Am 20.08.2022 um 02:53 schrieb waldemar_hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Karl Janssen über PhilWeb schrieb:
War das nicht eine Vorstellung, welche durch die
griechische Philosophie schon im Umlauf war und gewissermaßen ägyptisch verbreitet wurde?
Ja, dass ist sicher so anzunehmen und daher hatte ich zuletzt auch angeführt, dass die
alttestamentarischen Jenseitsvorstellungen metaphorisch offenbar auf Todesvorstellungen
und Grabsitten basierten, wie sie im 3.-1. Jt. v. Chr. in Ägypten, Mesopotamien, Syrien
etc. üblich waren. Dieser kulturgeschichtliche Bezug prägt bis heute die christlichen
Lehren und Vorstellungen von Tod und einem jenseitigen Leben danach, eben als postmortale
Existenz in einem Reich Gottes.
(1)
mir ist mein eigener tod so fremd, wie der mars oder der stern canopus, weil nicht
erfahrbar, deshalb ist "angst vor dem eigenen tod" gegenstandslos - was ich
erfahren kann, sind immer nur die tode
anderer lebewesen
(2)
andere tiere als menschtier leben nur im jetzt und aus erfahrungen der vergangenheit, nur
menschtier lässt sich von vermeintlichen zukünften in angst und schrecken versetzen -
denkt man das prinzip "zukunft" weg,
sind 99% der menschlichen daseins-ängste weg
Nun, Waldemar, dann ist der Tod bzw. die Angst davor für Dich gegenstandslos. Für andere
hingegen trifft das ganz offensichtlich nicht zu, was im kulturgeschichtlichen Rückblick
seit Jahrtausenden zu sehen und auch wissenschaftlich belegt ist. Nur darauf bezog sich
der kurze Gedankenaustausch zwischen Ratfrag und mir. Selbstredend ist der Tod nicht
unmittelbar persönlich erfahrbar, jeder aber, der (insbes. sehr nahestehende) Menschen in
den Tod am Sterbebett begleitet hat, wird sehr wahrscheinlich ein anderes Empfinden haben
und ausdrücken, als Du in dieser schnöde abgehobenen Art vom Tod sprichst. Deine Rede wird
jedoch zutiefst verständlich, wenn man Deine Weltsicht kennt, die Du Dir zusammengebastelt
hast:
wh: „mensch ist unfähig -wirklich- zu "be-greifen", dass welt zweckfrei,
sinnfrei, absichtenfrei, planfrei usw ist, und dass selbst der "zeitpfeil" mit
zukunft seiner eigenen fantasie aus seinem eigenen welterleben entspringt, und nicht eine
objektiven welt-tatsache ist“
Wie schätzt Du Dich bzw. Deine kognitiven Fähigkeiten ein, wenn Du trotz Deiner Aussage,
der Mensch sei wirklich unfähig die Welt als zweckfrei etc. zu begreifen, eben diese
Feststellung zum Besten gibst? Wie also kannst Du als Mensch fähig sein, das Postulat zu
erheben, die Welt sei zweck-, sinn- absichts- planfrei? Wie willst Du wissen, dass der
definitiv in eine (unbekannte, aber immerhin induktiv abschätzbare) Zukunft weisende
„Zeitpeil“ nicht objektive Realität werden könnte? Einen Zeitpfeil bzw. eine sog.
Weltlinie zu antizipieren ist durchaus in erster Linie spekulatives Unterfangen;
zukünftiges Geschehen kann jedoch aufgrund spezifischer Erfahrungen etc. mit Mitteln der
Wahrscheinlichkeitsrechnung prognostiziert werden. Das betrifft vornehmlich physikalische,
weitaus weniger jedoch psychische Gegebenheiten und bleibt für alles Geistige resp.
Immaterielle pure Spekulation, Glaube oder eben Fantasie. Wie oft schon hier angesprochen,
erübrigt sich damit für Letzteres jeglicher Diskurs zwischen Protagonisten benannter
Lager. Es bleibt dabei: Glaube bedeutet Nichtwissen!
Soweit für den Augenblick!
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
(3)
jenseitsvorstellungen sind zukunftsängste - sie können nicht auf grabsitten basieren,
sondern es ist umgekehrt, erst die jenseitsideen haben beerdigungsgebräuche initiiert -
das problem ist ganz primitiv:
wie geht man, was macht man mit einem toten, der zerfällt, anfängt zu stinken, und sogar
(übrigens in viel geringerem umfang als gemeinhin angenommen) infektiös sein kann?
