transmitted from iPad-Client
Am 12.09.2020 um 20:08 schrieb Claus Zimmermann via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
(Zu den Voraussetzungen dieser Begriffsbildungen
scheint mir zu gehören, daß man sich etwas unter einer Person vorstellen kann. Vielleicht
kommt man nicht als Person zur Welt, sondern wird dazu erst durch Erfahrung.
Sehr sicher, denke ich ebenso, spielt die Erfahrung der Zwischenmenschlichkeit, vor allem
der Eingebundenheit in eine Gemeinschaft (Familie, Gruppe etc.). Das wollte ich mit Bubers
dialogischem Prinzip verdeutlichen.
Wenn nur Sehen, Fühlen, Riechen stattfände, ohne daß
man angelacht und gekitzelt würde und ohne daß man feststellen würde, daß sich der
"Film" vorübergehend abschalten läßt, indem man z.B. die Augen schliesst - wie
sollte er dann irgendjemandem als Betrachter zugeordnet werden? Wem denn?
Das wäre der allgemein-tierische Teil der Entwicklung.
Womöglich sogar der entscheidende Anteil basaler Persönlichkeitsentwicklung mittels enger
sozialer Beziehung.
Zum spezifisch menschlichen gehören die
Personalpronomina.)
Also würde ich darunter die weitergehende Ausformung der Persönlichkeit durch allgemeine
gesellschaftliche Beziehungen verstehen.
Was bedeutet "existieren"?
Die Existenz von Säbelzahntigern wird dadurch bewiesen, daß man ein Exemplar präsentiert.
"Es gibt Säbelzahntiger" bedeutet: Ich kann dir - im Prinzip jedenfalls - einen
zeigen.
Was bedeutet also "ich existiere"?
"Ich kann dir die Person zeigen, auf die ich gerade zeige oder die ich gerade sonst
irgendwie kenntlich mache."
Also eine Tautologie, nicht ein unbezweifelbarer Satz, sondern einer ohne Inhalt.
Die (passive wie aktive) Wahrnehmung der Existenz durch Subjekt - Objekt - Beziehung.
Eben, wie ich es durch Bubers Ausführung verdeutlicht sehe. (Ich zitiere es nochmal
hier):
„Der Mensch wird am Du zum ICH“. Diese Ausrichtung auf Zwischenmenschlichkeit („...erst
der Mensch mit dem Menschen ist ein rundes Bild.“) drücken die in diesem Zusammenhang
geschaffenen Wortpaar-Begriffe „Ich-Es“ und „Ich-Du“ aus.
Buber formuliert, wer aus „Ich-Es“ spricht, erfährt die Welt, macht sie sich nutzbar und
zweckdienlich, während mit dem „Ich-Du“ das ICH in eine real unmittelbare Beziehung zu
einem Menschen tritt.
Kannst Du in Bezug auf Deine Argumentation damit etwas anfangen?
Grüsse und gute Besserung
Vielen Dank - ich kann‘s gut brauchen!
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde!
Karl
_______________________________________________
Philweb mailing list
Philweb(a)lists.philo.at
http://lists.philo.at/listinfo/philweb