Am 25. Januar 2022 17:24:27 MEZ schrieb waldemar_hammel <wwr.hammel(a)gmail.com>om>:
Am 25.01.2022 um 01:27 schrieb Claus Zimmermann:
Daß das Leben mit den Körperfunktionen endet,
weiss doch jeder. Daß es
aber nicht darin besteht und man z.B. einem Gehirnvorgang nicht und
zwar prinzipiell nicht ansehen kann, ob er einer Empfindung oder einem
Gedanken korrespondiert und was gegebenenfalls empfunden oder gedacht
wird, das könnte aber vielleicht vergessen werden, wenn man von
Emanation redet, als ob das eine im anderen schon im Keim vorhanden wäre.
Die ganzen Korrelationen zwischen Gedanken und Gehirnvorgängen, die
physiologischen Grundlagen des Denkens und Empfindens, sollen
natürlich nicht bestritten werden. Das ist ja alles beweisbar.
eben weil es diese -zumal engen- korrelationen zwischen physiologie und
geist gibt, kann man, wirst es nicht glauben,
mittlerweile gedanken + auch empfindungen messtechnisch samt
ungefähren/ziemlich genauen "inhalten" erfassen - diese methoden
sind zwar noch nicht bis zur gänze ausgereift, aber es geht - ist auch
plausibel, denn unterschiedliche gedanken und empfindungen bewirken
unterschiedliche verteilungsmuster der energieverbräuche im hirn
(traubenzucker wird umgesetzt), und das ist eben messtechnisch erfassbar,
sodass man gedanken u empfindungen quasi mitlesen kann - sowas braucht
man auch, vereinfachter, zb zur herstellung von körperprothesen,
die mittels gedanken gesteuert werden (gibts schon, militärisch + zivil)
Das glaube ich natürlich alles sofort. Aber woher weiss man, was welcher Gedanke mit
welchem Gehirnvorgang zu tun hat? Durch genaue Untersuchung des Gehirnvorgangs?
Rhetorische Frage. Man muss die Versuchsperson natürlich befragen oder weiss es von sich
selbst aus eigenem Erleben.
Wenn man beides zu einer terminologischen Einheit zusammengezogen hätte, hätte man sich
auf einen Zusammenhang festgelegt, wüsste allerdings nicht mehr als vorher, sondern hätte
den gleichen Untersuchungsaufwand wie vorher bei der Frage zu treiben, ob man es mit
dieser Einheit zu tun hat.
Wenn man beides nicht sprachlich zu einer Einheit zusammenzieht, hat man sich darauf
festgelegt, daß es einen Zusammenhang geben kann oder nicht und kann sich dann natürlich
als Fährtenleser betätigen, der induktiv vom einen auf das andere schliesst.
Deshalb und insofern kann man einem Gehirnvorgang nicht nur erfahrungsgemäss, sondern
prinzipiell nicht ansehen, was dabei gedacht oder empfunden wird.
"ich will den arm heben" aktiviert den
prämotorischen kortex im hirn,
und nach einem kurzen "halted" zur aufmerksamkeitsumsteuerung usw auf diese
beabsichtigte aktion hin, startet der motorische hirnkortex dann die
aktion tatsächlich = der arm hebt sich wie durch zauberhand, das alles
erzeugt
traubenzucker-verbrenn-energie-muster im hirn, und die kann man halt
live mitmessen, sodass der mitmessende sogar schon millisekunden vorher
wissen
kann, dass ich "jetzt" den zb linken arm heben werde - ist keine
zauberei, sieht aber aus wie ...
wh.
Es gibt also eine Koordination zwischen Körperbewegungen und Hirnvorgängen, die es
erlaubt, von letzteren auf erstere zu schliessen. Das kommt mir nicht wie Zauberei vor.
Nun sagst du, es gibt sogar einen Zusammenhang zwischen Hirnvorgang und Entschluss und der
Hirnvorgang findet vor dem Entschluss statt, was man wiederum durch eine Art möglichst
verzögerungsfreier Befragung des Probanden weiss.
Aber hat man sich denn tatsächlich zu einem bestimmten Zeitpunkt entschlossen, die Hand zu
heben? Oder es vielleicht einfach so getan und sich vielleicht vom Mann im weissen Kittel,
der es ja wissen muss, einreden lassen, dass man irgendwann einen unwiderstehlichen Drang
zur Handlung gespürt habe und das wäre dann der Entschluss gewesen.
Umgangssprachlich unterscheiden wir bei einfachen Handlungen ja nicht zwischen Entschluss
und Ausführung (worauf Wittgenstein hingewiesen hat). D.h. wir würden nicht verstehen, was
uns jemand mitteilen will, der sagt: ich wollte den Arm heben, konnte es aber nicht und
war auch nicht in einer Ausnahmesituation, also nicht gefesselt, gelähmt, hypnotisiert
etc.
Diese Unterscheidung machen wir erst bei in mehreren Schritten zu realisierenden Zielen.
Was du oben zu den neuartigen Prothesen sagst, scheint dem zu widersprechen. Aber man muss
ja auch als Säugling mit einer Anstrengung von Leib und Seele erst lernen, dieses
besondere Ding, das der eigene Körper ist, zu beherrschen und kann das dann später mit
einem anderen Ding offenbar wiederholen, wozu dann vermutlich Übung und Anstrengung nötig
sind. Wobei der Säugling wahrscheinlich nicht weiss, was er will und es dann ausführt,
sondern beim Herumhampeln erst allmählich merkt, was er kann und das dann übt.
Claus