mag sein, dass ich ein primitivling bin,
aber ich bin der ansicht, dass moralen sich aus der lebenspraxis heraus
entwickeln,
und erst danach dann als kodizes standardisiert und zusammengefasst werden,
um sie einfacher sozial plausibel und mehr oder weniger verbindlich
anwendbar zu machen,
und "lebenspraxis", das ist der angeborene mensch in wechselwirkung mit
seinen lebensumwelten,
was sich dabei als überlebens-günstig erweist, wird nicht nur individuell,
sondern rasch auch sozial gelernt,
und dann über die soziale schiene "verbindlich", weil plausibel und
nachweisbar nützlich erscheint.
mit diesem modell lassen sich sogar krieg + frieden erklären, denn es ist
nur zeitweise günstiger artgenossen nicht umzubringen,
in anderen fällen erweist es sich als artgerechter, artgenossen unter
ungezählten begründungen zu killen, was dann mit wahrer
inbrunst auch prompt in szene gesetzt wird (die leute töten sich dann
tatsächlich gerne, leiden gerne als opfer, usw),
denn der mensch ist nicht moralisch, sondern er leistet sich moral als
quasi luxus, falls er es sich leisten kann, falls es nutzeffekte verspricht,
daher -leider- auch moralen kosten/nutzen-rechnungen, zumindest implizit ...
zuerst das fressen, dann die moral - not kennt kein gebot - und massig
weitere solcher merksprüche, sagen mehr über den menschen aus,
als ihm bei offener befragung lieb ist ...
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der grundlegende fehler der aufklärung war, den menschen als lernfähig und
als im-prinzip-gut zu meinen,
denn nichts davon trifft real zu, von den fesseln mittelalterlicher magien
und religiöser strafdrohungen befreit, kam nicht ein "guter mensch" heraus,
sondern eine aller fesseln ledige amoklaufende bestie, deren jedes einzelne
individuum sich für den mittelpunkt der welt hält
(ich bin mir selbst das wichtigste - ich will so bleiben, wie ich bin - und
ungezählte weitere solcher ego-maner sprüche)
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mensch braucht maulkörbe, fesseln, folterdrohungen, angsterzeugende bilder,
sonst ist er ausser rand und band nicht auch nur halbwegs in der spur zu
halten ...
Am Mo., 3. Sep. 2018 um 01:54 Uhr schrieb Claus Zimmermann via Philweb <
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[Philweb]
Der "Analytiker" sagt also: Werturteile über Handlungen sind eigentlich
etwas anderes als sie zu sein vorgeben. Sie veredeln z.B. das zu
bestimmten Zwecken für bestimmte Personen Nützliche, indem sie es als
gut deklarieren und quasi vergolden.
Bedeutet das, daß wir in Wirklichkeit immer nur Kosten-Nutzen-Rechnungen
anstellen, wo wir von gut und böse reden? An solche Rechnungen denkt der
Mensch gar nicht, dem man eingeredet hat, bestimmte Handlungen für gut
und andere für schlecht zu halten. Hinter seinem Urteil steht zwar eine
Kosten-Nutzen-Rechnung, aber nicht seine eigene. Er selbst denkt in den
Kategorien von "wie kann man nur" und "das geht doch nicht".
Das Werturteil kann zwar umgebogen werden, aber das bedeutet nicht, daß
es keine Werturteile und statt dessen nur Nützlichkeitsurteile gibt.
Claus
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