Lieber Karl, Waldemar, Ingo, Ingo und liebe weitere Mitdiskutanten,
erneut Danke für die Anregungen zu den diversen Körnern und Stäubchen….
Sie zwingen zum gründlichen Nachdenken - gerade dadurch, dass sie nicht zustimmend,
sondern kritisch sind (das schlimmste, was passieren kann ist, wenn jemand „interessant“
sagt: dann ist klar, dass er es bereits innerlich ad acta gelegt hat…).
Ich hatte eines vergessen mitzubedenken: in unserem Ansatz ist die kleinste Einheit ja
nicht eine wie auch immer geartete Entität, sei es ein Photon oder ein Staubkorn, sondern
wiederholbare Zustandsänderungen einer Entität alias Eigenschaft. Indem diese vor- und
rückwärts (Verknüpfung = inverses Element) gehen können oder auch nicht stattfinden bzw.
von einem Zustand zum selben Zustand gehen können (Verknüpfung = neutrales Element), ist
das Ensemble aus Zuständen einer Eigenschaft und der Verknüpfung, die die Operationen
bezeichnet, die auf die Zustände als Elemente der Menge angewandt werden eine
mathematische Gruppe.
Zeit alias Dynamik sind in dieser Darstellung enthalten, indem sie ein Ausführen (der
Rechenvorschrift) und damit ein Handeln enthält.
Iterierte Selbst-Wiederholung als „Selbst-Abbildung“ gehorcht dem Gruppen-Gesetz:
SM:= {f: M ⟶ M ∧ f bijektiv} bezüglich der Hintereinanderausführung von Abbildungen
(symmetrische Gruppe)
Die „Dynamik“ ist als distinkte sequentielle Dynamik im Gruppenkonzept ebenfalls
enthalten.
Die „semantische Energie“, die wir betrachten ist diejenige, die die Ausführung der
Verknüpfung antreibt.
Damit kann auf sie nur retrospektiv geschlossen werden: ja, es wurde ausgeführt. Sie
besteht also nur aus dem Positivum „Ja“, ohne innere Abstufung alias Skalierung. Vorhanden
/ nicht Vorhanden - das ist die 0 / 1 - Form, in denen diese merkwürdige Energie
anzusprechen ist.
Indem die Verknüpfungsvorschrift auf Gruppen von Gruppen angewandt wird, setzt die Energie
auch die Verknüpfung (selbsterhaltend, durch Hintereinanderausführen von
Selbst-Abbildungen) in Gang. Indem Gruppen zu Gruppen oder jedenfalls zu Mengen
zusammengehen, setzt die Energie auch das Verknüpfen / Agieren außerhalb der Einzelgruppe
in Gang.
Semantische Energie ist also Strukturenergie, die das Agieren und Interagieren innerhalb
einer mathematischen Gruppe antreibt. Diese Gruppe ist die Struktur, die angetrieben wird.
Ein Binnen-Strukturiertsein wird bei uns – anders, als wenn wir Zahlen verwenden würden,
die keine Binnenstruktur aufweisen – bereits vorausgesetzt. Indem Gruppen aus Gruppen
gebildet werden, ist die Bildung von binnenverknüpften Mengen von Gruppen alias
semantischen Raumzeit-Energie-Gesamtheiten / Gruppen möglich. Für diese müssen die Regeln
der Gruppenbildung nicht mehr gelten, es sind einfache Mengen aus Gruppen und keine
Gruppen oder Ringe etc. mehr.
