Am 29.07.2017 um 09:39 schrieb Rat Frag via Philweb:
[Philweb]
Hallo Leute,
in der letzten Zeit wird die Sammlung digitaler Daten immer umfangreicher.
Das hängt vor allen Dingen von zwei Technologien ab, dem Smartphone und den
bargeldlosen Bezahlen.
Beides erlaubt es allein und für sich schon, ein umfangreiches Profil einer
Person zu erstellen, zusammengenommen erhält man damit ein offenes Buch
eines ganzen menschlichen Lebens.
Zudem kommen noch Dinge wie - in Deutschland - die digitale Patientenakte,
die zunehmende Digitalisierung sämtlicher Archive usw. hinzu.
Wen sollte man vor (welches) Gericht bringen? Etwa die hoch gezüchtete
Daten-/Informationsmaschinerie heutiger Zeit als digitalen Corpus. doch
wo und wie wollte man ihn zu fassen bekommen, diesen weltumspannenden
IT-Koloss als kanzerogenen Auswuchs menschlichen Kommunikationswahns?
Diese solchermaßen nahezu alle Lebensbereiche umgarnende Datenkrake
würde sich qua „sophisticated artifical intelligence“ durchaus zu
verteidigen wissen, würde etwa vor einem Bürgergericht beteuern, nichts
als die Ausgeburt menschlichen Erfindungsgeistes zu sein und demzufolge
ohne Schuld in jeder Hinsicht. Man würde ihr vorhalten wollen, mittels
der ihr innewohnenden künstlichen Intelligenz die ursprünglichen
Absichten ihrer Schöpfer hinsichtlich Einsatzziel und -zweck außer Acht
gelassen und missbräuchlich ein autonomes Eigenleben entwickelt zu
haben. Vergeblich! Denn längst ist besagte IT-Krake allen von Menschen
(be)greifbaren Dimensionen entwachsen: omnipresent, omnipotent, keinem
menschlichen Gericht Rechenschaft gewährend, frei nach Machiavelli.
Noch ist es nicht ganz soweit, noch träumt Menschlein den digitalen
Traum, faselt begeistert von menschengleichen Robots, von Cyborgs;
postulieren Politikfunktionäre die allumfassende Digitalisierung als
bedeutendes Ziel, Voraussetzung für optimal gesellschaftliches
Wohlbefinden, wirtschaftlichen Wohlstand. Die von ihnen geforderte
Daten-Bandbreite verhält sich proportional zu ihrer Inkompetenz und
Hilflosigkeit.
Wenn Menschen noch einige Zeit auf diesem Erdenkügelchen existieren
wollen, sollten jene Körperschaften vor Gericht gebracht werden, die mit
unheimlich anmutender Entwicklungsdynamik zu Wirtschaftsriesen mutiert
sind, gefüttert und gemästet ausgerechnet von unsereins, dem sog.
kleinen Mann, dem braven, biederen, sich nichts zu Schulden kommen
lassen wollenden Bürger. Er, als nichtiges Mitglied der sog.
schweigenden Mehrheit, Teil des dumpfen Stimmviehs, in seiner Weltsicht
gnadenlos manipuliert durch eine übermächtige
Staatsmedien-Daten-Maschinerie, wie ebenso durch übelste Meinungsmache
altbewährter Organe des Boulevards. Ihn vor Gericht zu bringen war immer
schon mühelos, immer schon Usus, im Gegensatz zu genannten
Körperschaften, den neuen Gottheiten des Massenkonsums, die der
Gerichtsbarkeit bürgerlicher Gesellschaften längst entwachsen und
enthoben sind. Als maßlos gefräßige Wirtschafts- und Finanzriesen sind
sie unangreifbar, unfassbar geworden.
Vor Gericht also wird man dem Bürger vorwerfen, dass er allein Schuld
trägt an den neuen Übeln der Welt. Schon allein seine Existenz ist
nichts als Schuld - wie gehabt - Pfaffengeschwätz!
Dem zum Trotz jedoch ist es tatsächlich dieser sich als freier, mündiger
Bürger wähnende Deutsche Michl, der pro Jahr bis zu einige tausend Euro
bei Amazon, ebay und Konsorten einkauft, der sich durch die
Cyber-Waren-/Informationslandschaften „googelt“ und – angestiftet von
subtil platzierten Anglizismen - seine Errungenschaften samt sensiblen
persönlichen Daten schließlich mit aller Welt „shared“, damit seine
Vorlieben und Verhaltensprofile offenbart, sich also „outet“ mit Haut
und Haar. Dabei ist er tief besorgt, staatliche Organe könnten mit
seinen ach so schützenswerten Daten Missbrauch treiben, indessen nicht
oder zu spät bemerkend, dass wirkliche Cyberkriminelle längst in seine
„Datenburg“ eingedrungen sind.
Doch letztlich schleudert er weiter im Hamsterrad konsumistischer
Selbstbefriedung. Armer Michl (der auch ich einer bin)!
Soweit so schlecht, soweit so gut. Zum Schlechten, Unheilvollen ist hier
genug geschrieben. Zum Guten im Schlechten sei mit JL (Joachim)
geschrieben, dass natürlich Bleibendes geschaffen wird. Alles Wissen,
alle Erkenntnis ist (dank IT) heute nahezu holographisch über die Welt
verteilt. Daher ist kaum anzunehmen, dass bei einer der unausweichlich
anstehenden Katastrophen (ausgelöst durch Klimaänderung,
Ressourcenverknappung, Atomkrieg, was immer auch sonst), eben all dieses
Wissen vernichtet sein wird. Diese gigantische Wissens-Datenbank wird
dann jenen weiterhin verfügbar sein, die sich auf irgendeinem (noch)
bewohnbaren Fleck der Erde befinden. Ihnen stehe dann Hekate bei und sie
werden eine neue Kultur zur Blüte bringen, die ihre Kindeskinder unter
Wehklagen wieder fallen sehen.
Als Kind habe ich der biblischen Erzählung von der Arche Noa vollen
Glauben geschenkt, diesen zwischendurch für lange Zeit verloren; auch
heute glaube ich noch nicht wieder daran, vielmehr bin ich jetzt von der
möglichen Realität dieses mythischen Bildes überzeugt.
Bester Gruß in die Runde!
Karl