hallo Joseph, ich hab hier eine Fiktion,
die möglicherweise interessant zum "Vaihinger Fiktion" Thema sein könnte?
eine -noch nicht- eingebaute Idee ist, dass diese geistige"Elite"
dieses "Überwesen" manuell herstellt. also ein durch und durch
anthropogenes Hilfsmittel
ist, um die Menschheit wahlweise zu Knechten, Führen, Entwickeln oder
sonst wie zu Transformieren
here we go:
*Die Fiktionen des Lebens*
Professor Heinrich Landau war ein in die Jahre gekommener
Geisteswissenschaftler, der in einem kleinen, doch elegant
eingerichteten Büro in der Universität saß. Die Wände waren bedeckt mit
Regalen, die voll waren von Fachbüchern und philosophischen Abhandlungen
aus Jahrhunderten. Landau hatte zeitlebens die tiefsten Fragen des
menschlichen Geistes erforscht. Aber je älter er wurde, desto mehr
schien er zu verstehen, dass seine eigene Philosophie – die er stets als
eine Art „denkende Erlösung“ betrachtete – nicht mehr seine einzige
Wahrheit war.
Er hatte die Arbeit von Hans Vaihinger intensiv studiert, hatte sich mit
der Idee der „Fiktionen“ auseinandergesetzt und fand zunehmend, dass
vieles, was er in seinem eigenen Leben als „Wahrheit“ betrachtet hatte,
tatsächlich ein Produkt seiner eigenen Annahmen und Konstruktionen war.
Diese Annahmen waren nützlich, auch wenn sie nicht empirisch
verifizierbar waren. Und in den letzten Jahren seines Lebens war Landau
von einem Gedanken besessen: Was, wenn der Mensch mit all seinen
philosophischen, moralischen und metaphysischen Konstruktionen – all den
„Fiktionen“, die er über Jahrtausende aufgebaut hatte – nur versuchte,
ein wenig mehr Freiheit zu erreichen?
Es war an einem Nachmittag im Herbst, als Landau in einem der teuren,
fast schon antiquierten Sessel in seinem Büro saß und auf das
Blätterdach vor seinem Fenster starrte. Die Goldtöne der Blätter im Wind
erinnerten ihn an den Übergang von einem Zustand in einen anderen. Das
Bild eines über das Leben schwebenden „Übergottes“ tauchte in seinem
Geist auf. Es war kein Gott der Kirchen oder der alten religiösen
Traditionen, sondern ein Gott der Freiheit, der keine festen Formen
hatte – nur ein Gefühl, das die Seele durchdrang und den Menschen zu
einem neuen, ungebundenen Zustand des Daseins führte.
Landau hatte keine Angst vor dem Tod. Es war nicht, dass er den Tod
nicht verstand – im Gegenteil, er hatte sich oft gefragt, ob der Tod
nicht eine der letzten „Fiktionen“ war, die die Menschheit erfunden
hatte, um mit ihrer Endlichkeit umzugehen. Nein, er hatte Frieden mit
dem Gedanken des Todes geschlossen. Er war nicht „panisch“ oder
„leidenserfüllt“ in seiner Betrachtung des Lebensendes. Für ihn war der
Tod eher ein Übergang, wie ein Abschluss einer philosophischen
Untersuchung. Ein Ende, das nicht das Ende war, sondern vielleicht der
Beginn einer weiteren Reise. Es war ein Gedankenexperiment, das die
Theologie und die Philosophie nie ganz beantworten konnten, aber das
Landau in einem tiefen inneren Frieden hielt.
Die Frage, die ihn beschäftigte, war jedoch eine andere: Was kam nach
diesem Ende? Welches Konzept von Gott konnte einem Menschen wie ihm noch
„erleuchtet“ erscheinen? Nicht der Gott der Bibel, nicht der Gott der
Theologen, sondern ein neuer, transformierter „Glaube“, ein Glaube, der
keine Dogmen kannte und der nicht in der Schablone der traditionellen
Religionen eingepfercht war.