So ergiebig und zutreffend die probabilistischen Zugänge wie der mit dem „free energy
principle“ arbeitende von Karl Friston et al. sind, wir haben einen anderen Zugang. Zu
Friston et al. ein Beispiel
On Markov blankets and hierarchical self-organisation
November 2019Journal of Theoretical Biology
DOI: 10.1016/j.jtbi.2019.110089
<https://www.researchgate.net/deref/http%3A%2F%2Fdx.doi.org%2F10.1016%2Fj.jtbi.2019.110089?_sg%5B0%5D=bo0LbZ_Lm7CTgl5eDVGoyUCgaEq1gow7wAQV6d1NmjlDdNay7pDYakYBA0TLb7_BVUPPVKr1nd9C3QbRfksypQDQDA.-gEiGMs_-nAiMWkALovl8-laPoQ7D0O_WATjR7hqdrEzX_CQ1rjsjDAUM5kB0FVx_xpkI56hW2oYqvNsjOXrYg>
LicenseCC BY 4.0
<https://www.researchgate.net/deref/https%3A%2F%2Fcreativecommons.org%2Flicenses%2Fby%2F4.0%2F>
Lab: Karl J Friston's Lab
<https://www.researchgate.net/publication/lab/Karl-J-Friston-Lab>
Unser diesbezüglicher Zugang wurde, wie ich hoffentlich bereits erwähnte nicht von mir,
sondern von dem Physiker FF Bevier entwickelt. Es ist bei
researchgate.net
<http://researchgate.net/> unter
https://www.researchgate.net/publication/270283044_Grundlagen_der_Informati…
<https://www.researchgate.net/publication/270283044_Grundlagen_der_Informationsmathematik_An_attempt_to_describe_information_in_a_mathematical_way_because_information_is_usually_characterized_pragmatically_via_message_and_message_transfer>
Grundlagen der Informationsmathematik. An attempt to describe information in a
mathematical way, because information is usually characterized pragmatically via message
and message transfer.
September 2014
DOI: 10.13140/RG.2.1.1270.5606/1
<https://www.researchgate.net/deref/http%3A%2F%2Fdx.doi.org%2F10.13140%2FRG.2.1.1270.5606%2F1?_sg%5B0%5D=3E3880AJNZDeXzSAWMBTZqMYwYHg_toIYAGpGGG5srBViY5xBTeN5P0uta94jFbnr5eOupX6AbYzOUSdqQ4VxWYMTA.aaEDw4E3XW2sOG6mp2ob0dUUGeGIuO6IkUD1HJUntS-U1bQ7AAcd5e15VkypqYVwXrdle1pYa9_0VB8an8suOg>
Project: Advanced Biopsychosocial Model
<https://www.researchgate.net/publication/project/Advanced-Biopsychosocial-Model>
zugänglich - die Herleitung des Gruppencharakters dort auf S. 33 - ich schicke diese
Arbeit auch gerne zu.
Mein Aufgreifen dieses Ansatzes bestand darin, dass ich den von Bevier genutzten
Eigenschaftsbegriff mit dem potentia-Begriff antiken Denkens in Verbindung bringen zu
können glaubte, wobei ich in dieser Vermutung durch den Altphilologen Arboagast Schmitt
bestätigt wurde.
Erstaunliche Übereinstimmung gibt es auch zu einer formalen Darstellung der "Elemente
der Narratologie“ von Wolf Schmid, Hamburg, der freundlicherweise das, was wir dazu
geschrieben haben gegengelesen und gutgeheißen hat. (25.01.16: "Ihre Ausführungen zu
den narratologischen Kategorien scheinen mir absolut korrekt zu sein. Ich habe die von
Ihnen zitierten Überlegungen noch einmal systematischer in meinem Buch „Elemente der
Narratologie“ angestellt…“).
Worauf ich hinaus will, ist, dass wir eine algebraische Beschreibung verwenden, die den
Beschreibungshorizont über Zahlen hinaus auf Symbole (wie unser E für Eigenschaft, Z für
Zustand der Eigenschaft…) erweitert. Im Rahmen dieser Beschreibung sind auch unser
semantischer Raum, semantische Zeit und die semantische Energie formuliert - auf einer
Ebene und in einer Art, die mit den messenden Beschreibungsarten über den gemeinsamen
Gegenstand, Eigenschaft genannt verknüpft ist.
So, heute etwas weniger Worte, dafür mehr Symbole…., ich bin sehr dankbar für weitere
Hilfe beim Versuch, ein Konzept semantischer Energie zu entwickeln.
Viele Grüße,
Thomas
Am 21.02.2021 um 12:35 schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>>:
[Philweb]
Am 19.02.2021 um 11:48 schrieb Ingo Tessmann via Philweb
Am
16.02.2021 um 17:16 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich via Philweb <philweb(a)lists.philo.at
<mailto:philweb@lists.philo.at>>:
Deine Staubkörner, lieber Waldemar sind ja als kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare
Kohärenzen gegeben. Sie sind Ausgangspunkt von räumlicher und zeitlicher Erstrekung, und
sie können mit anderen Kohärenzen interagieren.
