Am 15.12.21 um 03:00 schrieb K. Janssen:
so einiges zur historischen Person Kierkegard,
wahrscheinlich im Bewusstsein,
1. dass Wissen losgelöst sein sollte von der Person. Ein Beispiel: Die
Psychoanalyse ohne Verbindung mit Sigmund Freud zu erklären ist schwer.
Nicht nur weil Freud sein System von Zeit zu Zeit umbaute und gar in
Frage stellte.
2. Eine zweite Sache ist jedoch: Wenn jemand sehr viel schrieb, dann
kann sich auch viel Falsches eingemogelt haben, von ihm ungewollt.
3. Auch wenn jemand nicht viel schreibt, können sich Widersprüche und
Fehler einmogeln. Ein Beispiel folgt gleich.
Karl gab dann irgendwie klein bei und dachte vielleicht, er könnte sich
vielleicht mit mir einigen, indem er meine Folgerung annahm:
jh: „Entweder Karl erklärt mir seine Sätze anders,
oder schreibt, dass
ich schlecht gelesen habe, oder dass ich Haarspalterei getrieben habe...“
Dabei denke ich, Du kommst mit Deinem Beispiel meiner Antwort nahe:
jh: „Die Sache hier ist sinnvoll, weil jemand ihr einen Sinn gegeben
hat, und in der Zukunft besteht dieser Sinn weiter, er wird nur Zweck
genannt.“
Aber damit habe ich etwas hinzu definiert, was so nicht geht. Karl hat
ganz sicher auch gedacht, dass da etwas nicht so ganz "katholisch" ist.
(nebenbei bemerkt: Das könnte wieder andere auf den Horrorstuhl setzen,
denn sie könnten meinen, ich hätte das genau gemeint. So etwa
katholisch=allumfassend, oder orthodox=der rechten Lehre angehörend,
wäre wiederum korrekter.) Der Satz ist schließlich nur eine Definition.
Und Definitionen können beliebig gemacht werden. Oder zumindest:
Definitionen, wenn sie zu etwas nutzen, erweitern irgendwie das Wissen
und haben in dem Sinne einen besonderen Wahrheitsgehalt. Also hier denke
ich nicht schwarz-weiß.
Dann schrieb ich: Entweder Karl erklärt mir seine Sätze anders, oder
schreibt, dass ich schlecht gelesen habe, oder dass ich Haarspalterei
getrieben habe. Ok, dann kann das was hier oben steht, weggemacht
werden, wie die Farbe von der Sache, und Karl kann seine Sätze stehen
lassen oder gar wiederholen.
Zu meinem Glück liest Du meine Beiträge auf eine Dir sehr eigene Art.
Das stimmt. Oder auch nicht, denn ich nutze Logik, wobei Logik nicht zu
"eigene Art gehören kann) und beziehe mich auf ein einfaches Beispiel,
dessen Bezugs-Korrektheit ich mir nicht sicher bin, auch das kann nicht
"eigene Art" sein, weil jeder das so tun kann. Und das berücksichtigte
Karl mit:
Diesen vorteilhaften Umstand möchte ich
zugegebenermaßen spontan
bisweilen tatsächlich als „Haarspalterei“ abtun, sehr zu Unrecht, wie
es sich immer wieder zeigt!
Danke!
Zwingt diese Art einer Korrektur doch zu präziser und möglichst
durchdachter Wortwahl und dementsprechender Satzgestaltung.
Wohlan!
In der eigentlichen Bedeutung von Kierkegaards
Entweder – Oder geht
es um die Wahl hinsichtlich der Selbstverwirklichung des
Lebens und um
die Schaffung einer eindeutigen Identität:
Entweder ein Leben unter ethischen Gesichtspunkten, d.h. die
Anerkenntnis von Ethik und Moral sowie ein dementsprechender Lebenswandel
... (Hier habe ich j. das Eingeklammerte (chr..) weggenommen, denn darum
geht es nicht.)
oder die Wahl für ein Leben ohne die Last sittlicher Vorschriften und
die oft beschwerliche und mitunter desillusionierende Suche nach einem
tieferen Sinn und Zweck des Daseins, also ein Leben von einem
(zufallenden) Moment zum anderen.
J: Es wäre mir für mich wiederum viel Zeit erforderlich, um diesen Satz
anzugehen, da ist Wahres dran, und Fragwürdiges. Nur ein Beispiel: Warum
braucht Sinn noch das Wort "tief"? Könnte das Wort eine Floskel sein?