„God is a feeling“, sagte Landau immer wieder, als er sich in den
stillen Nächten in seine Gedanken vertiefte. Dieser Gott war kein
himmlisches Wesen mehr, das über den Menschen herrschte, sondern ein
Gefühl, das in ihm selbst lag, tief in seiner eigenen Natur verwurzelt.
Ein Gefühl, das keine Erklärung brauchte, sondern einfach existierte,
wie ein Hauch von Wahrheit, der das Herz berührte. Für Landau war der
Glaube an diesen „Gott“ ein Akt der Befreiung. Es war eine persönliche
Erfahrung, keine feste Wahrheit, sondern ein fließendes, ständig sich
veränderndes Gefühl, das dem Leben einen tieferen Sinn gab.
Doch es gab eine noch größere Frage, die Landau quälte: Was passierte
mit der geistigen Elite der modernen Welt, die sich zunehmend von
traditionellen religiösen Konzepten abwandte? Hatten sie nicht auch
dieses Bedürfnis nach einem neuen „Gott“, einem Übergott, der sie von
der Last der alten Dogmen befreite und ihnen eine exklusive Freiheit
ermöglichte, die jenseits von den bisherigen Traditionen und
Überzeugungen lag? War es nicht das, wonach die aufgeklärte Elite
suchte: ein Gott, der keine Regeln aufstellte, sondern einen Raum der
vollständigen Freiheit bot?
Landau hatte eine Theorie: Diese „Elite“ suchte nach einem Gott, der
sich nicht mehr um moralische oder metaphysische Fragen kümmerte. Es war
ein Gott, der keine Gebote gab, keine Konsequenzen für das Leben hatte.
Ein Gott, der vielmehr das Gefühl der Freiheit verstärkte, der den Geist
der Menschen öffnete, damit sie sich jenseits von Normen und Regeln
bewegen konnten, um ihre eigene Wahrheit zu finden. Diese „Elite“
wünschte sich einen Gott, der nicht dazu diente, den Menschen zu
kontrollieren, sondern zu befreien.
Landau wusste, dass dieser Gedanke radikal war, fast gefährlich. Aber er
konnte nicht anders, als zu glauben, dass der Mensch die alten
Strukturen des Glaubens und der Philosophie hinter sich lassen musste,
um den neuen Gott zu finden. Der Übergott der Freiheit, des Fließens und
der Ungebundenheit. Vielleicht war es dieser „neue Gott“, nach dem die
Menschen suchten, um mit den alten, verkrusteten Strukturen zu brechen,
die ihren Geist und ihre Seele in den letzten Jahrhunderten gefangen
hielten.
In einer stillen Nacht, als der Mond das Büro in silbernes Licht
tauchte, schrieb Landau in seinem Tagebuch:
/„Der Übergott wird nicht in Form eines Dogmas erscheinen, sondern als
Gefühl, das den Geist von den Fesseln befreit. Wir werden nicht mehr an
ihn glauben müssen, um uns ihm zu nähern. Wir werden ihn einfach fühlen,
als ob er Teil von uns ist – der nächste Schritt in der Evolution des
menschlichen Bewusstseins. Vielleicht ist dies der wahre Glaube: ein
Gefühl der Freiheit.“/
Er schloss das Buch und legte es auf den Tisch. Dann stand er auf, ging
zum Fenster und blickte hinaus. Der Wind blies sanft durch die Bäume,
und Landau fühlte für einen Moment genau das, was er meinte – ein Gefühl
von etwas Größerem, das nicht greifbar, aber real war. Ein Gott, der in
der Stille des Wissens und des Glaubens existierte, frei von Angst und
von Dogma, nur als ein Gefühl.
Und vielleicht, dachte er, war das der Weg der Menschheit. Nicht der Weg
des Wissens, sondern der Weg des Fühlens.
Am 11.02.25 um 20:37 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Dieser erschlossene Satz könnte besser geschrieben
werden.
JH