Am Sa., 19. Sept. 2020 um 03:29 Uhr schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Deshalb ist es m.E. wichtig, nicht zu schnell einen
laufenden Diskurs
abzuschließen, etwa infolge geläufiger Antizipation oder (modulo
axiomatischer Fakten) durch die Verwendung ultimativer Definitionen .
Ich habe prinzipiell eine gewisse Scheu vor Definitionen, sofern sie
den empirischen Bereich berühren, entwickelt. In der Mathematik, der
Juristerei (den Jus, wie man in .at sagt) sind sie natürlich
angemessen.
Bei empirischen Sachverhalten besteht die nicht von der Hand zu
weisende Gefahr, dass wir anfangen über etwas zu reden, das gar nicht
dem entspricht, was wir da vor uns sehen.
Nehmen wir das Beispiel "Intelligenz". Wir wollen also wissen, wieso
solche Typen wie Schubert oder Bohr ihr Werk schaffen konnten.
Anschließend definieren wir aber "Intelligenz" als die Fähigkeit,
IQ-Tests zu lösen. Nun werden wir feststellen, dass weder Schubert,
noch Bohr jemals einen solchen Test gelöst haben.
Dieses Beispiel mag auf den ersten Blick wie ein Witz wirken und das
soll er auch, denn das ist meine Absicht. Denke ich aber noch einmal
darüber nach, ist das ganze doch ernster. Wir glauben daran, dass da
eine latente Eigenschaft existiert, diese Tests zu lösen und das dabei
z. B. Bohr, falls er jemals einen solchen Test gemacht hätte, sehr gut
abschneiden würde. Nun ist aber diese latente Eigenschaft die
eigentliche Intelligenz, nur durch unsere Definition haben wir nichts
zu klärung der eigentlichen Frage beigetragen und uns irgendwelche
theoretischen Annahmen aufgehalst.
Was ist z. B. wenn der IQ-Test versagt?
Genau das selbe Problem sehe ich beim Beispiel Spiegeltest und
Selbstbewusstsein. Was ist, wenn ich den Punkt auf meiner Stirn zwar
erkenne, weil ich verstehe wie Spiegel funktionieren, aber dennoch
aufgrund von irgendeiner Abnormalität dennoch kein Bewusstsein habe.
"Mich" selbst gar nicht mehr mit diesen Körper, den ich da sehe,
identifiziere?
Auch das ist nicht so lächerlich, wie es auf dem ersten Blick klingt.
ganz im Sinne von Leibnitz‘ Frage,
warum überhaupt etwas existiert und vielmehr nicht nichts, also
schlichtweg dem „woher, warum und wohin“ irdischer Existenz nachzuforschen.
Wenn nichts existierte, würde doch niemand diese Frage stellen. ;-)
Ich habe die Existenz der Welt lange Zeit für eine
Selbstverständlichkeit gehalten. Inzwischen erscheint sie mir als
Mysterium.
Liest man nun aber in historischer Literatur (durchaus
Jahrhunderte
zurück liegend), zeigt sich, dass es zu jeder Zeit massive Probleme mit
der Bewältigung irdischen Lebens gab [...]
Die historische Perspektive ist zugleich tröstlich und hoffnungslos zugleich.
Gehen wir etwa 100 Jahre zurück. Damals sah die Welt, zumindest aus
dem Blickwinkel eines eher liberalen und/oder humanistischen
Zeitgenossen, sehr viel trostloser aus als heute.
Weltkrieg, Pandemie, Anzeichen einer Wirtschaftskrise, Aufstieg von
totalitären Kräften und letzteres wurde ja immer schlimmer.
Gegen wir 200 Jahre zurück sind wir mitten im Vormärz.
Biedermeierlichtkeit legte sich auf die Öffentlichkeit. Man zog sich
ins Private zurück, weil die Welt nach den Revolutionskriegen und
Napoleon wieder zur Ruhe gekommen war.
300 Jahre zurück und wir sind bei der beginnenden Aufklärung. Swift
schrieb seine Satiren, in Frankreich verarbeitete man AFAIR den Tod
von Ludwig den XIV usw.
Auf der einen Seite erscheinen uns unsere heutigen Sorgen in
Anbetracht dessen viel weniger gewaltig oder einmalig, eventuell sogar
klein. Auf der anderen Seite sehen wir wie aussichtslos es damals
schon war.
Es gab z. B. schon um 1820 herum Liberale, die sich eine politische
Landschaft ohne König oder zumindest eine konstitutionelle Monarchie
wünschten. Doch welchen Unterschied hätte es heute schon, wenn sie
damals erfolg gehabt hätten? Welchen Unterschied machen unsere Fehler
und Leistungen im Jahre 2120 noch?
In heute populär gewordenen spirituell angelegten
Deutungen der
Quantenphysik wird die Objekt-Subjekt Trennung als zu überwindende
Illusion beschrieben; hingegen wird eine „alles mit allem verbundene
Einheit beschworen.
Die Quantenphysik ist insofern interessant, weil sie den Status des
Beobachters mit berücksichtigt.
Das unterscheidet sie von vielen anderen physikalischen Theorien...
Soweit (erst mal) zu meinem Verständnis von Dürrs
Darlegungen.
Das "Wirk" und "Passier" scheint mir auch nicht exotischer oder
bizarrer als der "Quant".
Wir haben uns nur an den Quant gewöhnt, während die ander
Ausdrucksweise heute nur seltsame Lyrik sind.