliche Verbrechen ihre von fehlgeleitetem Religionswahn
furchterregende Fratze zeigt). Aber, wie ich es oben erwähnte, stehen
und standen ideologisch motivierte Mörder definitv nicht nur auf
Religionsseite, oder glaubst Du im Ernst, das hier von Dir zurecht
angeführte Unrecht würde ausschließlich auf Religion zurück zu führen sein?
die ich ua in südamerika mitverfolgen konnte und kann, wo auch heute
mafia, tägliche gewalt in allen facetten, diktatur in mannigfaltigsten
formen, fürchterliche armut, maßloser reichtum weniger, und catholica
nur verschiedene worte für das ein- und selbe sind, sie saufen dort
nicht nur wein und predigen wasser, sie schlafen auch in wirklich
goldenen betten, und die armen in pappdeckels-verschlägen, die bei den
tropischen regengüssen dort ...) *wens ernsthaft interessiert, die
catholica einmal in aktion außerhalb europas zu erleben, der mache
einmal urlaub, zb in kolumbien …
Es ist der Mensch in seiner Unvollkommenheit, gleich ob religiös oder
atheistisch geprägt, der - daraus resultierend - für Verbrechen
verantwortlich ist, oder wolltest Du dem Urmenschen, der mit Knüppel und
Fäusten sich das Gut des Nachbarn aneignete, religiöse Motive
unterstellen? Letztere handelten aus Motiven, die selbstredend jeglicher
Moral entbehren, eben wie dies in der Tierwelt nach wie vor geschieht.
Du stellst hier des öfteren den heutigen Menschen auf die Stufe von
Tieren, also warum bringst Du dann diesbezüglich (mehr oder weniger)
Religion in‘s Spiel? Verbrecherisch handelnde Menschen haben keine
„wahre“ Religion (das meinte ich mit diesem -zugegeben lasch gewählten-
Attribut), noch haben sie Moral; sie handeln schlichtweg aus niederen
Motiven.
Über Moral haben wir hier bereits einige Male diskutiert. Historisch
gesehen hatte Religion zunächst die Funktion eines gesellschaftlichen
Regelwerks (religio). Und mit einem Sprung in die Jetztzeit wird man
nicht umhinkommen zuzugeben, dass Menschen, die sich beispielsweise
strikt an die 10 Gebote halten, weder stehlen noch morden usw.;
Nebenbei: Sollten letzteres nur aus dem Kalkül geschehen, durch
„gottgefälliges Verhalten“, zuletzt in das verheißene Reich Gottes
eintreten und (neben Deinem Ur-Huhn) zur Rechten Gottes sitzen zu
können, war - dieses Ansinnen betreffend - alles umsonst, lediglich
Scheinmoral. Der Gesellschaft hingegen kommt bzw. kam es (real gesehen)
zugute. Eine etwas schräge Argumentation ist das allemal, und ebenso
allemal gilt, dass Atheisten nicht selten tragfähigeres (da
eigenverantwortliches) Moralverhalten zeigen.
Es kommt also auf (im Lebensverlauf entwickelte) Eigenverantwortlichkeit
zu humanem Verhalten an. Wer lediglich aus selbstsüchtig,
scheinreligiösen Motiven heraus moralisch handelt, hat Religion falsch
verstanden und gelebt, was sich zum Überdruss in Doppelmoral und
Scheinheiligkeit zeigt. Wahre Religion verzichtet auf dieses Kalkül und
bezieht sich auf die Annahme oder auch Überzeugung von einer
übernatürlichen Entität (insofern man sich dafür öffnen kann). Letzteres
sollte jedem Mitglied einer modernen, demokratischen Gesellschaft
zugestanden werden, ohne als minderbemittelter Dummkopf zu gelten.
Soweit für den Augenblick!
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
Am 21.10.2020 um 01:30 schrieb K. Janssen via Philweb:
/[ Ich bin auch Katholik und bin dennoch weit davon entfernt, die
biblische Darstellung der Schöpfungsgeschichte gegen die
unwiderlegbare Evolutionstheorie (einschließlich koevolutionärer
Entwicklung) zu stellen. Doch wenn man auch nur einige Jahrzehnte
zurück sieht, sollte der Konflikt eines Schulkindes hinsichtlich
damals vermittelter Lehre deutlich werden, wenn im
Religionsunterricht die Schöpfungsgeschichte erzählt, hingegen im
Fach Biologie die Evolutionstheorie erklärt wird.]/
man braucht garnicht jahrzehnte zurück zu denken, wenn man zb die
heutigen usa sieht, dort wird strengste religion
(fundamentalismus) neben kreationismus und evolutionstheorie
gelehrt, eine meiner ansicht nach wahrhaft unmögliche mixtur, und
man braucht sich nicht zu wundern, wenn die amis so draufsind, wie
sie es sind (gods own country, gods own people, waffenbesitz,
kukluxclan usw, trump und konsorten sind da nur die eisbergspitzen
einer äusserst giftigen mischung, die uns allen noch auf die füße
fallen könnte)
und es wird dort sichtbar, was ich meine: der bisherige
rationalismus geht langsam über in realistischen magismus, und der
letztlich wieder fallback ins magisch-animistische weltbild, eine
in anbetracht der hochrüstung der usa höchst gefährliche entwicklung.
