Am 05.05.2025 um 10:40 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich
<dr.thomas.froehlich(a)t-online.de>de>:
ich freue mich sehr, dass Du Dich mit dem Informationsmodell des Physikers unserer Gruppe
befasst. Sein genialer Trick besteht darin, Information nicht statisch, spndern als
Vorgehen (als Veränderung) aufzufassen. So ist Zeit von vornherein in ihr enthalten, und
auch Arbeiten, Tätig Sein statt bloßem Sein. Dazu gehört auch „Miteinander Arbeiten“,
indem Impulse verarbeitet und im eigenen Handeln berücksichtigt werden. Durch das im
Deuten und Interagieren und Berücksichtigen Erarbeitete wird ein Gehalt, ein Inhalt, eine
Deutung und jeweilige Bedeutung geschaffen – die Information enthält sie, anders als im
ohne Bedeutung auskommenden Shannonschen Modell.
Moin Thomas,
vermengst Du hier nicht Organismus und Person? Für Janich steht ja „der in einer
propositionalen Sprache als Abblild der Welt beschriebene naturgesetzlich reagierende
Organismus der zwecksetzungsautonomen Person mit ihrer auffordernden Sprache der
Kooperation gegenüber.“ Information ist an sprachliche Mitteilungen gebunden, bei denen es
auf ein kommunikatives und kooperatives Gelingen ankommt und zwar als Antwort auf eine
Aufforderung. Dabei soll es sich schließlich um Mitteilungen handeln, die invariant
gegenüber Sprecher, Hörer und Darstellung sind; was die Grundlage für ihre mögliche
technische Substitution ist.
Sein Trick beruht auf dem Einführen von etwas, das er
Eigenschaft nennt, und das wie ein still bereitliegendes Programm, wie Wissen, wie eine
Quelle, ein Potenzial wirkt, wenn es verwirklicht wird. Wir haben es provider of dynamic
coherence genannt. Und es mit der zeithaltigen Potenzialität bei actus- und potentia
Differenzierung identifiziert.
Bevier definiert die Worte Eigenschaft und Wert jeweils als Zuordnung =!= zu den
Zeichen e und w, d.h. e =!= Eigenschaft und w =!= Wert. Und die Zeichen wiederum fasst er
jeweils als Elemente einer Menge M bzw. W auf, d.h. e aus M und w aus W. Wobei die
Verknüpfung eines Elementes e aus M mit einem einzigen Element w aus W Zuordnung genannt
wird: e!w =!= w ist e zugeordnet. Die erneute Verknüpfung einer Eigenschaft e mit einem
anderen w‘ aus W nennt er dann Transformation (bzgl. e). Und er hebt hervor, „dass die
eigentliche Charakterisierung von Eigenschaft und Wert auf ihrem Verhalten gegenüber
dieser Zuordnung beruht,: Eigenschaft ist unveränderlich, Wert nicht.“ Wobei mich
wiederum stört, dass Eigenschaften Verhalten zeigen können sollen. Und ist mit der
Unveränderlichkeit der Eigenschaft nicht schlicht ihre Invarianz gemeint?
Kohärenz bzw. coherence als Zusammenhang von Transformationsverknüpfungen zu
Transformationsketten zu verstehen, weicht ja wesentlich vom Kohärenzverständnis in der
Physik ab, das hinsichtlich der möglichen funktionalen Zusammenhänge zwischen den
Eigenschaften in den Wertebereichen allerdings als Sonderfall erscheinen mag. Ebenso
eigensinnig scheint es mir, den Zeitpfeil auf die Messprotokolle zu beziehen. Aus den
funktionalen Beziehungen zwischen den Messwerten ließen sich Verlaufsgesetze generieren.
Und die wiederum genügten einer kausalen Struktur, wie sie allgemeiner mit den
Kausalmengen formuliert wird.
Was bei Bevier als geforderte Identität des
vermittelnden Zustandes dargestellt ist, kann als Ergebnis einer Feststellung, dass es
eben identisch sei aufgefasst werden. Die Feststellung lautet dann: „passt“. Ohne jede
geistige Tätigkeit kann dieses ganz im Geschehen enthaltene Deuten jedem Schloss in Bezug
auf einen Schlüssel zugesprochen werden. Damit ist die stillschweigend integrierte
Hermeneutik im Spiel.
Und wieder vermengst Du Sprachebenen bzw. Person und Technik; denn Text und
Interpretation in der Hermeneutik passen nicht wie Schloss und Schlüssel beim Schließen.
Das erforderterte jedenfalls eine genauere Ausführung. Wir hatten hier ja wiederholt
Badiou behandelt, für den Ontologie Mengenlehre ist und die Vielfalt des Seins ausmacht,
in dem sich Situationen ausbilden können, die durch Strukturerweiterungen Ereignisse
hervorzubringen vermögen wie das Forcing nach Cohen in der Mathematik. Bevier und Badiou
scheinen mir bottom-up von gleicher Grundlage auszugehen, während Janich top-down mit dem
Alltagsgelingen durch Kommunikation und Kooperation beginnt. Gemeinsam sind ihnen
gleichwohl Invarianzen und Zuordnungen, mit denen Mathematik und Philosophie verbunden
werden können.
IT