Nur eine Minderheit der Männer begeht Verbrechen. Wenn also deshalb Männer insgesamt von
politischer Teilhabe ausgeschlossen würden, dann nicht aufgrund ihrer Handlungen, sondern
aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit, die sie sich nicht ausgesucht haben. (Das soll jetzt
nicht so klingen, als ob ich daran irgendeinen Makel fände. Die Asche, die du auf dein
Haupt streust, betrifft mich nicht.)
Sollte es dann nicht auch möglich sein, Kollektive vor Gericht zu stellen und
Kollektivstrafen zu verhängen? Der Urteilsinhalt wäre ein anderer, aber die
Urteilsstruktur wäre die gleiche: du bist...also...
Vielleicht meinst du ja, sie sollten nicht ausgeschlossen werden, sondern den Frauen
einfach mal den Vortritt lassen. Das würde ich im Einzelfall, aber aus obigen Gründen -
die Gruppenzugehörigkeit ist unerheblich - pauschal auch nicht unterschreiben.
Oder aber du bist einfach Kavalier alter Schule.
Claus
Am 25. Nov. 2020, 12:40, um 12:40, Ingo Tessmann via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at> schrieb:
[Philweb]
Am 21.11.2020 um 09:44 schrieb Rat Frag via
Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
> Das Beispiel China zeigt dagegen, dass Religionen überflüssig sind
für die
Zivilisierung der Kulturen.
China könnte man als ein Beispiel für einen Trend zur Technokratie
sehen. Weg vom alten Maoismus, hin zu einer Kollektivherrschaft,
deren
Legitimation sich aus dem Allgemenwohl, nicht
unbedingt von
Zustimmung
speist.
Hi Rat Frag,
die Manipulationsalgorithmen der Amerikaner unterscheiden sich nicht
wesentlich von denen der Chinesen, allerdings mit dem Unterschied, dass
man sich ihnen freiwillig unterwirft und nicht dazu gezwungen wird.
Ein besseres Vorbild für eine weitgehend religionsfreie Zivilisation
ist Taiwan, wobei der Buddhismus aus Indien kam und Daoismus wie
Konfuzianismus keine Religionen sind. Andererseits gilt leider "die
normative Kraft des Faktischen“, gegen die jeder Aufklärer anzukämpfen
hat. Die überwältigende Last der vieltausendjährigen Geschichte lässt
sich kaum mehr überwinden und so machen wir immer weiter wie bisher und
freuen uns darauf, uns nach der Pandemie erneut austoben zu können.
Wobei es in unseren Landen noch nicht einmal möglich ist, auf
Autobahnen eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung oder zu Silvester
das Böllerverbot durchzusetzen. Geschwindigkeitsrausch und
Geisterglaube ist schwer beizukommen. hierzulande.
In Übrigen könnte man dein Argument angreifen. Es
gibt in China sehr
wohl gewisse religiöse Phänomene zu beobachten.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Du scheinst - wie die meisten Menschen
- dazu zu neigen, immer wieder mit Ausnahmen gegen die Regel
argumentieren zu wollen; was bei Wahrscheinlichkeitsverteilungen
allerdings sinnlos ist. Nur in den Formalwissenschaften werden Allsätze
durch Gegenbeispiele widerlegt. Hat sich das unter Philosophen noch
nicht herumgesprochen?
Die
"goldene Regel“ reicht für das Zusammenleben anfangs schon aus.
Tun sie eben aus verschiedenen Gründen nicht.
Ich schrieb anfangs, später reichten sie nicht mehr, in der Tat. Aber
war das notwendig oder bloß kontingent?
> Aber wie wäre die Menschheitsentwicklung
verlaufen, wenn sich statt
des Patriarchats das Matriarchat verbreitet hätte? Hätten
damit
> auch Wissenschaften und Künste jegliche
Irrlehren verdrängt? Die
vermännlicht im Patriarchat lebenden Frauen taugen
natürlich nicht
> als Gegenargument, denn bekanntlich gibt es
kein richtiges Leben im
falschen.
Weiter der matriarchalen Utopie nachsinnend grüßt,
Gegenfrage: Wie kommst du darauf, dass Frauen bessere Menschen sind
als Männer?