Hi Thomas,
bevor ich mich wieder in Deinen vielen Worten verliere, fangen wir lieber mit dem Wort
„Staubkorn“ an. Was allerdings Waldemars Körner sein sollen, weiß er wohl nur selber, ich
werde sie fortan "Hammmel-Körner“ nennen. Aber was meinst Du damit?
"Kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare Kohärenzen“? Das verstehe ich ebenso
wenig. Vielleicht etwas, das mit sich im Einklang ist?
....
Von den physikalischen Photonen ausgehend könntest Du dann gleichwohl einen kühnen
Übergang in die "Lebenswelt der Biophotonen" wagen. Ein unter Physikern
umstrittenes Forschungsfeld, denn zunächst sind „Biophotonen" einfach ausschließlich
von Lebewesen emittierte Photonen in speziellen Intensitäts-, Frequenz- und
Polarisationsbereichen. Als gerade noch detektierbar sind sie von Esoterikern natürlich
auch schon mit so etwas Vagem wie "Charisma", "Aura" oder „Karma“ in
Verbindung gebracht worden.
....
5. Die Strahlung koordiniert alle biochemischen
Prozesse in den Zellen (intrazelluläre Kommunikation) und überträgt Informationen auch
über die Zellen hinaus (interzelluläre Kommunikation).
6. Die Strahlung ist nicht auf den optischen Bereich beschränkt, sondern erweitert sich
im Spektrum nach einem f = const. - Gesetz (wellenlängenunabhängige
Besetzungswahrscheinlichkeit im Phasenraum), in das auch die Wärmestrahlung des
biologischen Systems passt.
7. Die Strahlung ist der eigentliche Regulator und Informationsträger im Lebewesen.
Hinsichtlich der "kleinst-nachweisbaren und kleinst-denkbaren Kohärenzen“ wären mir
so etwas wie "Kosmo-Photonen“ oder Kosmonen sehr viel plausibler als „Staubkörner“.
Wie zuletzt von mir beschrieben, sind wir mittlerweile (im Auf und Ab gemäß Josephs
trefflicher Schilderung) in diskursiver Betrachtung unserer Lebenswelt befangen.
Waldemar sprach von bottom-up and top-down und verharrt in seiner Sicht auf Welt und
Kosmos bei Staubkörnern in Planckeinheit (den sog. Hammel-Körnern). Dazu gibt es nun auch
„Fröhlich-Körner als kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare Kohärenzen“. Und wenn wir
nun im Bemühen, Welt und Universum „begreifen“ oder gar erklären zu wollen, im
Teilchenbereich kosmischen Staubs (dem so gern von der Esoterik vereinnahmten
Sternenstaub) angelangt sind, liegt es nahe, diese „staubige Atmosphäre“ in Richtung
„Kosmo-Photonen“ zu verlassen.
Insbesondere die von Ingo T. benannten Punkte 5-7 (s.o) scheinen mir (mit Strahlung als
kohärenzbildendes und vor allem informationstragendes Agens) den Blick auf das wesentlich
verbindende Element hinsichtlich eines ganzheitlichen Denkmodells zu sein. Dabei kommt es
nicht (unbedingt) darauf an, nun sogleich wieder den Begriff von Strahlung in seiner
Einzelheit zu hinterfragen, sondern ihn als quasi axiomatisch gültigen Allgemeinbegriff
für ein holistisches Weltbild.
Mir geht es bekanntlich immer um Information. Und um nun einer (ohnehin unmöglichen)
Diskussion, was denn Information wirklich sei, auszuweichen, schränke ich auf den an
Entropie gebundenen Informationsbegriff ein; beziehe mich auf Susskinds (an
„Bekenstein-Hawking entropy“ orientierter) holographische Theorie, wonach Information
(unbeschadet des sog. „Information Paradox“) niemals verloren geht:
„The new research explains how at least some information could be preserved once a black
hole disappears. As an object enters a black hole, the temperature increases and raises
the entropy level – a measure of an object’s internal disorder.“
„A sheen of photons surrounding a black hole’s event horizon – the point at which light
cannot escape the extreme gravitational pull – may record the hole’s entropy. The research
centres on how the protons, known as “soft hair”, store information associated with
entropy.“ (Einfachheitshalber erspare ich mir die Übersetzung des Scholarpedia-Eintrags)
Diese Zusammenhänge sind m.E. Voraussetzung für die von Ingo T. hier seinerzeit
vorgestellte Idee Smolins (in dessen Buch „Time Reborn“ bzw. „Im Universum der Zeit“)
einer zeitgebundenen Kosmologie, in der "das Universum ein Prozess zur Ausbrütung
neuer Phänomene und Organisationszustände, der sich ständig erneuert, wobei er sich zu
Zuständen immer höherer Komplexität und Organisation entwickelt.“
Diese sich ständig fortsetzende Optimierung zu höherer Komplexität und Organisationsform
kann nur auf einen jeweils vorgängigen, allumfassenden Informationsfundus aufbauen, der
wegen seiner unvorstellbar hohen Informationsdichte einzig holografisch gespeichert sein
kann (wie mit Susskinds „The Holographic Principle“ beschrieben).
