Am 05.03.2023 um 07:00 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Natürlich kann es Signale geben, die keine
Information im Sinne ihrer Definition enthalten, z.B Rauschsignale.
Ich bin kein Fanatiker von Wikipedia, trotzdem muss ich darauf hinweisen, dass schon mit
dem Wort gedacht werden soll, dass da "etwas kommt", nämlich Information, dass
diese zumindest bald kommt.
Wikipedia: Ein Signal (lateinisch signalis ‚dazu bestimmt‘, signum ‚ein Zeichen‘) ist ein
Zeichen mit einer bestimmten Bedeutung, die das Signal durch Verabredung oder durch
Vorschrift erhält. Eine Information kann durch ein Signal transportiert werden. Dazu
benötigt man einen Sender und einen Empfänger (vgl. das Funksignal in der
Nachrichtentechnik). Ohne technische Hilfsmittel kommt man bei der direkten menschlichen
Kommunikation aus, dort können (oft nonverbale) Signale verschiedene Aufforderungen
bedeuten.
Zum Themenkreis Signale und Information gäbe es beliebig viele Gesichtspunkte, unter denen
man diesbezügliche Sachverhalte diskutieren kann. Zudem kommt, wie Waldemar es hier
zuletzt anmerkte, dass im Alltagssprachgebrauch zumeist nicht zwischen Signal, Information
und Nachricht unterschieden wird, was zu allen möglichen Fehlinterpretationen führt.
Ein praktisches Beispiel zeigt, wie selbstverständlich und implizit - ohne große
Definitionen – diese drei Kategorien abgehandelt werden:
Es klingelt an der Garten-/Haustüre und eine - den Klingelton wahrnehmende - Person ist
tatsächlich zuhause; sie vernimmt das Klingeln als SIGNAL, hat zu diesem Zeitpunkt jedoch
keine konkrete INFORMATION darüber, von wem dieses Signal übermittelt wurde; es könnte der
Postdienst, ein Mitarbeiter vom örtlichen Wasseramt, die Nachbarin, ein Vertreter, eine
bettelnde Person sein, oder Kinder, die sich einen Klingel-Scherz erlauben.
Erst der Blick aus dem Fenster oder ein Schritt vor die Haustüre gibt Aufschluss über den
Auslöser des Signals. Es war ein Mitarbeiter vom Wasseramt, der die NACHRICHT überbringt,
dass wegen Reparaturarbeiten in diesem Straßenzug die Wasserversorgung für zwei Stunden
abgestellt wird.
Jetzt ist die zuhause anwesende Person darüber INFORMIERT, dass die örtliche
Wasserversorgung wegen Reparaturarbeiten unterbrochen sein wird.
Etwas anders gelagert zeigt sich dieses Beispiel, wenn die Benachrichtigung über
anstehende Reparaturarbeiten an der Wasserversorgung nicht durch einen Boten, sondern
einige Tage zuvor per Postwurfsendung an die betreffenden Haushalte erfolgen würde:
Im örtlichen Baureferat wird eine Text-NACHRICHT erstellt, die den benannten Sachverhalt
darlegt. Der Text wird in großer Schrift auf gefärbtem Papier ausgedruckt und die „Flyer“
werden von einem Mitarbeiter des Baureferats in die Briefkästen des betroffenen
Straßenzugs eingeworfen.
Nun besteht jedoch die Möglichkeit, dass eine über die Unterbrechung der Wasserversorgung
zu informierende Person eines betroffenen Haushalts nicht regelmäßig den Briefkasten leert
und somit nicht rechtzeitig von diesem anstehenden Ausfall benachrichtigt werden konnte;
d.h. die NACHRICHT wurde zwar zeitgerecht dem Empfänger zugestellt, wurde von diesem aber
nicht wahrgenommen und somit war er nicht über den anstehenden Ausfall der
Wasserversorgung INFORMIERT. Es fehlte bei diesem Beispiel das SIGNAL, eben als
Signalisierung, dass diese Unterbrechung stattfinden wird.
Ich denke, man kann aus diesen Beispielen ersehen, dass es auf den jeweiligen Bezugsrahmen
der Begriffe von Signal, Nachricht und Information, sowie insbes. deren exakte
Unterscheidung ankommt.
Bekanntlich versuchen die Spezialisten, aus dem Rauschen heraus Unwahrscheinliches heraus
zu filtern, so dass sie vermuten können, dass es ein Signal ist, das moduliert ist. An
anderen Stellen geht es oft darum, das Rauschen zu unterdrücken. So wäre es eher falsch zu
sagen: Rauschsignale, aber ungenau gelesen ist der Satz korrekt, das Wort Rauschen wäre
vermutlich besser gewesen.
