Am 23.05.2025 um 17:45 schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Du denkst anscheinend an die physiologische, nicht an eine logische Voraussetzung der
Unterscheidung. Wie wird unterschieden? Nicht dadurch, dass sich der eigene Körper so sehr
von allen anderen Gegenständen unterscheidet, dass man um eine Unterscheidung erst
praktisch und dann sprachlich gar nicht herumkommt?
Später kann man dann denken: wenn *ich* Bauchi habe, tut es anderen nicht weh. Und noch
später vielleicht annehmen, sich prinzipiell nur im eigenen Innenleben auszukennen und
über eine Aussenwelt nur spekulieren zu können.
Moin Claus,
es geht hier um Zustand und Wirbel. In Physiologie und Logik geht es um Zustände des
Organismus und der Sprache. Aber wie kamen sie zustande und in welchem Kontext? Damit
beschäftigen sich bspw. Evolutionsbiologen und Mediziner bzw. Anthropologen und
Sozialforscher. Und philosophisch übergreifend Dialektik und Analytik, die durch meth.
Konstr. zu historisch-faktischer Genese und methodischer Hochstilisierung der
Alltagspraxis verfeinert wurden. Stets geht es auch um die dialektischen Spiralen, die von
Weizsäckerschen Kreisgänge und die Riedelschen Erwartung/Erfahrungs-Lernschichten.
Das mögen die physiologischen und mathematisch
beschreibbaren Voraussetzungen sein, die die Frage betreffen, wie es erfahrungsgemäss
zustande kommt, aber nicht die, worum es sich handelt oder was erfahrungsunabhängig
vorauszusetzen ist. Sagst du ja auch. ("Wie sind die Sinnesmodalitäten
entstanden?") Die ganze Pysiologie ist erfahrungsunabhängig nicht vorauszusetzen.
Dass eine Erklärung nicht die Erfahrung ersetzen kann schon.
Dass eine Erklärung nicht die Erfahrung ersetzen kann, soll erfahrungsunabhängig
vorauszusetzen sein? So unspezifisch wie Du von Erfahrung sprichst, setzt Erklärung
selbstverständlich Sprache voraus, wenn sie nicht zeigend durch Bilder oder folgernd durch
Mathematik erfolgt. Aber das sind ebenso wie das Erlernen einer Sprache selbst schon
Erfahrungen. Deshalb schreibe ich ja abgrenzend von Empirie, wenn es um wissenschaftliche
und nicht alltägliche Erfahrungen geht. Die Physiologie ist wie alle Realwissenschaften
empirisch, Sprache und Mathematik sind es nicht. Aber Real- wie Idealwissenschaften setzen
Erfahrung voraus. Und aufgrund der Theorie- und Subjektbeladenheit der Erfahrung kann sie
nur empirisch verfeinert Geltung beanspruchen. Ansonsten unterliegt sie
Fehlinterpretationen und Vorurteilen. Deren Verbreitung erfolgt ja weltweit geradezu
inflationär.
IT