Am 07.01.2023 um 20:15 schrieb Rat Frag über PhilWeb
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Am Fr., 6. Jan. 2023 um 18:47 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
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Gödel war christlicher Axiomatizist und insofern
verwundert es nicht, dass er neben seinem „Gottesbeweis“ ebenso besessen am
Beweis der Kontinuumshypothese arbeitete; denn das Aktual-Unendliche ist ja für Gläubige
geradezu „göttlich".
Entschuldige, aber das scheint mir eine werturteilsgeleitete
Spekulation zu sein.
Gödel war Mathematiker und insofern war es schlicht teil seiner
beruflichen Tätigkeit, an Beweisen für Sätze wie die
Kontinuumshypthoese zu arbeiten und er hat zusammen mit Kuhn am Ende
sogar nachgewiesen, dass diese Hypothese nicht mittels der üblichen
Axiomatik der Mengenlehre bewiesen werden kann.
Sprich: Weder die Hypothese selbst, noch ihr Gegenteil lassen sich auf
Basis der ZF-Set theory herleiten. Die These oder ihr Gegenteil lassen
sich damit als willkürliches Axiom verwenden.
Hi RF,
mir geht es meistens auch um Ideologiekritik; denn neben dem Begründungs- gibt es ja den
Entstehungs- und Verwertungszusammenhang der Forschung. Hinzu kommen die den Forschenden
eigenen Maximen und Prinzipien, denen sie folgen und in welchem Sinnzusammenhang sie mit
ihnen arbeiten. Und da stehen sich Leibniz, Cantor und Gödel in ihrer Gottesgläubigkeit
nahe. Mir fehlt es allerdings an Verständnis dafür, wie sich derart scharfsinnige und
kreative Menschen auf Gläubige reduzieren und dann auch noch versuchen, die Existenz einer
Mythengestalt wie einen „Gott" beweisen zu wollen. Wobei Cantor umgekehrt aus der
Annahme „Gottes“ auf das Aktual-Unendliche zu schließen trachtete und Gödel sich
hinsichtlich seines „Gottesbeweises“ auf Leibniz bezog mit dem Versuch, aus einer
Möglichkeit eine Notwendigkeit zu folgern. Ebenso wie die Gödels sind auch die gesammelten
Werke Cantors frei zugänglich. Warum also sollte ich bloß spekulieren? Vorerst werde ich
aber keine übergreifend integrierende Betrachtung der Gottesvorstellungen von Leibniz,
Cantor und Gödel liefern;— ödet mich das Thema doch erheblich an.
Zur Klarstellung: Cantors Kontinuumshypothese (1878) – CH: Jede unendliche Menge reeller
Zahlen ist entweder abzählbar oder von der Mächtigkeit der Menge aller reeller Zahlen.
Gödel (1937): Die Kontinuumshypothese wird von ZFC nicht widerlegt.
Cohen (1963): Die Kontinuumshypothese wird von ZFC nicht bewiesen.
Gödel und Cohen: CH wird von ZFC nicht entschieden.
IT