Eine Sache hat einen Sinn, keinen Sinn, wenig Sinn usw. Aber einen
tieferen Sinn, was ist das? Floskeln sind rhetorische Elemente, sie
kommen bewusst oder unbewusst in Texte hinein.
Dabei denke ich, Du kommst mit Deinem Beispiel meiner Antwort nahe:
jh: „Die Sache hier ist sinnvoll, weil jemand ihr einen Sinn gegeben
hat, und in der Zukunft besteht dieser Sinn weiter, er wird nur Zweck
genannt.“
Eben leider nicht, es sei denn eine Definition wird als Antwort
angesehen. So geht das nicht.
Um nochmal Kierkegaard zu bemühen: Er kommt zu dem
Schluss, dass ein
Leben nur für den Augenblick (also ein sinnbefreites Tappen von Moment
zu Moment) nicht für ein erfülltes Dasein ausreicht, sondern für einen
sinnvollen Lebensentwurf sowohl Vergangenheit wie auch Zukunft
einbezogen werden müssen.
Damit wird deutlich, dass man hierzu zwar Schlüsse aus dem
persönlichen Verhalten in der Vergangenheit hinsichtlich ihrer
Sinnhaftigkeit ziehen kann, kaum jedoch für die Zukunft. Soll letztere
für die künftige Lebensgestaltung eine Rolle spielen, muss man
notwendigerweise von deren Zweckhaftigkeit ausgehen.
Mit anderen Worten: Wer für seine Zukunft unter der Annahme planen
will, diese hätte (ohnehin) keinen Zweck, wird demnach keine Ziele für
ein sinnvolles (noch vor ihm liegendes) Leben entwerfen können.
Aus diesem Zusammenhang könnte ersichtlich werden, dass aus einer
erkannten Sinnhaftigkeit des vergangenen Lebens auf jene des weiter zu
führenden, unter Annahme eben von Sinn und Zweck, geschlossen werden
kann.
Mit diesen Ausführungen ist mir leider auch nicht geholfen, vielleicht
bin ich ja zu streng, oder ein immer Unzufriedener.
Kurz gesagt: Ein Leben ohne Sinn hat keinen Zweck!
Schön wär's, so zu denken, oder extrem. Aus so einem Satz könnte nämlich
viel gefolgert werden. Ich bin kein Logiker. Aber ich probiere mal: Mir
fällt es schwer, das Wort Sinn über die alltägliche Benutzung hinaus zu
nutzen, also könnte es sein, dass mein Leben keinen Zweck hat! (Und ich
dürfte mich alsdann beleidigt fühlen - haha)
In diesem Sinne habe ich mir vor dieser Antwort an Karl die Frage nach
dem Sinn aus dem Blickwinkel des Zitats des C.G. Jung auf der Zunge
zergehen lassen:
Hier ist es: „Das Kausalprinzip sagt aus, dass die Verbindung von
Ursache und Wirkung eine notwendige sei. Das Synchronizitätsprinzip sagt
aus, daß Dinge durch Gleichzeitigkeit und durch den Sinn verbunden sind.“
Das Zitat wäre vermutlich genauer in der Form:
(1)
„Es gibt Sachen, die miteinander verbunden sind. Zusätzlich:
(2)
Die Sache A(zu t=0) kann mit der Sache A(zu t=-1) verbunden sein. Dann
spricht man von Kausalität.
(3)
Die Sache A(zu t=0) kann mit der Sache B(zu t=0) verbunden sein. Dann
spricht man von Synchronizität.
(4)
zu (4) Die Verbindung ist eine zeitliche, dh. die Zeit verbindet die Sachen.
(5)
zu (3)
Die Verbindung ist eine sinnvolle, dh. der Sinn verbindet die
gleichzeitigen Sachen.
-----------
Ist hier nicht ein einfacher Fehler? Dass bei Kausalität die Verbindung
in der Zeit vorliegt, wird angenommen. Und bei der Gleichzeitigkeit der
Raum. Wie und warum in (5) eine dritte Sache hinzu kommt, ist nicht
verständlich. Weitere Fragen lasse ich beiseite, die entstehen mir auch.
Ich wäre froh, wenn Karl oder jemand anders das bestätigt oder nicht.
Denn hier habe ich kein besonderes Beispiel genommen wie gestern.
Vielen Dank, und Gruß
Joseph
p.s. von W. kam gerade auch noch ein Schreiben an, ich habe es noch
nicht gelesen.