/[ Daher stört mich diese absolut ungnädige Kritik (Dummköpfe
etc) an Menschen, die aufgrund ihrer Sozialisierung bzw. ihrer
Lebensumstände sich nicht von überkommenen Lehrinhalten resp.
-meinungen emanzipieren konnten. ] /
jeder geistig gesunde mensch ist doch zu eigenem denken befähigt
und kann sich deshalb auch geistig emanzipieren, wenn er denn
will, und man kann dann nicht einerseits in magischen weltbildern
leben und andererseits in rationalen, es gibt, wenn man ehrlich zu
sich selbst ist, da nur ein entweder-oder,
man kann ja unbenommen dort, wo man noch nicht weiß, metaphysisch
weiterhin alles mögliche vermuten, aber dort wo man weiß und
wissen kann, ist es nicht legitim, in metaphysiken usw zu
verharren, alleine schon um ehrlich gegenüber sich selbst zu sein ...
das ist wie, ich kann wissen, dass infektionskrankheiten von
bakterien, pilzen, viren verursacht werden, verweigere diese
erkenntnisse aber, und glaube weiter an geheimnisvolle miasmen als
infektionskrankheiten-erzeuger.
analog ist es zb mit göttern usw zur welterklärung, wir brauchen
sie nicht mehr zur welterklärung, also sollte man ehrlicherweise
abstand von diesen vorstellungen nehmen, und götter usw in die
rumpelkammer der abgelebten und durchlebten menschheitsgeschichte
stellen, und das ist/wäre zudem sehr kluges verhalten, denn so
kommen wir garnicht erst in versuchung, ihnen verantwortungen
zuzuschustern, die wir selbst zu tragen haben
/ [ Zu Deinem Trost sei noch gesagt, dass die Mehrheit der
Bevölkerung mittlerweile ein modernes Bild der Weltentstehung vor
Augen hat, unbeschadet der Tatsache, dass diese im Kindesalter mit
biblischen Bildern verständlich gemacht wurde. Es sind also
lediglich Bilder, die es jedoch im persönlichen
Entwicklungsverlauf zu überwinden gilt.]/
genau dieses überwinden der kindheits-prägungen funktioniert aber
nicht, oder nicht hinreichend, um als erwachsener dann
selbst-deteminierend zu leben, denn in der kindheit werden
prägungen gesetzt, die lebenslang wirksam bleiben (deshalb fordere
ich zb lange ein VERBOT der religionsunterrichte in schulen, denn
religion ist keine kulturalie wie etwa musik oder geschichte)
/[ Natürlich sind die klerikalen Vertreter aller monotheistischen
Religionen zu kritisieren, insoweit man es nicht vermag oder
ablehnt, die historisch bildhafte Sprache aus Gründerzeiten in die
heutige Sprachwelt zu überführen. Atheisten werden dieses Ansinnen
erwartbar als müßig betrachten, um sich gleichermaßen über
fundamentale Religionseiferer zu echauffieren, von denen weniger
unter uns wären, würde man sie im Sinne wahrer Religion
unterrichten und nicht zu überkommenem Religionswahn verführen. ]/
wo siehst du den unterschied zwischen "fundamentalischen
religionseiferern" und den üblichen religionifizierungen der
kinder? und was soll "wahre religion" (im unterschied zu
unwahrer?) sein??
religionen, alle, sind magisch-animistische ideologien, weil sie
allesamt auf angeblich absoluten wahrheiten beruhen (wie auch
immer die in verschiedenen religionen aussehen mögen), es gibt
aber keinerlei absoluten wahrheiten, womit alle (auch) religiösen
ideologien (neben den säkularen), die just allesamt darauf
basieren, erratisch sind = unsinn = quatsch = heiße luft =
erzählungen für dumme, die nicht richtig und/oder nicht selbst
denken ...
warum nur ist eigenes (selbstdeterminierendes) denken so
schwierig, für allzuviele glattweg offenbar unmöglich, sodass sie
den rattenfängern der religionen und esoteriken aller couleuren
nachlaufen? ist es der energieaufwand beim eigenen denken, das
hirn verbraucht immerhin ca 1/3 der gesamten stoffwechselenergie
eines menschen (sodass denkfaulheit durchaus auch
rein-physiologische gründe hat), den zu sparen bewirkt, dass man
lieber vorgedachtes, vorgemeintes, vorgekautes übernimmt?
gruß in die runde,
wh.
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