Am 30.08.2024 um 07:29 schrieb Joseph Hipp über
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Und Nicht-Naturabläufe, können die mit den
Werkzeugen der Mathematik bewirkt werden?
Das war eine sehr kleine Rückfrage. Weil keine Antwort kam, gebe ich sie selbst,
wenn auch anders als gefragt. Mir scheint ein sehr mangelhaftes Kausalitätsverständnis
üblich zu sein. Zudem waren sich die Teilnehmer am Kratylos-Dialog einig, dass das Bild
der Sache nicht die Sache selbst ist, übersetzt in die Sprache des KJ bzw. des Galilei:
"Mathematik ist die Sprache der Natur" kann logischerweise geschrieben werden,
dass die Mathematik analog zum Bild zu denken ist. Das Wort Sprache versucht IT auf die
Umgangssprache zu restringieren, nur muss das nicht sein, Sprache kann auch allgemein
gedacht werden. Sogar Sprache "über" Sprache, oder etwa Einzelsätze über andere
Einzelsätze. Die Analogie geht also weit über die des Bildes in Bezug auf die Mathematik
hinaus. Galilei dachte sicher auch nicht nur an die Lebewesennatur, sein Satz bezieht sich
auf das Geschehen allgemein. Jedoch wenn schon KJ sich zu diesem Satz bekennt, warum
sollte dann die Lebewesennatur und die Menschnatur nicht auch von Galilei gedacht worden
sein, als er den zitierten Satz schrieb?
Hi JH,
”Das Buch der Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben.“ Kepler, Galilei und
Newton waren gläubige Menschen und verstanden ihre Naturfoschung als Gottesdienst bzw,
Physikotheologie. Offensichtlich benutzt Galilei in seiner Bemerkung ‚Buch‘ ‚Sprache'
und ‚geschrieben' metaphorisch; denn wer soll denn das Buch der Natur geschrieben
haben? Menschen sind es, die Natur mit Mathematik im Prognose- oder Bewirkungswissen
formulieren.
Zudem ging aus dem Kratylos-Dialog hervor, dass das
Bild nicht das erste ist, sondern die Sache, in dem Fall dachten die Teilnehmer eine
Landschaft. Analog dazu wird Mathematik von der Sache bewirkt, oder eben gemeinsam mit der
Sache gedacht, diese zwei Denkweisen sind so trivial wie auch üblich und wichtig. In Bezug
auf die Kausalität kann die Bedingungskausalität (INUS, kontrafaktizität usw.)
vaihingerfiktiv nutzen. Die Kriterien der Bedingungskausalität können nicht nur auf
leblose Materie angewandt werden, sondern auch auf sogenannte Entscheidungen, unabhängig
davon, ob sie bei klarem Verstand, in einer Stress-Situation, oder bei mangelhaften
Fähigkeiten erfolgen.
Gemäß Kratylos-Dialog ist Sprache konventionell aufzufassen, so wie es bspw. Lorenzen mit
den Prädikatorenregeln vorgeführt hat. Denn „trotz aller neuzeitlichen Logik und
Wissenschaft mag es für die Philosophie statt ‚calculemus‘ immer noch und immer wieder
heißen: 'distinguamus‘.“ Neben dem Rechnen kommt es auf das Unterscheiden an, nicht
auf das metaphorische oder anlogisierende Verallgemeinern. Mathematik ist folgernd und
handhabend aus dem Zählen und Messen entwickelt worden. Das Handeln in der Alltagspraxis
ist der Ausgang, nicht nur die Sache, die bewirkt. Oder solltest Du es wie Habermas
meinen, für den ja „Gesellschaften systemisch stabilisierte Handlungszusammenhänge sozial
integrierter Gruppen" darstellen.
Derjenige, der das alles bemerkt hat, bemerkt auch,
dass mathematische oder sonstige Berechnungen als Sache selbständig wirken, egal ob in
einer Person, die entscheidet, oder in einem Automaten, der dem Gauner das Geld nicht
herausrückt, nach mathematischer Prüfung seines Fingerabdrucks. Das Wort
"Werkzeug" ist nur mit einer anthropomorphen Denkweise möglich, so dass der Satz
des KJ oben auf schwachen Füßen steht bzw. auf einem Zirkel fußt, der mitsamt dem Satz des
Galilei und dem oben Geschriebenen entlarvt sein könnte.
Wie anders als systemdynamisch soll verstanden werden können, dass „Berechnungen als Sache
selbständig wirken“?
Dass ein Plan nicht in der Zukunft ist, sondern in der
Person, die mit ihm vorgeht, ist trivial. Dies obwohl die vierte Kausalitätsart des
Aristoteles in vieler Munde ist, wahrscheinlich weil sie vereinfachend wirkt, und als
Lückenbüßer aus dem Hut gezaubert werden kann, analog zu einem Universalargument.
Wenn Du mit „kausal“ Zweck-, Material-, Form- oder Wirkursache meinst; wer soll Dich
verstehen können, wenn Du nicht angibst, welche „Ursache" Du jeweils meinst?
IT