Man bestimmt ja die Lage eines Objekts wie des eigenen Körpers durch seinen Abstand zu
anderen Objekten, die man sieht, fühlt, hört, riecht etc. Diese ganzen Daten können
anscheinend zu *einem* Lagebild zusammengefasst werden.
Der Körper befindet sich, wenn man es genauer als im Alltag nimmt, ja auch nicht an einem
Punkt und erstreckt sich aus der Sicht einer Ameise über ein Territorium von der Grösse
eines Staatsgebiets. Nur wenn man den Ort wie in der Geometrie als ausdehnungslos
versteht, wäre es ein Selbstwiderspruch zu sagen, dass man sich an mehreren Orten
gleichzeitig befindet. Alltagssprachlich würde man sagen, dass man sich schon an einem
bestimmten Ort befindet. Man könnte sich, wenn man seiner Fantasie freien Lauf lässt,
vorstellen, dass Objekte, die alle Merkmale von Körperteilen aufweisen nur durch eine Art
Funkverbindung zusammenhängen. Entsprechende Erfahrungen kennen wir nicht. Aber es ist
nicht synthetisch a priori unvorstellbar.
Claus
Am 22. Februar 2025 10:01:22 MEZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 21.02.2025 um 21:09 schrieb Claus Zimmermann
über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Zum sogenannten Alibiprinzip:
An welchem Ort man sich befindet, stellt man fest, indem man sich umsieht (oder auch mit
den Ohren oder dem Tastsinn). Wir müssen uns also nur ein Lebewesen mit weit voneinander
entfernten Augen oder Augenpaaren vorstellen, um uns vorzustellen, dass man in diesem Sinn
sehr wohl an verschiedenen Orten gleichzeitig sein kann. Wenn man es auf den
Körperschwerpunkt bezieht, dann allerdings analytisch nicht, weil das ja nur ein Punkt
ist.
Moin Claus,
zunächst einmal ist das Alibiprinzip auf den Sinneshorizont zu beziehen, d.h. was sinnlich
direkt erfahrbar ist und zu unserem Ortsgefühl beiträgt, gilt als Standort. Damit beziehe
ich mich nicht nur auf Gesichtssinn und Gehör, sondern auch auf das Vestibularsystem im
Innenohr mit den beiden Maculaorganen in seiner Nähe, die die Sinneszellen des Lagesinnes
enthalten, der die Lage des Kopfes bestimmt. In den corticalen Projektionszentren entsteht
dann der übergeordnete Orientierungssinn für den Alltag — und der hängt nicht von der Lage
der Sinnesorgane ab, sondern von der Lage des Leibes im Raum. So wird es auch bei Tieren
mit Rundumsicht sein, die wir natürlich nicht nachfühlen, aber simulieren können.
IT
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