Am 27.03.23 um 16:09 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb:
1)
jetzt wird es metaphysisch;
Voll getroffen. Ich kann nicht darauf eingehen, wenn ich auf den
Ausdruck "Nicht-Organ" festgenagelt werde.
denn was soll ein Nicht-Organ sein?
Das war die Frage, die aus dem Eingehen auf deine Sätze bei mir
verursacht wurde.
Ist das nicht eine unendlich vieldeutige
Pseudokennzeichnung?
Wenn es eine rhetorische Frage ist, ok.
Mir fallen Bindegewebe, Blut und Lymphe ein, die neben
den Organen in
höherentwickelten Organismen lebensnotwendig sind. Nur metaphorisch
gleichmachend können sie als flüssige bzw. stützende Organe bezeichnet
werden.
Zweifellos.
Das Gehirn bildet hinsichtlich der Ersetzbarkeit
natürlich eine Ausnahme.
Nicht-Ersetzbarkeit, aber doch Organ, danke für deine jetzt explizite
Antwort. Du hast in etwa geschrieben:
"Und im lebenden Organismus können sie (also die Organe) durch
Mechanismen in ihrer Funktion ersetzt werden. " ... und somit auch das
Gehirn.
Nun muss diesem etwas hinzu gefügt werden:
"Und im lebenden Organismus können sie (also die Organe) durch
Mechanismen in ihrer Funktion ersetzt werden, mit einer Ausnahme."
Es könnte zwar durch entsprechende Präparation nach
dem Sterben des
Organismus in Funktion gehalten werden.
Meine Anfangsfragen bleiben jedoch
bestehen.
2) Mit dem Satz
"Was leben oder tot sein kann, ist der Organismus, nicht seine Organe." (1)
entsteht eine andere Frage. Hier muss logisch gedacht werden, du weißt
besser als ich wie das geht. Du hast sicher vom Kategorienfehler
(
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorienfehler) des Gilbert Ryle
gehört, hier angepasst an deinen Satz:
Die Fußballer können alle ersetzt werden, aber nur dann, wenn einer
verschwindet, ist damit die ganze Fußballmannschaft verschwunden. (richtig)
oder
Die Fußballspieler können alle ersetzt werden, aber dann, wenn der
Torwart verschwindet, ist damit die ganze Fußballmannschaft
verschwunden. (richtig)
Mit einer einfachen Ersetzung entsteht aus dem Satz (1) der folgende:
Was a) wirken und bestehen bleiben kann, und b) verschwinden kann, ist
die Fußballmannschaft, nicht seine Fußballspieler. (falsch)
Ob das Wort "leben" oder "funktionieren" gebraucht wird, spielt keine
Rolle. Es sei denn du machst Pejorativ-Metaphysik, und unterstellst sie
mir, und denkst dich frei davon. Es kann auch ein wichtiges Teil gedacht
werden, und andere weniger wichtige. Es kann gestritten werden, welches
Teil wirklich konstitutiv ist, welches nicht. Wenn am Auto ein Rad ab
ist, sagen die einen, es wäre noch ein Auto, die anderen denken das
erst, wenn der Motor weg ist, und viel mehr, dass dann nur noch Schrott
vorliegt. Das ist dann Definitionssache. Und die Definition wird überaus
ernst genommen, hier:
Hirntod (
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirntod)
https://de.wikipedia.org/wiki/Tod#Schwierigkeit_einer_Definition
aber nicht während des Lebens einfach ersetzt werden,
da es bei den
Menschen ja das phänomenale Selbstmodell (PSM) in sich hervorbringt,
mit dem sie ihr Leben zu einem winzig kleinen Teil zu erleben vermögen.
Dann hast du deine metaphysische oder nicht-metaphysische Antwort auf
deine Frage "... denn was soll ein Nicht-Organ sein?" Bravo und danke!
Ich brauche sie nicht zu beantworten.
Und ich kann mir andere Personen vorstellen, die zu der PSM sagen:
"Moment mal, das habe ich schon lange so gedacht, bei mir heißt das PSM
Seele."
Wiederum andere haben die Wörter "unersetzbar" oder "angeblich
unersetzbare" Sache bei dir gehört und sagen: hurra: eine neue
Definition ist da und sagen: "das Unersetzbare, das ist die Seele!"
Wenn ich bösartig wäre, noch zudem Begriffsdenker, würde ich um eine
Erklärung zu den Wörtern ersetzbar vs. unersetzbar wünschen.
Jedenfalls danke für deine Ausführungen.
JH