Am Sa., 16. Aug. 2025 um 02:06 Uhr schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Wenn ich richtig informiert bin, ging ein Ölkonzern
schon vor zig Jahren davon aus, dass die uneingeschränkt fortgesetzte Nutzung fossiler
Brennstoffe zu einer verheerenden Erderwärmung führen könnte. Die Konzernleitung stand
dann vor der Alternative, Alarm zu schlagen und das eigene Geschäft massiv zu schädigen
oder die Geschäftsinteressen über alles andere zu stellen.
Das sind denn allerdings keine entlastenden Günde. Hier macht das
Dumm-Spielen mehr Sinn für eine etwaige Anklage oder eben schlechte
öffentliche Meinung als die Wahrheit.
Du schlägst vor, die Frage, die Frage nach dem
urteilsrelevanten Kenntnisstand des Angeklagten unbeantwortet zu lassen, da man sie
ohnehin nie abschliessend beantworten kann. So verstehe oder missverstehe ich das
jedenfalls.
So würde ich deinen Vorschlag, die Frage in der Schwebe zu lassen auch als Apell
auffassen, ihr in weiteren Aufklärungsversuchen nachzugehen, auch wenn diese ebenfalls
nicht zu einem perfekten Urteil führen ("fail better").
Im Fall des Staates oder eben eines Großkonzerns, könnte es sein, dass
die Entscheidungen, die uns seltsam oder falsch erscheinen, eigentlich
durchaus sinnvoll sind im Lichte von Erkenntnissen, die wir nicht
haben.
Meine Aussage war nun, dass ein "wahrer Philosoph" oder eben eine
weise Person (falls es schon mal eine gab...) diese Frage
unbeantwortet lassen muss. Das bedeutet, ihr Denken muss entweder
unabhängig davon sein, ob solches Geheimwissen existiert oder er oder
sie macht einen "Sprung im Glauben" und riskiert etwas.
Ich glaube, den Gedanken "sokratisch" nennen zu können.
Am Fr., 15. Aug. 2025 um 22:18 Uhr schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
...wobei einem Gerichtsurteil, wie du erwähnst, nur
mit rechtmäßigen Mitteln erlangte Beweise zugrunde gelegt werden dürfen. Bei einer
außergerichtlichen Meinungsbildung könnte das anders aussehen.
Es ist doch so, dass unser Modell von Demokratie vorsieht, dass sich
der Bürger ein Urteil erlaubt.
Wir sind aber aktuell mit Beispielen konfrontiert, die, wie ich finde,
die Annahme der Nicht-Existenz von relevanten Geheimwissen zumindest
in Frage stellen.
Daher kam ich darauf, mir Gedanken zu machen.