Waldemar beteuert, die Welt zunächst im Kleinsten begreifen zu müssen, um von dort in
„höhere Sphären“ vordringen zu können, huldigt also also dem Weg der Erkenntnis als einem
bottom-up. So wie er (im Kontext unser aller Bemühen hier, das Große und Ganze zu
begreifen, penetrant immer wieder bei Staub in Planckeinheiten, also den Hammel-Körnern
verbleibt, zeigt er jeweils damit ggf. nur die Untauglichkeit seines Denkmodells auf.
Ebenso wenig ist der Denkansatz eines radikalen top-down geeignet, also Welt und Kosmos in
seiner Ganzheit von einem irgendwie definierten „oben“ (Gott und himmlische Gefilde etc.)
begreifen zu wollen, schlichtweg deshalb, weil kein Mensch das absolute „top“ kennt.
So bleibt nur beharrliches Weiterforschen, ein iteratives Voranschreiten (in beiderlei
Sicht auf das Kleine und Große und vor allem die Dinge "dazwischen") und warum
sollte man sich dabei nicht in die "Lebenswelt der Biophotonen" wagen.
Dieses „Quantenphänomen“ ist bei Physikern der „alten Denkwelt“ vornehmlich deshalb
strittig, weil der Quantenbegriff so schamlos durch „New-Age“, Esoteriker,
Pseudowissenschaftler usf. vereinnahmt wurde. Dabei geht es diesen Leuten letztlich nur um
die Rettung ihres ICH, dieses jämmerlichen Ego, das man in eine wie auch immer gedachte,
phantastische Welt (in ein OBEN) retten will. Purer Religionsersatz!"
Damit möchte ich keineswegs ganzheitlich orientierte Denkansätze kleinreden oder gar
abtun; im Gegenteil sehe ich begriffliche Vorstellungen wie etwa die von Charisma, Aura,
Karma-Darma, Brahman, Akasha, nicht als abstrakte Ausdrucksformen irrealer
Weltverlorenheit, sondern als von Menschen zutiefst empfundene, gefühlte Wirklichkeit
(dies allerdings nicht in üblich materieller Begrifflichkeit).
Brahman etwa, als das letzte Eine, selbst ohne Ursache, aus dem aber alles entstanden ist
und ständig wird; eine unvorstellbar schwere Vorstellung für Materialisten!
Brahman könnte man als (das oben beschriebene) holografisch angelegte Informationsfeld
und damit auch als ein Energiefeld deuten und das könnte im weiteren Sinne auch die
koherente Quelle der von Thomas beschriebenen semantischen Energie sein.
Wenn man nun sogleich wieder versucht, diese von Lebewesen fühlbare Energie letztlich als
Materie (im Sinne des Materialismus) zu definieren, landet man geradewegs wieder bei
„Hammel-Körnern“ und wir fangen von vorne an. Mikroskopisch gesehen Sisyphusarbeit: man
rollt die Körnchen hoch und ehe wir uns versehen, geraten sie uns aus den Händen, purzeln
geradewegs wieder runter, zurück in eine unvorstellbar weite kosmische Staubwüste.
Und doch ist jedes Teilchen „ Ausgangspunkt von räumlicher und zeitlicher Erstreckung“,
wie Thomas es formulierte, und kann damit eben zu diesem von Ingo T. benannten
quasi-kontinuierlichen Photonenstrom überleiten, wie dieser in seiner spezifischen
Charakteristik die Welt durchdringt und somit "essentielle Eigenschaft aller
organischen Lebensformen" ist.
Damit der Worte nicht zuviel werden, erst mal ein break.
