Hallo Ingo,
jetzt bist du voll auf mein Schreiben eingegangen, ich lache erstmals
deswegen, und freue mich über mindestens diese Übereinstimmung. Du hast
meine Wörter sogar gebraucht, korrekt umgeformt, von Weltordnung auf
Weltgewaltordnung, und sogar meine "Gruppen-Theorie" nicht kritisiert,
indem du auch das Wort Obrigkeit benutzt, worauf dann automatisch die
Untertanen auch bedacht werden müssen. Was die Grundlagenzerstörung
anbelangt sind unter Berücksichtigung aller äußeren Umstände auch
hundert Jahre denkbar, oder weniger. Es kann sein, dass auf eine Sache
die andere folgt, und alle staunen werden, die nicht so denken. Einige
dieser "Events" geschehen unmerklich, andere ziemlich knallend. "Was
kommt als Nächstes", fragte mich der alte Mann, der real existierte, und
ich konnte nur sagen: "der Tod, auf den wir alle nur warten können." Es
ist immer wieder interessant, das Geschehen so mitzumachen wie es eben
geschieht, kritisch, unkritisch, optimistisch, pessimistisch, das
scheint nur ein kleiner Unterschied zu sein, und es ist zwecklos,
darüber zu streiten.
Was den Ansturm anbelangt, denke ich, dass die Obrigkeiten, weil sie von
den Einheimischen gedrängt werden, effizient werden, das hat sich die
letzten Jahre schon geändert. Ob sie Erfolg damit haben werden, ist bei
mir offen. Vor langer Zeit wurde einfach ein neues Land in einem anderen
geschaffen, auch das wird schwieriger sein als es derzeit war, wenn
nicht unmöglich.
Was die "Gruppentheorie" anbelangt bin ich noch im Rückstand, nur unter
uns kann ich das schreiben, hoffentlich liest niemand mit. Erinnere dich
bitte an den so genannten Kategorienfehler des Gilbert Ryle. Es gibt
zwei Möglichkeiten, die Personen und die Gruppen zu beschreiben:
Entweder man nimmt die Wörter, die in der Gruppe üblich sind, oder eben
man nimmt neutrale. Eine unvoreingenommene Soziologie kann nicht mit
Lemmata wie "Staat" sprechen, sondern nur von Gruppen und falls
vorhanden, deren Obrigkeiten, die wiederum Gruppen sein können. So
denkend gibt es nicht nur die "benannten" Gruppen, etwa "die Justiz".
Und eine eventuell übliche Dreiteilung oder Mehrteilung geschieht nach
Gutdünken, von den Personen, die sie machen, oder die für die Personen
gelehrt wird. Eine Teilung ist für einen Betrachter nur für eine gewisse
Zeit Fiktion, für andere ist sie fest. Wenn es um Probleme geht, die ein
unvoreingenommener Soziologe betrachtet, muss dieser die Gruppen oft neu
zu denken. Etwa die Gruppe der Personen, die ihren Wohlstand erhöhen
wollen, und eine andere, die sich bemühen, diesen für sich durchsetzen.
Und im Nachhinein kann er fragen, wie die Schnittmenge dieser zwei
Gruppen ist. Das sollte nur ein Beispiel sein. Das ist zusätzlich nicht
so einfach, weil erst einmal festgelegt werden muss, ob die Frage in
Bezug auf eine bestimmte Gruppe von zehn Personen, oder eine von achtzig
Millionen gedacht werden soll. Hierbei kann es sein, dass ein höherer
Schwierigkeitsgrad des Denkens abläuft, als etwa ein solcher, bei dem um
Wörter gestritten wird, die dann schon als Begriffe gedacht werden
sollen. Zudem läuft dann ein nicht intendierter Minimalismus ab. Die
Selbst- und Fremdbezeichnungen der Gruppen sind im vorläufigen Denken
des Betrachters nicht relevant, obwohl sie in den Gruppen sehr wohl
wirken und wirken können, und je nachdem entsprechend berücksichtigt
werden müssen. Hinzu kommen dann noch die sich bildenden oder schon
vorhandenen Obrigkeiten. Des Wortes Untertan bedarf es nicht, weil
Untertan eben mathematisch-logisch definiert werden kann, von der
jeweiligen Obrigkeit aus.
Ich danke für das Lesen, denn ich weiß, das ist für dich nicht üblich,
ich denke schon lange so. Du kannst es auch als Geschwafel abtun, das
ist auch ok.
JH