Meine Einlassung zum "Bewusstsein" war
tatsächlich eher an heute vorliegende Erkenntnisse der Neurobiologie, als an seine
"verdunkelte Seite" (the hard problem) angelehnt. Mein persönliches Verständnis
von Bewusstsein geht - weit jenseits von Qualia-Diskussionen und neurowissenschaftlichen
Erklärungen - viel umfassender in eine Richtung, die bis heute im puren
Naturwissenschaftsbetrieb anrüchig ist: Individuelles Bewusstsein als beständig (zumeist
unbewusst) interagierender Teil (InFORMation tauschend und verarbeitendes Subsystem) eines
unteilbar Ganzen, gewissermaßen universellen Bewusstseins (Informationsfeld).
Hi Karl,
Bewusstsein so etwas wie gleichsam dem Nullpunktfeld erwachsen? Darüber wird auch in der
SciFi spekuliert. Solange es allerdings nur bei Worthülsen bleibt, finde ich das
uninteressant. Oder hat das Informationsfeld bei Dir eine plausible mathematische Struktur
mit zumindest im Prinzip registrierbaren Effekten? Die Superstringtheorie ist auch SciFi,
knüpft aber nachvollziehbar an physikalische Theorien an.
„Der Teil und das Ganze“. Heisenbergs Buch als eine
meiner frühen Lieblingslektüre: „Es sind die gleichen ordnenden Kräfte, die die Natur in
allen ihren Formen gebildet haben und die für die Struktur unserer Seele, also auch
unseres Denkvermögens verantwortlich sind.“
Hierzu passt m.E. das von Deiner Oma zitierte Gedicht.
Heisenberg verstand sich auch als Platonist und für Schüler ist sein autobiographisches
Buch nach wie vor eine anregende Lektüre. Ich hatte es damals mit der Absicht gelesen, zu
verstehen, wie der Mann auf seine fruchtbaren Ideen zur Matrizenmechanik gekommen war.
Erst die Theorie entscheide, was beobachtbar sei, war wohl der wichtigste Hinweis aus dem
Gespräch mit Einstein gewesen.
In der Mystik Tersteegens soll der Ausblick auf die "nicht von dieser Zeit"
seienden „großen Ewigkeit“ den darbenden Erdenbewohnern wohl Trost spenden. Aber wer denkt
schon genauer darüber nach? Für Heisenberg unterlagen die Formen der Natur wie die des
Menschen mathematischen Symmetrieprinzipien. Eine nachvollziehbare Theorie des
Bewusstseins ist daraus bisher nicht entwickelt worden.
Wenn (Informations-)Felder und Teilchen bezogen auf
eine spezielle Größe einen extremalen Wert annehmen und damit ein Wirkungsfunktional
ausbilden, würde ich damit eine in Aktion (in die Raumzeit) gesetzte Wirklichkeit
(Artikulation der Wirklichkeit aus dem Meer der Möglichkeiten -dieser zeitlos "großen
Ewigkeit“) verstehen. H.P. Dürr sprach von „Wirks“ - kann man denn seinen Ausdruck in
diesem Zusammenhang sehen?
Dürr war Quantenfeldtheoretiker bevor er sich der Magie ergab. Das fluktuierende
Quantenvakuum hatte ihn wohl zu seinen Wirk-Spekulationen inspiriert. Dabei entstammen die
dem Wirkungsprinzip unterliegenden und einem Möglichkeitsfeld folgenden Teilchen aber
Energiefluktuationen. Soweit ich weiß, kommen Informationsfelder in Lehrbüchern zur
Quantenfeldtheorie nicht vor. Worauf beziehst Du Dich? Für den Fall der
elektromagnetischen Wechselwirkung ist neben der Quantenelektrodynamik auch eine
realistische stochastische Elektrodynamik ausgearbeitet worden. Dabei ist die zu Grunde
gelegte Nullpunktsenergie aber von dieser Zeit.
Bei Manfred Eigen ist der Informationsraum ein mathematischer Raum, den er in Verbindung
mit dem Verständnis von Leben eingeführt hat. Darüber hatten wir uns hier ja schon einmal
ausgetauscht. Eine Rede von ihm dazu ist allgemein zugänglich:
http://www.orden-pourlemerite.de/sites/default/files/reden/eigen1927_rede1.…
<http://www.orden-pourlemerite.de/sites/default/files/reden/eigen1927_rede1.pdf>
Wilhelm Ostwald hatte sich 1895 in einer Rede für "Die Ueberwindung des
wissenschaftlichen Materialismus“ ausgesprochen und stattdessen einer universellen
„Energetik" das Wort geredet. Auch Manfred Eigen war physikalischer Chemiker, blieb
mit seinem Anspruch beim Verständnis des Lebens mit Bezug auf einen Informationsraum aber
bescheidener. Mir scheint, dass Du die „Informatik“ für ebenso universell hältst wie
Ostwald seinerzeit die „Energetik“. Dabei bleibt das Bewusstsein noch außen vor oder
scheint Dir der Informationsraum auch dafür angemessen?
Eine interessante Übergangsarbeit zwischen Ostwalds (von seiner physikalischen Chemie
inspirierten) Energetik und Eigens Quasispezies im Informationsraum (aus: "From
Strange Simplicity to Complex Familiarity“ von 2013) sind die 1925 erschienenen
"Elements of physical biology“ des Chemikers und Ostwald-Schülers Alfred Lotka.
Menschen sind Stoffwechsler, Energiewandler, Informationsverarbeiter und Sinnstifter. Ist
Energie eine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung der Materie, Information eine
Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Lebens und Sinn eine Antwort auf die Frage
nach dem Ursprung des Bewusstseins?
Es grüßt,
Ingo