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Am 13.09.2024 um 22:07 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
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tja, lieber karl,
was für DICH obsolet ist, ist für sehr viele andere anhänger der
christen-religionen-sparten aber nach wie vor eine geglaubte realie, genau wie andere
dinge anderer religionen für die dortigen gläubigen realien sind, zb "himmel mit
sieben jungfrauen" und massig ähnlichen unsinn - nun kann und darf natürlich ein
jeder GLAUBEN, was er will, er muss sich dann allerdings auch die völlig legitimen
rückmeldungen (kritiken) an solchen glauben (plural) anhören, und nicht dann plötzlich ins
mimosentum verfallen, und seinen "privatwahn" als unantastbar deklarieren.
Da lässt Du Deinen Rede/Schreibfluss aber sprudeln! Deutet wohl darauf hin, dass es Dir
ein Herzensanliegen ist, Menschen mit religiösem Glauben davon zu überzeugen, dass dieser
nichts als Privatwahn ist. Ein sinnloses Unterfangen, Waldemar, denn in heutigen Zeiten
(in unserem Kulturkreis) gibt es schlichtweg kein diesbezügliches Diktat mehr, wonach
drei Dorf-Gewaltige, wie diese herrschten: als Bürgermeister, Pfarrer und Apotheker,
Autoritäten also , denen man (zumindest nach außen sichtbar in scheinheilig unterwürfiger
Attitüde) Folge leistete.
Wer sich heute als Christ versteht, kann seine religiöse Überzeugung sowohl für sich
(weitab von Privatwahn), als auch in Gemeinschaft ausleben. Und dieses Recht auf freie
Ausübung von Religion ist gesetzlich gesichert. Die „Väter“ des Grundgesetzes haben das
Recht auf Freiheit der Religionsausübung (Art. 4) bewusst explizit jener der Freiheit von
Weltanschauung (so eben auch den Atheismus) zugeschrieben. Hier von „Privatwahn“ zu
sprechen, disqualifiziert Dich als Bürger dieses Staates, der unter dem Schutz des GG
steht, hier also ein Schutz, den Du in Deiner freien Meinungsäußerung in Anspruch nimmst.
Als Muslim wärst Du gut beraten, Dich derartiger Religionskritik zu enthalten (Du kennst
die Geschichte mit Salman Rushdie). Hast Du den Roman „Unterwerfung“ von Michel
Houellebecq gelesen? Nach dieser Lektüre würdest Du hier wohl in mehr moderater Wortwahl
Religionskritik üben.
Was nun das Verhältnis Staat und Religion anbelangt, kann man doch nicht behaupten, dass
in Anbetracht des verbrieften Recht auf freie Religionsausübung, eben diese als
„Privatwahn“ zu gelten hätte. Somit steht es jedem Gläubigen zu, seine religiöse
Weltanschauung auch in Gemeinschaft zu artikulieren. Damit ist nicht gesagt, diese sollte
auf dieser Ebene missioniert werden, ähnlich in der Weise, wie Du hier perrenierend den
Atheismus missionierst.
Selbstredend hat sich die Gesellschaft insgesamt säkularisiert, sich emanzipiert vom
Diktat der klerikalen Kaste vergangener Generationen. So ist Glaubensangelegenheit zwar
Privatsache, jedoch keineswegs „Privatwahn“. Das im GG verankerte Recht auf freie
Religionsausübung inkludiert diese auch als eine gemeinschaftlich betriebene, wie dieses
etwa in Gottesdiensten etc. geschieht.
Ausser, dass Dich die Kirchenglocken frühmorgens des Sonntags um die letze Stunde Deines
Nachtschlafes bringen, können Dich Zusammenkünfte christlicher Gemeinschaften unberührt
lassen. Was scherst Du Dich immer wieder um deren Anliegen?
Welche Frage doch!
Sie sind Dir ein Dorn im Auge und wenn Du hier behauptest, jeder könne natürlich glauben,
was er will, dann verstellt Dir dieser Dorn geradewegs die reale Sicht auf Dein
diesbezügliches Gebaren, nämlich Dein penetrantes Anrennen gegen das Recht auf jeweilige
Weltanschauung und somit auch auf Religionsausübung. Dieses, unbenommen der Konflikte in
Bezug auf das Staatskirchenrecht (Art. 140 GG), wie sie sich durch Säkularisierung der
Gesellschaft ergeben.
