Am 10. Juni 2022 22:53:51 MESZ schrieb "K. Janssen"
<janssen.kja(a)online.de>de>:
Am 10.06.2022 um 21:44 schrieb Claus Zimmermann:
Der Satz "ich existiere" kann m.E.
sinnvoll weder behauptet noch bestritten werden.
Personalpronomina bezeichnen Personen erst eindeutig, wenn man diese Personen irgendwie
kenntlich macht, markiert oder auf sie zeigt. So kann man z.B. mit Leuten reden, deren
Namen man nicht kennt, muss sie dann aber z.B. ansehen, damit klar ist, an wen man sich
wendet. Wenn ich anklopfe und auf die Frage "wer ist da?" einen Zettel mit der
Aufschrift "ich" unter der Tür durchschiebe, ist der Informationsgehalt relativ
gering. Wenn ich es ausspreche, kann ich evtl. an der Stimme erkannt werden.
"X existiert" ungefähr "ich könnte dir X im Prinzip zeigen, wenn wir dafür
nicht z.B. um die halbe Welt reisen müssten".
"Ich existiere" bedeutet in Langform ausbuchstabiert also ungefähr "ich
kann dir die Person zeigen, die ich dir gerade zeige". Das ist natürlich eine
Tautologie, eine Verdoppelung, die dem schon gesagten nichts hinzufügt. Die Verneinung
wäre ein Selbstwiderspruch, die das vorher Gesagte im gleichen Atemzug bestreitet.
Existenzbehauptungen beziehen sich auf Bezeichnungen, nicht auf etwas bezeichnetes, und
sagen aus, ob ihnen etwas entspricht oder nicht.
Da sind wir nun unversehens im Bereich der Existenzphilosophie angelangt. Zumindest sehe
ich diesen Bezug, da für mich (in diesem Fall die menschliche) Existenz vordergründig im
philosophischen Kontext steht.
Somit sehe ich in der Begrifflichkeit von existentia das tatsächliche Vorhandensein,
ontologisch gesehen etwa an Heideggers Existenzbegriff angelehnt (um diesen als Beispiel
eines philosophischen Zugangs zu dieser Begrifflichkeit anzuführen), der sich an der
untrüglichen Erkenntnis von Dasein orientiert: Der Mensch ist in der Welt, ist in sie
geworfen. Phänomenologisch gesehen als „in der Welt sein“.
"Wie geworfen" - das ist vielleicht ein Bild, für die Lage, in der man sich
vorfindet, ohne dass man sie sich ausgesucht hätte.
Dasein beschreibt – für meine Begriffe - eindeutig den
ontologischen Rahmen menschlicher Existenz, weit abseits mir befremdlicher
Existenzbehauptungen und deren Begründungslogiken.
Das heißt nun aber nicht, dass Dein diesbezüglich hier vorgelegter Ansatz keinen gültigen
Bezug zum Existenzbegriff hat, er ist m.E. lediglich von einem gewissen logischen
Gesichtspunkt her angelegt, der mir nicht zugänglich ist.
Beste Grüße! - Karl