Am 12.12.2020 um 18:00 schrieb waldemar_hammel via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
… leider ist die "semiotik" bis heute, und offiziell, in mehr unterschiedliche
lehrmeinungen und fraktionen/richtungen zerbröselt,
als ein flugzeug teile hat,
und das, BEVOR sie überhaupt zu einem eigentlichen"fachgebiet" heranwachsen
konnte,
was ua auch daran liegt, dass man sich über die einfachsten grundlagen und begriffe bis
heute nicht einigen kann,
weil nicht von << naturwissenschaftlichen einsichten >> als grundlagen
ausgegangen wird, sondern jeder der will seine philosophen und pseudo-phil. bis esotheren
senfe mit einrührt
dabei könnte semiotik eine der überaus fruchtbaren grundlagen, auch und gerade der
naturwissenschaften inkl der mathematik sein
(bzw mathematiker sind bis heute gezwungermaßen ihre eigenen (und mitunter begnadeten)
semiotiker)
Hi wh.,
was zählt sind Formalismen und Experimente, der Rest ist Schall und Rauch. Viel
"Schall und Rauch“ verhüllt auch das "semiotische Dreieck". Kürzlich bin
ich aber auf erhellende die Arbeit "Rethinking Evolution, Entropy and Economics: A
Triadic Conceptual Framework for the Maximum Entropy Principle as Applied on the Growth of
Knowledge“ gestoßen, in der Carsten Herrmann-Pillath "Semeiotic triads as inference
devices“ auffasst (Frankfurt School - Working Paper Series No. 146):
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/37133/1/632139471.pdf
<https://www.econstor.eu/bitstream/10419/37133/1/632139471.pdf>
Abstract: „Recently, the maximum entropy principle has been applied to explain the
evolution of complex non-equilibrium systems, such as the Earth system. I argue that it
can also be fruitfully deployed to reconsider the classical treatment of entropy in
economics by Georgescu-Roegen, if the growth of knowledge is seen as a physical process.
Relying on central categories of Peirce’s theory of signs, I follow the lines of a
naturalistic evolutionary epistemology. In this framework, the three principles of Maximum
Entropy (Jaynes), Maximum Power (Lotka) and Maximum Entropy Production can be arranged in
a way such that evolution can be conceived as a process that manifests the physical
tendency to maximize information generation and information capacity. This implies that
the growth of knowledge is the dual of the process of entropy production. This theory
matches with recent empirical research showing that economic growth can be tracked by
measures of the throughput of useful work, mediated by the thermodynamic efficiency of the
conversion of exergy into useful work.“
Herrmann-Pillath kommt in seinem Arbeitspapier ohne Geister(er)glaube aus und
naturalisiert im Anschluss an Darwin, Boltzmann, Gibbs, Shannon und Jaynes im Kontext der
Nichtgleichgewichts-Thermodynamik das "semiotische Dreieck“ unter Rückgriff auf drei
physikalische Prinzipien, die sich mathematisch ausformuliert vielfach als richtig
erwiesen haben. Dabei ist natürlich zu beachten, dass sich MaxEnt auf die
Informationsentropie und MEP sich auf die physikalische Eintropie bezieht. Der Physiker
Jaynes hatte die stat. Mech. 1957 im Anschluss an Gibbs und Shannon aus der
Informationstheorie gefolgert:
https://bayes.wustl.edu/etj/articles/theory.1.pdf
<https://bayes.wustl.edu/etj/articles/theory.1.pdf>
Da Information als physikalische Größe auffassbar ist, ist das nicht verwunderlich,
gleichwohl sagt mir eine Herleitung der physikalischen Entropie aus dem Kausalitätsprinzip
naturphilosophisch eher zu.
Frohes neues Jahr zusammen,
IT