Den Disput sollten wir aber solange weiterführen, bis wir die uns verbindenden Argumente
herausgestellt haben. Dass wir in vielen gesellschaftspolitischen Fragen aufgrund
divergenter Weltanschauung bisweilen erhebliche Differenzen haben, begleitet unseren
Diskurs hier seit Anbeginn; doch zumindest mich hat er zu Einsichten geführt, die ich in
ideologisch gleichgesinnten Kreisen nicht gewonnen hätte.
Eigentlich verbindet uns ja die Technik in dem Maße, wie uns Metaphysik trennt. Dabei ist
es gerade die Technik, die in sich gravierend trennende Elemente birgt.
Wie Du Dich sicher an einen meiner früheren Beiträge hier erinnern wirst, hatte ich für
mein Philosophiestudium den Schwerpunkt „Technikfolgeabschätzung“ gewählt und damit
bewusst versucht, mögliche Brückenfunktionen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu
ergründen. Als Ingenieur Technik zu begreifen, sollte kein größeres Problem aufwerfen,
sich jedoch in Präsenzveranstaltungen mit den weltfremden Träumereien resp. Thesen
vornehmlich in Sozialwissenschaften auseinander zu setzen, war damals schon ein schier
unüberwindbares Problem für mich und ist es eben heute noch. Da fehlt es bisweilen massiv
an Lebensrealität und dementsprechender Logik.
Welche Logik etwa steht hinter dem Argument, die dringlich zeitnahe Rettung dieser unter
einen Betonmischer geratenen Frau sei auch durch Falschparker behindert worden, wenn
Falschparken ein alltägliches Übel im Straßenverkehr ist und Rettungskräfte gewohnt sind,
mit diesem umzugehen.
Das Problem einer Totalsperrung durch eine hirnlose Protestaktion, wie durch diese
Klebe-Aktivisten veranstaltet, ist definitiv nicht mit gewohnter Routine zu umgehen und
das ist der eigentliche Skandal!
Das bei dieser Art Protest (der themenbezogen an sich gerechtfertigt ist) eingesetzte
Mittel ist keinesfalls zu heiligen, einerlei, mit welchen Argumenten!
Bester Gruß! - Karl
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Am 05.11.2022 um 14:41 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 05.11.2022 um 14:32 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Darum geht es nicht, Ingo! Es geht einzig und allein um die Art und Weise dieser
radikalen Protestaktionen, die eine potentielle Gefahr im gesellschaftlichen Umfeld dieser
Klebe-Aktionen darstellen. Ich bleibe dabei: Der (wohlgemeinte bzw. begründete) Zweck
einer Protestaktion heiligt dennoch nicht alle Mittel!
Moin Karl,
wir müssen den Disput nicht weiterführen, wie Du aber die „potentielle Gefahr im
gesellschaftlichen Umfeld“ durch Falschparkende einfach ignorierst, behalte ich als
ideologische Verblendung in Erinnerung und schreibe sie der strukturellen Gewalt in der
Autogesellschaft zu.
IT
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