insofern ist die sog. "schöpfungsgeschichte" insgesamt nach wie vor keineswegs
alltags-obsolet, sondern in den hirnen von leuten nach wie vor verankert bis in den
normalen sprachgebrauch hinein, etwa "wir müssen die schöpfung bewahren", oder
schlimmer "auch die nutztiere sind teil der schöpfung", womit man schon
rein-sprachlich die sog "nutztiere" in den glauben hineinzieht und den
religionen und ihren glaubens-aussagen unterstellt (tier steht unter dem menschen usw),
und somit nicht zulässt, dass mensch keineswegs das primat über die mitlebewesen ist und
hat, sondern ganz einfach eine lebewesenart unter vielen ist, und sich daher einzuordnen
hätte (= wie evolutionärer humanismus es als unabdingbar sieht) - mit den von ihm selbst
zu seinem eigennutz erfundenen schöpfungsgeschichten beweihräuchert sich mensch selbst,
und stilisiert sich hoch zur "schöpfungskrone", und das, wie auch heute zu
erkennen, sogar zu seinem eigenen nachteil, indem er "gottbegnadet" dabei ist,
die belebte welt der erde an den rand des aussterbens zu triggern, und so unglaublich es
klingen mag, auch das ist durchaus glaubens-nah, als zb usa-christliche-fundamentalisten
behaupten, man müsse die welt ("irdisches jammertal") absichtlich zerstören, um
gott so zu zwingen, die ankunft "des himmelreiches" zeitlich vorzuziehen =
selbstgemachter "jüngster tag" mit allen zur verfügung stehenden mitteln, nach
dem lt glauben ja dann das himmelreich kommen muss ("erpressung gottes", denn
sein einmal gegebenes wort auf himmelreich am ende aller tage ist ja all-gültig) = wer
seinen glauben also ernstnimmt, der soll genau aus diesem grund die erdoberfläche mit
allem darauf-seienden absichtlich mit allen mitteln zerstören (das zb "fossile
imperium" macht insofern nichts anderes als den göttlichen "rat" auf
himmelreich ein wenig beschleunigt umsetzen zu helfen, ich gratuliere!)
Es kommt auf die Perspektive an, aus der Menschen sich als „Schöpfungskrone“ verstehen.
Zweifelsohne hat sich der Mensch aus dem Tier entwickelt und wenngleich immer noch dieser
„Missing Link“ im Übersprung vom Tier zum Menschen fehlt, ist doch die eindeutige
Unterscheidung unumstrittenes Faktum. Dieses vornehmlich durch das Vermögen des Menschen
zu konstruktivem, durch sein gestalterisches Handeln und seiner darauf basierenden
kulturellen Entwicklung. Wollte man diese als Schöpfung verstehen, folgt unvermeidlich die
Verbindung zur Epigenese, als eine die puren Evolutionsmechanismen übersteigende
Menschheitsentwicklung.
In diesem Zusammenhang überhaupt noch auf die absurden Vorstellungen von geistig
deprivierten Kreationisten abzuheben, ist keines einzigen Wortes einer Replik wert.
nach oben aber eben doch, und sogar unter mehr worten
und gedanken, denn die angelegenheit ist noch lange nicht zu ende diskutiert und
aus/finit-gedacht, da es "theo.logien" aller richtungen ja noch immer als
individuelle und auch gesellschaftlich-höchst-relevante agentien gibt, die allesamt sich
als echte gifte auf allen möglichen ebenen auswirken (eine individuelle arsenvergiftung
ist nichts dagegen) // zb fällt mir auf, dass bei den zahlreichen schwafelsrunden im tv
zur rechts-problematik im land (afd usw) zwar fast alle möglichen leute eingeladen werden
(von xy.präsidenten bis zum penner) und mitschwafeln, aber NIE theo.logen mit dabei sind -
warum nicht?, weil die theo-philen aushängeschilder-leute sui-generis rechts-lastig sind +
zum hintergrund des öffentlichen klamauks und worte+ansichten-dreschens gehören, genau wie
leute, die zur elite-oligarchie gehören, die brauchen keine einladungen zu
debattier-veranstaltungen, und wenn, würden sie nicht annehmen, weil das rechtsdriften
ganzer nicht-länder sondern wirtschaftsräume ganz in ihrem aktuellen sinn ist ("gib
dem affen zucker"), und die "theo"s laufen wie immer als geistiger und
geistlicher überbau mit, und hüten sich daher ihrerseits das thema rechtsdrift "ad
usum populorum" öffentlich breitzutreten, denn am ende wird das ganze für die
chronisch-blöde-masse eh wieder als "schicksal" = gottesurteil erscheinen (genau
wie bei hitler usw)
Ist das nicht auch eine gewisse Verschwörungsidee, die Du Dir da ausgeheckt hast?
Der diese Gesellschaft tragende Teil der Menschen schert sich nicht um TV-Plapperstunden,
nicht um Pfaffen und sonstige Rattenfänger, sondern geht verantwortungsvoll seiner Arbeit,
seiner Profession nach. Wäre es nicht so, würde hier im Land wirklich einiges „den Bach
runter gehen“.
Du bist offenbar nicht mehr in dieser Welt der tagtäglichen Arbeit, wie diese unsere
Gesellschaft nach wie vor trägt, eingebunden. Hoffentlich wirst Du nicht zum penetrant
knurrenden Rentner, der missmutig aus dem Fenster sieht und seinem Altersgenossen
gegenüber zuruft: „Früher war alles besser - bin froh, schon so alt zu sein …“
Nun gut, zum Misanthrop kannst Du nicht nicht mehr entwickeln, da Du es ja längst bist.
„Lustig“ hast Du zuletzt hier geschrieben und hast Dich mit Getöse auf die
Schöpfungsgeschichte gestürzt - also dann lass uns mal lustig hier weiter schreiben.
Einerlei, ob postulierend oder Rat fragend.
Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, lange nichts mehr von Erich, dem „stets Rat
Fragenden“ hier vernommen zu haben. In der Hoffnung, dass bei ihm alles OK ist, würde ich
mich über einen Ratschlag seinerseits freuen.
Soweit für den Augenblick!
KJ