Am 09.12.2020 um 12:21 schrieb Joseph Hipp via Philweb:
[Philweb]
Am 09.12.20 um 02:30 schrieb K. Janssen via Philweb:
als Antwort auf Am 08.12.2020 um 13:35 Ingo Tessmann
Ich darf wohl sagen, dass meine Fähigkeiten und Zeit an die Grenze
kommen würden, wenn ich das oben datierte Schreiben von K. Janssen
ganz bedenken würde. Ich fing jedoch am Anfang seines Schreibens an,
wo er schrieb:
Weil Geist in sich Abstraktion ist und als solche
einzig (als
abstrakte) Sicht auf sich selbst), eine Ahnung dieses rätselhaften
Phänomens vermitteln kann.
Hier fiel mir die Wendung "ist in sich Abstraktion" auf, und ich
suchte sie zu verstehen. Zuerst suchte ich "in sich" zu verstehen, ich
suchte, es kam kein treffendes Resultat, und es kam schon gar
Wenn ich nun, durch Dich Joseph, so spezifisch auf meine Auslegung von
Geist als Abstraktum zurück verwiesen bin, muss ich selbst wieder zu
verstehen suchen, was ich da so aus dem „Stehgreif“ geschrieben habe;
als solches wird es wohl eher meiner innersten Grunderfahrung und nicht
meinem alltäglichen Denk- und Sprachgebrauch entsprungen sein. So bietet
es sich jetzt an, selbst noch einmal darüber nachzudenken, um womöglich
eine weniger „abstrakte“ Formulierung zu finden.
Dann suchte ich, wie und in welchem Zusammenhang
Adorno diese Wendung
nutzte, zuerst holte ich den Satz dort:
"Und ein jegliches allgemeines Prinzip eines Ersten, wäre es auch das
der Faktizität im radikalen Empirismus, enthält in sich Abstraktion."
Ich bin nicht so fähig, den ganzen Text dort zu lesen, ein Teil des
Textes deutet mir aber an, dass er "in sich Abstraktion" als etwas
nicht so Gutes ansah (pejorative Nutzung), und ich staunte nicht
schlecht: er nutzte die Wendung gegen die Materialisten. Ist da eine
Ironie des Schicksals, meines, des Karl und/oder des Ingo?
Du vermagst aber definitiv, die Nadel im Heuhaufen zu finden!
Wir hatten hier vor Zeiten über die „Dialektik der Aufklärung“
geschrieben. Und meine frühe Affinität zu Adorno und Horkheimers Schrift
war (zumindest unterschwellig) deren Positivismuskritik zuzuschreiben.
Interessant in unserer Betrachtung nun hinsichtlich von Geist als
Abstraktum ist die Feststellung:
/"Und ein jegliches allgemeines Prinzip eines Ersten, [...] enthält in
sich Abstraktion."/
Unbenommen anderer Sichtweisen, Prämissen, betrachte ich Geist (an
sich!) als eben ein Erstes, dessen Prinzip ihm als Abstraktum innewohnt.
Dieses Abstraktum erklärt sich damit, dass alles diesem Ersten von
Menschen Zugedachte, Zugeschriebene, eben alle hierzu anthropomorphe
Bildlichkeit als unzureichende, fragmentarische Begriffsbestimmung
unwirksam, unwirklich sein lässt (es trifft nicht den wahren Kern).
Dieses Erste trägt ALLES in sich (Das Viele im EINEN).
Insoweit diese „Allheit“ dem menschlichen Erkennungsvermögen nicht
umfassend zugänglich ist, eröffnet sich unserem diesbezüglichen Denken
nur das Abstraktum dieses Ersten (das ich Geist nenne).
Es bleibt also nur eine Ahnung dieses rätselhaften Phänomens und damit
das allbekannte Manko der sich daraus beliebig ableitbaren Sichtweisen,
Denkmodelle, Dogmen und so fort.
Zudem kam dort noch ein Satz zum Vorschein: "Auch jede Position, die
im Sein, in Natur oder Materie ein Erstes erblickt, ist prima
philosophia, geht auf Identität und wird damit für Adorno letzlich
Ideologie." ,,, und hier wieder das Wort "Ideologie", das wie eine
Schlange aus dem Untergrund kommt, das ich zu bedenken geben wollte,
und niemand reagierte, ich verstehe nun warum: Wer will schon
Schlangenfänger sein.
Mir ist jetzt bewusst, dass die Wendung "in sich Abstraktion" eine
zumindest leicht andere Bedeutung bei K. Janssen als bei Adorno hat,
das macht das Verstehen aber noch komplizierter. Hierzu bitte ich um
Verzeihung, daran hatte ich am Anfang nicht gedacht.
Womöglich aber eine wirklich nur "leicht andere Bedeutung"
Ich höre mal auf. Hier seht ihr, dass ich nicht immer mitmachen kann,
ich komme nicht schnell genug mit, vielleicht komme ich gar nicht mit
und irre insgesamt, so wie der Wandersbursche. Vielleicht sollte ich
gar nichts schreiben hier.
Letzteres wäre fatal für uns! Denn Deine Beiträge dienen als
wesentliches Korrektiv, zwingen zu weiterem, tieferen Nachdenken. Auf
Schnelligkeit kommt es nicht an, diese ist dem Wanderburschen auch nicht
wichtig, sondern letztlich wichtig für ihn, an ein Ziel zu gelangen.
Am liebsten würde ich sagen: Das ist mir alles zu
kompliziert.
Das ist diese Thematik für uns alle hier und bislang für alle denkenden
Menschen - wäre sie nicht kompliziert, würden wir hier nicht mehr
darüber zu diskutieren haben.
Aber Adorno habe ich ein wenig dort verstanden, mit
seiner Kritik der
zwei Ziele der Aufklärung, aber ich hätte einfacher geschrieben als
er. Ich erinnere mich an die Wendung: "Warum etwas einfach machen,
wenn es auch kompliziert geht."
Ja so ist's, es dürfte getrost einfacher sein!
Mit bestem Gruß an Dich und die Runde! - Karl
Gruß und Danke für das Mitmachen meiner Schneckenlangsamkeit
Joseph Hipp
_______________________________________________
Philweb mailing list
Philweb(a)lists.philo.at
http://lists.philo.at/listinfo/philweb