Bester Gruß in die Runde! - Karl
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Am 23.02.2021 um 23:37 schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>>:
[Philweb]
Am 23.02.2021 um 08:55 schrieb Joseph Hipp via Philweb:
[Philweb]
Am 21.02.21 um 23:00 schrieb Karl Janssen via Philweb:
... Nun, die Erzählung vom ungläubigen Thomas hat
ja auch in säkulare Gesellschaftskreise Einzug gehalten, steht gewissermaßen synonym für
Menschen, die grundsätzlich nichts glauben wollen, ohne es selbst gesehen, gefühlt oder
sonstwie erlebt zu haben.
Das beginnt ja schon sehr früh:
„Fasse nicht auf die heisse Herdplatte - du wirst dir die Finger verbrennen!“ endet
meist mit: „wer nicht hören/glauben will, muss fühlen“.
Für nicht Wenige offenbar eine lebenslang wiederkehrende Erfahrung und ....
In diesem Absatz fühle ich ziemlich viele Unklarheiten (ex falso quodlibet und aus ex
Unklarheit ... was?, eine Frage an die Wissenden). Ich streite mit mir selber. Ist dort
ein Universalargument? Soll ich jedem glauben, was er sagt? Soll ich mich erst einmal dem
Meinen/Glauben eines anderen anschließen, um dieses Meinen/Glauben dann später zu
verwerfen? Also soll ich den Habermas einmal in Gänze lesen, bevor ich herauszufinden
versuche, wo Fehler beim Nachvollziehen des Denkens der sogenannten Universalpragmatik
entstehen. Diese Fehler habe ich schließlich aufgedeckt. Nun kann man mir sagen: Du hast
eben nicht alles gelesen, du bist ein ungläubiger Thomas. Ok, dann bin ich das eben: Wenn
schon mit Universalargumenten geschossen wird, kann darf ich es auch. (ex
Universalargument ... was?, etwa der Glaube? eine Frage an die Wissenden) ... ex
Privatsprache ...
Als ich in Erwiderung an Waldemar schrieb (bzgl. meiner Erzählung vom „ungläubigen
Thomas“) und dieser erwartungsgemäß prompt auf das „Triggerwort Jesus“ reagierte, habe
ich dabei auch an Dich gedacht, Joseph!
Es war mir sehr bewusst, dass Dich das von mir zitierte (unzählige Male von Eltern
benutzte) „wer nicht hören/glauben will, muss fühlen“ alarmieren würde; zumal ich dies als
lebenslang (und damit eben auch von Erwachsenen) zu machende Erfahrung beschrieben habe.
Die mich hier schon länger lesen, wissen um mein geringes Interesse (aber auch um mein
fehlendes Talent) für akademisch logische Betrachtungen der Lebenswelt. Zu meiner Schande,
denn schließlich sagt Wittgenstein: „Sprachkritik ist Aufgabe der Philosophie“ und mahnt
damit implizit auch eine logisch exakt formulierte Wort- und Satzgestaltung im
philosophischen Diskurs an. Wenn überhaupt (und doch hoffentlich), vermag ich lediglich
meiner jeweiligen Argumentation eine Art immanent logischer Eigenheit einzuweben. Das
geschieht eher intuitiv und sicher nicht irgendwelcher Konzeption von Logik folgend.
So bedeutsam etwa Prädikatenlogik ist (als Voraussetzung zu allgemeingültiger Validierung
von Argumentation), so sehr war sie mir ein unliebsames Thema zu Studienzeiten: allerdings
nur im Fach Philosophie, nicht aber in Datentechnik (im Technikstudium und dann natürlich
berufspraktisch!); dort wird Logik unmittelbar anwendbar, wo man zunächst redundant
entworfene integrierte Schaltkreise z.B. mittels KV-Diagramm minimieren kann (eine
unverzichtbare Technik zur Platzminimierung, die sich in heutiger IT-Technik zu einem
nahezu unfassbaren Meisterwerk entwickelt hat).
Und somit ist natürlich auch mir die Bedeutung von Minimierung (Redundanzvermeidung per
Logik) im Bereich von Ausdruck und Sprache eingängig.
Und überhaupt: Die Kunst der Verdichtung!
Ich hatte das vor Jahren hier schon mal geschrieben (vermutlich schon mehrfach): Goethe
(der Meister der Verdichtung!) schreibt am Ende eines Briefes an seine Nichte:
„Entschuldige, aber zur Kürze fehlte mir die Zeit“.