Jetzt begibst Du Dich geradewegs in die „heiligen Hallen“ der Nachrichtentechnik, Joseph!
Und dort hat man es - wie in allen fachspezifischen Bereichen - mit „Fachjargon“ zu tun.
Und wenn es z.B. bei der Überprüfung einer Signalleitung erforderlich ist, das Verhältnis
von Signal und Rauschen (S/N) zu messen, zeigt sich, dass es grundsätzlich keine
rauschfreie Übertragsleitung gibt. Selbst ein „idealer“ Übertragungskanal hat ein (sog.
weißes) Grundrauschen und das nennt man im Fachjargon halt Rauschsignal. Es ist also ein
Rauschen, das zwar die gegebene Funktion einer Übertragungsleitung anzeigt
(signalisiert!), jedoch keine über dieses Signal hinausgehende Information überträgt.
Was Du mit „Spezialisten“ meinst, die aus dem „Rauschen heraus Unwahrscheinliches“ heraus
zu filtern suchen, kann eigentlich nur die Technik der Frequenzspreizung sein (spread
spectrum). Damit wird ein Nachrichtensignal mit erweiterter Bandbreite und damit höherer
Redundanz übertragen, um das Übertragungssignal weniger anfällig gegen Störeinflüsse zu
machen. Ein weiterer Aspekt bei dieser Übertragungstechnik ist Kryptierung, quasi
Verschleierung.
jh: „Trotz des Lobes von Mathematik kann gefragt werden, ob einem Schüler allein mit Hilfe
dieser die Funktionsweise eines Fahrrads, eines Einzellers, eines Verstärkers beigebracht
werden kann. Es kann sein, dass das kausale Verstehen sogar durch das alleinige Vorführen
der mathematischen Berechnungen behindert wird.“
Mathematik wird i.A. als Hilfswissenschaft gesehen und das alleine schon sollte den
Anspruch an eine „Mathematisierung“ der Lebenswelt relativieren. Das ändert aber nichts an
ihrer herausragenden Bedeutung. Meine diesbezügliche Einschätzung von Wert und Stellung
der Mathematik geht dahin, dass Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben ist. Zudem
ist sie das nahezu einzige Werkzeug, Sachverhalte in ihrer Funktion als
„Beobachtungstheorie“, wie gleichermaßen als quasi technisches Mittel (numerische bzw.
Ingenieur-Mathematik) wissenschaftlich zu konkretisieren; nicht mehr und nicht weniger!
Um es etwas anwendungsbezogener auszudrücken, könnten Anwendungsbeispiele von
Mathematik/Informatik dienen, wie sie etwa zur Automatisierung der durch Theorie und
empirische Verfahren gewonnenen Erkenntnisse (diverse Verfahren der Bildgebung insbes. im
medizinischen Sektor) eingesetzt werden. Ebenso haben Techniken zur Schrift- und
Spracherkennung (OCR, TTS etc.), sowie generell der rechnergestützen Simulation/Emulation
einen beachtlichen Qualitätszuwachs erfahren. Hinter all diesem technischen Fortschritt
„steckt“ Mathematik! Natürlich gilt es auch deren Grenzen zu erkennen, d.h. die rationale
Erkennbarkeit mathematischer Methoden (Stichwort Künstliche Intelligenz) und – wie immer
gefordert – die mögliche Falsifizierung resp. Validierung von rechnergestützten Methoden.
Wie gesagt, kann es also in der Menschheitsentwicklung nicht nur um deren Fortschritt beim
Einsatz von Technik (Organverlängerung!) gehen, sondern eben auch um die geistige
Fortentwicklung: wirklich geistige Freiheit!
Über geistige Freiheit kann nur der Mensch verfügen, der ein hinreichendes Maß an Bildung
erworben hat. Und diese Bildung kann niemals nur eine technisch-naturwissenschaftliche
sein (so bedeutsam diese auch ist!), sondern Bildung muss ein Gleichgewicht einnehmen,
eben zwischen Natur- und Geisteswissenschaft.
Damit kann nicht gesagt sein, jeder Mensch müsste über wissenschaftlich basierte Bildung
verfügen, sondern es liegt vor allem an den Bildungseinrichtungen, ein für das
Alltagsleben zugeschnittenes Bildungsangebot zu erarbeiten und dementsprechend zu
vermitteln. Ein hehres Ansinnen, denke ich und somit müssen wir wohl noch einige Male in
diese Welt eintreten, um ggf. eine wirkliche Fortentwicklung der Menschheit zu erkennen.
Nun gut, es mag in diesem Zusammenhang tröstlich sein, dass allein in unserer Galaxie 10
tausende habitable Lebensräume existieren – vielleicht ist man dort ja schon etwas weiter
entwickelt :-)
Bester Gruß! - Karl