(hauptsächlich salmonellen sorten)
(a) noch frisch als frischfleisch aufessen = kannibalismus (untauglich wegen
infektionsgefahr), besser gekochter/gebratener kannibalismus
(b) einfach herumliegen lassen, wie noch bei den frühen römern, wo die kadaver rituell in
räumen im haus der familie aufbewahrt wurden
(c) verbrennen
(d) im boden vergraben
(e) zum fressen für wildtiere hinlegen (wildschwein, geier, wölfe, bären = aasfresser,
usw)
-------------
da der mensch aufgrund seines ihn stets ängstigenden "zukünfte"erlebens ein
zwecktier ist = alles und jedes muss in seiner urfantasie einen "sinn" oder
"zweck" oder "ziel" haben, wird auch der umgang mit leichen
endzwecke-nicht-bewusst-gedacht-sondern-erlebt, zb "der tote muss ost-west und unter
erde verscharrt werden", damit ... was weiß ich was passiert ...
die scheinbare und geradezu zwanghafte erlebensweise alles und jedes müsse endzwecke
haben, ist der zukunftsangst geschuldet, und führt zur wahnhaften vorstellung von göttern
usw, die solche mindestens
"ganz großen" endzwecke repräsentieren, und so wird die welt dann "zu
einem geheimen plan" = götter-glaube/vorsehung/schicksal usw eine besondere art von
"verschwörungstheorien", und nota bene:
auch "naturgesetze"/wissenschaften stehen in diesem rahmen, denn auch sie sagen
als "naturgesetze" vermeintliche zukünfte voraus, und versuchen als
wissenschaften den unaufgedeckten weltplan zu
entschlüsseln (bis hin zu "gut's" = great united theories)
mensch ist unfähig -wirklich- zu "be-greifen", dass welt zweckfrei, sinnfrei,
absichtenfrei, planfrei usw ist, und dass selbst der "zeitpfeil" mit zukunft
seiner eigenen fantasie aus seinem eigenen welterleben entspringt,
und nicht eine objektiven welt-tatsache ist
das gefährliche an der menschlichen zukunftsangst inkl. sinnvoll-wahns ist, dass genau
diese ihn selbst inklusive der umwelt, biosphäre usw zerstört, und ihm so auch die nur
entfernte möglichkeit nimmt, dass aus fantasierter zukunft irgendeine art von gegenwart
werden könnte = die zukunftsangst bewährt sich als überlebenstechnik nicht, im gegenteil,
zerstört sie die grundlagen allen seins.
wh.
Äußerst befremdlich, da schlichtweg unsinnig
(Schma Waldemar!) erscheint mir das Dogma einer körperlichen Wiederauferstehung (von den
Toten). Welchen tieferen Sinn sollte es haben, in einem spezifisch für reale Lebenswelten
evolutionär entwickelten Körper „in alle Ewigkeit“ fortzuleben!? Zudem man der dieser
Ewigkeit zugrundeliegenden Göttlichkeit die Attribute von Güte und Gerechtigkeit
zuschreibt und es wiederum so unsinnig wie eben ungerecht anmutet, wenn Menschen deren
Körper nicht gerade dem geltenden Schönheitsideal entspricht, ewig an diesen auf Gedeih
und Verderb gebunden wären. Wahrhaftig Unsinn hoch Drei! Das kann kein Gott wollen!
Viel eher kommen hier fernöstliche Vorstellungen von Reinkarnation im Kontext von
Karma/Darma in Betracht, wenn man sich schon Gedanken über eine postmortale Existenz (in
welchem Nirvana auch immer) machen will oder muss.
Auch hier bleibe ich dabei: Das ICH des Menschen wird mit dem Tod zum WIR und die Frage
bleibt: Wer ist WIR? Verliert sich ein ICH im WIR wie ein einzelner Wassertropfen im Meer
oder färbt es dieses wie ein Tintentropfen zusammen mit anderen, bildet somit spezifische
Farbsegmente aus? Auch hier nichts als Metaphorik, nichts als Spekulation!
Man täte gut daran, sein irdisches Leben in Würde, Achtung vor Mitgeschöpfen und Natur
sowie gehörigem Mitgefühl hinzubringen und in aller Ruhe abzuwarten, was einem tatsächlich
posthum widerfahren mag oder eben nicht.
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
Für
Andersdenkende sollte es dennoch keinen Grund geben, diese Menschen zu verunglimpfen oder
in Verbindung mit abstrusen Vergleichen bzw. Ausdeutungen herab zu setzen.
Diese Aussage impliziert ja, dass der Ungläubige quasi schon einen Glauben haben muss, um
zu versteheh.
Ebenso wie das unten stehende:
Am Fr., 19. Aug. 2022 um 13:59 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>>:
Dein einstiger tiefer Bezug zu Gott und Religion liegt in
Fragmenten zerfetzt in Deinem Innersten. Es ist - wie so oft zu
sehen - die in Hass verkehrte Liebe, die Dich zum Feind der
Religion gemacht hat; quasi vom Paulus zum Saulus. Das ist kein
Problem und Du bist in guter Gesellschaft. Andere, die sich eher
dem Gesellschaftskreis eines Paulus zurechnen, haben auch kein
Problem, weil sie Sinn von Unsinn zu unterscheiden wissen.
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Virenfrei.www.avast.com
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