Doch trotz aller Wertschätzung einer auf‘s Wesentliche verkürzten Sprachführung: Man muss
sie aber auch beherrschen! Ansonsten bleiben lediglich zusammenhanglos geformte
Satzkonstrukte, quasi Fragmente ohne jede Redundanz und Bildhaftigkeit, womit eine
zutreffende Interpretation der vom Schreiber intendierten Aussage erschwert oder sogar
unmöglich wird.
Und (nach diesem „Exkurs“ meiner üblichen Art) kann ich Dir zustimmen, den o.a. von Dir
kritisch gewürdigten Absatz nicht an den Anforderungen einer irgendwie gearteten Logik
ausgerichtet und daher auch nicht als Universalargumentation beabsichtigt, sondern diesen
einfach nur aus dem „Bauch heraus“ geschrieben zu haben.
Dennoch ist es mir immer wieder ein enorm hilfreiches Korrektiv, wenn Du, Joseph, ein
eben „gerade mal so hingeworfenes Argument“ unter die Lupe logischer Bewertung nimmst.
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
PS: Auf das "Universalargument: an etwas glauben zu müssen/sollen, obwohl man es
nicht sieht oder erlebt hat" gehe ich dann in einem weiteren Beitrag ein.
Nicht glauben, was man nicht gesehen hat, ist da
was falsch dran? In diesem Fall geht es um Erfahrbares, im anderen eventuell um
Nicht-Erfahrbares. Differenziere ich in so einem Fall? Differenziere ich dann
grundsätzlich? Hilft mir das Wort "grundsätzlich" dann weiter? Soll ich sagen,
dass ich etwas gesehen habe, was ich nicht gesehen habe? ... dasselbe mit
"fühlen"? ... Oder: Soll ich sagen: "Der andere hat etwas gefühlt, er sagt
es, und deswegen würde ich es auch fühlen, wenn ich es auch fühlen dürfte." Ich
fragte jemanden, der an Levitation glaubte, ob er denn schon einen Menschen schweben sah.
Er antwortete: Nicht so ganz, aber sozusagen doch, steig ein, und dann wirst es auch
glauben. Ich blieb ein ungläubiger Thomas.
Heute habe ich gleich zwei Universalargumente gefunden, zumindest glaube ich es, ohne sie
gefühlt zu haben:
https://www.achgut.com/artikel/fundstueck_haltung_ist_nicht_gesinnung
<https://www.achgut.com/artikel/fundstueck_haltung_ist_nicht_gesinnung>
Denn mit dem Nutzen eines einzigen Wortes ist derjenige mit Haltung zusagt,
reingewaschen, der andere in den Schmutz gezogen. Das geschieht in diesem ehrenhaften
Forum mit dem Antiwort Ideologie. Die Argumente für die gute Seite sind so ähnlich wie im
genannten Zitat des Artikels: Man muss nur handwerklich fleißig sein, und schon hat man
Haltung, der andere nur Gesinnung. Und dann hält man sich wie von unsichtbarer Hand
getragen an Tatsachen, nicht an Meinungen.
Ein weiteres Universalargument soll beiläufig anerkannt werden vom BGH:
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bverfg-verfassungsbeschwerde-kristin…
Hier ist eine Sache nicht verboten, es soll aber nicht dafür geworben werden, hier geht
es um den Begriffsstreit zwischen Information und Werbung. Wenn mit einem Wort gegen ein
anderes erfolgreich vorgegangen werden kann, dann ist das Wort ein Universalargument. Die
Informationisten hier im Raum könnten ihre Nuancen zur Sache auf den Tisch legen, Werber
auch, die schließe ich schließlich nicht aus.
Ein anderes Universalargument, das ich hier vorfand: Was bist du von Beruf? - Metzger. Na
ja, dann hast du hier im Moralforum keine Kompetenz, zumal du zugibst, nicht viel gelernt
zu haben und die Bücher der Vielschreiber nicht gelesen haben kannst. Wir hier bewundern
zudem den Schuster von Ulm, von dem hast du sicher noch nichts gehört!
In diesen Zeilen ging es mir nicht im Geringsten für oder gegen eine Sache, sondern nur
um Logik (umgangssprachlich allgemeine, nicht formale), aber diesen Unterschied zu
behaupten würde zu einer Diskussion führen.
Joseph Hipp
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