Am 18. Mai 2024 15:15:07 MESZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb"
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In der Hohlkugel Blastozyste entwickeln sich ja bereits zwei Zellschichten: die den
äußeren Trophoblasten und den inneren Embryoblasten bilden. Aus dem Trophoblasten wird
die äußere Embryonalhülle und später ein Teil der Plazenta und aus einem Teil der
inneren Zellen, von denen sich embryonale Stammzellen ableiten lassen, entwickelt sich der
Embryo zum Fetus weiter.
Wie Zygote und Blastozyste gehören also auch Embryo und Fetus zum Innenleben der Mutter
und sollten natürlich ihrem Selbstbestimmungsrecht unterfallen. Eine von der
Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission empfahl ja kürzlich einmal mehr die
Entkriminalisierung von Abtreibungen in den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft.
Aber das werde ich aufgrund der vielen reaktionären Widerstände in diesem Land nicht mehr
erleben.
Die Zygote oder Blastozyste verlassen aber nicht nach neuen Monaten den Körper der Frau,
um dann als Mensch durch die Welt zu spazieren. Diese Entwicklung zu unterbinden, ist in
meinen Augen nicht einfach ein unproblematischer Akt der Selbstbestimmung, sondern grenzt
an Fremdbestimmung.
Ich finde es richtig, verschiedene Fälle zu unterscheiden und nicht alles in den einen
Topf der Selbstbestimmung zu werfen.
Wenn z.B. die Geburt lebensbedrohlich wäre, läge auf der einen Seite der Waage ein Leben
und auf der anderen ein Lebenskeim. Bei der Abgrenzung kann die Wissenschaft helfen.
Wann entwickelt sich z.B. aus zwei verschmolzenen Zellen ein Gehirn, wann entwickeln sich
Sinnesorgane?
Wie wir uns dazu verhalten sollen, kann uns die Wissenschaft aber nicht sagen. Sie ist nur
für Tatsachen zuständig, nicht für Werturteile und Vorschriften.
Wenn die Schwangerschaft nicht gewollt, sondern durch eine Vergewaltigung aufgezwungen
ist, wäre ihre frühzeitige Beendigung in meinen Augen auch ein legitimer Fall von
Selbstbestimmung.
Glücklicherweise haben darüber ja nicht die Herren der Schöpfung allein, sondern gemeinsam
mit den Damen zu entscheiden, die das ganze ja auch noch ausbaden müssen.
Claus