Männer verüben mehr Kriegsgreuel und dominieren den Terrorismus, sind
gewalttätiger, Vergewaltigen häufiger und misshandeln mehr Kinder
schwer. Natürlich wirst Du Ausnahmen von den Regeln finden, auch wenn
beispielsweise 98% der für Kapitalverbrechen in der BRD einsitzenden
Verbrecher Männer sind, gibt es eben 2% Frauen unter ihnen und - die
Verbrecher unter den Männern sind auch nur eine Minderheit. Aber stell
Dir mal vor, die Frauen hätten das Sagen (oder es gäbe überhaupt keine
Männer mehr).
Aufschlussreich ist die Geschlechter-Verteilung der zu Freiheitsstrafen
insgesamt Verurteilten in Deutschland:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/158317/umfrage/gefangene-und…
<https://de.statista.com/statistik/daten/studie/158317/umfrage/gefangene-und-verwahrte-in-deutschland-nach-art-des-vollzugs/>
Also rund 40.000 zu 2500, d.h. der Frauenanteil unter den
Gefängnisinsassen liegt bei etwa 6%! Ist das nicht bemerkenswert?
Erstens hat sich das Patriarchat nicht weltweit
durchgesetzt. Die
Anthropologen kennen einige menschliche Gesellschaften, die man dem
sog. Matriarchat zurechnet. Vom Forschergeist begeistert könnte man
da
einfach empirische Forschung betreiben oder
gleich nachsehen, was
andere schon zu diesem Thema publiziert haben.
Es gibt in der Tat noch einige übrig gebliebene und bis heute
tolerierte „Matriarchate“, wie z.B. die Mosuo in China:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mosuo
<https://de.wikipedia.org/wiki/Mosuo>
Die paar friedfertigen Frauen widersprechen doch nicht der
kriegerischen Vorherrschaft des Patriarchats weltweit. Es gibt auch
noch die seit 1968 existierende Hippie-Kolonie Auroville in Indien.
Auch eine extrem seltene Ausnahme alternativer Lebensweise, die nicht
der Regel widerspricht. Wobei es sich aber weder um ein Matriarchat
handelt noch die Kolonie religionsfrei ist.
Kann schon sein, dass die Ergebnisse der Studie
falsch sind und/oder
irgendwie durch das "Patriarchat" manipuliert. Dabei spiegeln sich
allerdings nur deine persönlichen Werturteile ("Religion schlecht")
wider. Für jemanden, der Religion als was positives ansieht, könnte
das sogar ein pro-feministisches Resultat sein.
Drittens unterschätzt du meines Erachtens immer noch, dass Irrlehren
häufig eben auf missverstandenen und/oder veralteten
wissenschaftlichen Theorien basieren. Auch verdrängt deine
Argumentation, dass auch im Namen der Wissenschaft einige Menschen
leiden mussten.
Dass Frauen unter dem Druck der Männer zu vielerlei Willfährigkeiten
und Schandtaten bereit sind, spricht nicht gegen die Frauen, sondern
gegen die Männer. Intellektuelle Frauen allerdings, dürften im
Durchschnitt nicht religiöser als Männer sein, vor allem wenn man an
die MINT-Frauen denkt.
Dass ich Religionen im Gegensatz zu den MINT-Wissenschaften als
Verblödung, Schwachsinn, Wahn oder Irrlehre bezeichne ist kein
moralisches Werturteil, sondern orientiert sich an der intellektuellen
Redlichkeit, der Wahrheitsliebe, dem Freiheitsstreben und der
Friedfertigkeit in den Wissenschaften.
Was im Namen der Wissenschaft gemacht wird, kann man nicht der
Wissenschaft vorwerfen. Andererseits bestätigen ja Ausnahmen nur die
Regel. Und was Ideologen als Wissenschaft bezeichnen, ist natürlich
keine, wie bspw. der „wissenschaftliche" Sozialismus, die faschistische
„Rassenforschung“, Scientology …
Wäre es nicht zumindest einmal ein Experiment wert, in einem Land
allein den Frauen die Macht zu übertragen? Leider wird es nie dazu
kommen, da ja schon alles Land von Männern aufgeteilt worden ist. Ich
werde also weiter träumen und mich der SciFi überlassen müssen.
Es grüßt,
Ingo
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