Hi JH,
für Wortspiele und Quizfragen sind Chatbots besser geeignet als Philosophieinteressierte.
Ich verfolge nur selten die vielen Gesprächsrunden, mit denen wir in den Medien nahezu
geflutet werden; denn interessante Menschen verschwenden nicht ihre Zeit damit.
Herausragende Denker, wie Hilbert, Russell, Lorenzen, Brouwer, Tarski, hätten sich
schwerlich daran beteiligt. Sie besuchten sich oder trafen sich auf Fachtagungen. Legendär
sind ja die endlosen Gespräche zwischen Einstein, Bohr, Heisenberg, Schrödinger über die
Quantentheorie.
Über Postulationismus, Konstruktivismus, Formalismus, Logizismus, Intuitionismus,
Mathematik, Modelltheorie diskutierten wir damals im philosophischen Seminar. Dort kamen
neben Phil-Studis auch Mathe-, Informatik-, Physik-, Chemie- und Bio-Studis zusammen.
Ebenso erging es mir im IGN, dem Institut für die Geschichte der Naturwissenschaften.
Das unterscheidet ein philweb doch gerade vom Laberverein. Und wer etwas nicht versteht,
macht sich kundig. Das war noch nie so leicht wie heute. Du hattest doch nach „Automat“
gefragt und ich hatte auf Wiener und die Kybernetik verwiesen. Mir geht es dabei nicht um
das Wort, sondern darum welche Ideologien und Technologien welchen gesellschaftlichen
Wandel bestimmen und was ihnen jeweils zugrunde liegt.
Deshalb hatte ich auf Lorenzens kleine Schriftensammlung zur „Theorie technischer und
politischer Vernunft“ verwiesen. In Verbindung mit dem gerade ausgehandelten
„Modernisierungspaket für Klimaschutz und Planungsbeschleunigung“ ließe sich daran ein
Bildungsausflug oder ein polit-philosophisches Seminar anschließen. Aber liest der Mann
von der Straße überhaupt noch und bildet sich oder lässt er sich lieber von starren
Sinngehalten indoktrinieren?
IT
Am 30.03.2023 um 21:12 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 30.03.23 um 14:12 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
einen kleinen Text, in denen die Namen von 7 Personen
vorkommen:Hilbert,Russell,Lorenzen,Brouwer,Fromm,Tarski, Pambuccian, und 7 wichtigen
Wörtern:Postulationismus,Konstruktivismus,Formalismus,Logizismus,Intuitionismus,Mathematik,Modelltheorie.
Es kommt nur eine rechnerische Frage, es geht nicht um irgend ein Gespräch, was Gefahr
laufen würde, als Schwafeln abgetan zu werden.
Wer ist fähig, das Gespräch zu moderieren? Du?
Wenn nicht, wie wäre es mit Regeln? Jeder der 7 könnte sollte je einen Satz zu den 7
wichtigen Wörtern sagen, dann wären das nach Adam Riese vermutlich 49 Sätze. Nun wäre die
Regel, dass jeder der 7 Personen einen Satz zu den Sätzen der anderen 6 sagen dürfte, wie
viele Sätze es dann insgesamt? Muss in den Computer jetzt die Funktion
"Faktoriell" eingetippt werden? Und die nächste Regel wäre noch zu bestimmen.
Denn wir sind noch lange nicht an der Zahl der Sätze einer Fernsehdiskussion.
Doch nun zu den Zuhörern, dem Mann von der Straße, wie ich einer bin. Glaubst du, dass
ich dem folgen könnte? Und könnte es nicht sein, dass irgendeiner der Diskutanten so in
Rage kommen würde, dass er einen anderen zum Duell auffordern würde, oder den Freitod
wählen würde? Ich dachte an Cauchy, aber der war es nicht, der den freien Tod wählte, weil
er einen Fehler machte, das muss ein anderer gewesen sein. Wer war es?
Und wie wäre es, die Politik-Theoretiker mit anderen der gleichen Art zusammen zu
bringen? Und die Gott-Gläubigen? Denn die Moralisten könnten sagen: Lasst doch mal die
Personen mit gleichartigen Themen diskutieren, damit wir sehen, was dabei rauskommt, und
dann sagen wir unsere Meinung dazu, von oben herab, versteht sich, aber bitte sagt das
nicht weiter. Denn jeder darf seine Meinung und seine Überzeugung haben! Oder nur
zumindest jeder Mathematiker?
JH
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