Am 15.03.2022 um 05:12 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Die Frage geht ins Leere, trotzdem habe ich bei Festinger weder Fehler gesucht noch
gefunden. Ich zerreibe niemanden, nur habe ich mit der Auffassung einer Theorie, wie sie
verstanden wurde, errechnet, dass derjenige, der nichts mit einem System zu tun hat, doch
auf gerade das System zugehen sollte. Also wer A-Frobist ist, sollte einen Schritt zum
Frobismus tun. Meinen Text hierzu hast du wohl noch nicht trotz deiner Belesenheit aus
Zeitgründen nicht gelesen. Ich bin dir deswegen nicht böse. In der Anwendung des Wissens
der o.g. Person müssten die A-Putinisten, also diejenigen, die nichts mit Putinismus zu
tun haben, auf den Putinismus zugehen. Oder diejenigen, die A-Kriegisten sind, sollten auf
die Kriegismus zugehen, und die A-Theisten selbstverständlich auf die Theisten. Es würde
mich wirklich interessieren, ob ein Fehler und wenn ja, welcher in diesem Text vorliegt:
https://weltordnung.de/Ersetzungsverfahren.html
<https://weltordnung.de/Ersetzungsverfahren.html>. Alle Gespräche, die um die
Bewunderung von Personen drehen, darf ich wohl getrost mit dir als Schwadronnieren abtun:
Wenn du das Wort nutzt, darf ich es wohl auch.
Hi JH,
jede Theorie hat nur einen begrenzten Gegenstands- und Genauigkeisbereich. Insofern der
Gegenstandsbereich der Universalpragmatik größer ist als der der Dissonanztheorie, folgt
letztere womöglich aus ersterer. Aufgrund größerer Spezialisierung wird die
Dissonanztheorie genauer — aber dennoch fehlerhaft — sein; denn zwischen dem unendlichen
Ganzen und der größten Isolierung von Elementarteilchen in der Physik liegen mehr als 12
Größenordnungen in der Messgenauigkeit. Ungenauigkeit oder Fehlerhaftigkeit ist gerade
eine Konsequenz davon, dass Isolierung nur näherungsweise gelingt. Darüber schrieben wir
hier schon vor 25 Jahren. Mich deprimiert das.
Habermas bewundere ich nicht, meine Bewunderung gilt Paul Lorenzen aufgrund seiner
Klarheit und methodischen Strenge. Habermas ist weitgehend Rhetoriker und der
Universalpragmatik fehlt die methodische Strenge. Deshalb steht ja noch ihr meth.
Nachvollzug auf meiner to-do-List. Solange Du mir nicht Dein Ersetzungsverfahren
unabhängig von Habermas als in der Philosophie ergiebige Methode nahezubringen vermagst,
ignoriere ich es als so verschroben und unergiebig wie Deine Wörterersetzungen, die Du
hier in Texten ständig vornimmst. Dabei schließt meine Sympathie für Lorenzen meine
Bewunderung für seinen Gegenspieler und Axiomatizisten Hilbert nicht aus, der ein genialer
Mathematiker und launiger Freigeist war.
Ebenso schätze ich Gödel, obwohl der Theist war; in seinem Gottesbeweis allerdings einen
abstrakten Gott bewies, dessen Anerkennung den genauen Nachvollzug seines modallogischen
Beweises erfordert, also die Bereitschaft zum Lernen von Logik voraussetzt, was ich nur
loben könnte. Mit dem, was die Milliarden Gläubigen auf der Erde für „Gott“ halten, hat
Gödels „Logott“ jedoch nichts zu tun. So war das ja schon mit Spinozas „Naturgott",
mit dem sein Urheber bei den wenigen Pfaffen, die ihn verstanden, bekanntlich in Ungnade
fiel.
Es kommt mir nicht auf die Annäherung von Menschen oder Ismen an, sondern darauf, ob es
stimmt, was die Menschen von sich geben und ob sie sich überhaupt auf Beweise stützen oder
nur so daherschreiben. Ich hatte Putin ja mit Hitler verglichen und mich natürlich auch
schon mit Hitler befasst, obwohl beide zu meinen Hassobjekten zählen. Es wäre interessant,
einmal genauer ihre Reden und Schriften zu vergleichen. Ein Glaube, ein Reich, ein Kaiser,
so war es beim Christofaschisten Karl (dem Großen). Ein Volk, ein Reich, ein Führer: die
Maxime des Germanofaschisten Hitler und (implizit) des Slawofaschisten Putin. Dabei steht
Faschismus für den Zusammenhang von Rassismus oder Glaubenszwang, Nationalismus,
Autokratie und Gewaltherrschaft.
Hitler eiferte ja Mussolini nach, der sich mit dem Ausdruck Faschismus auf das lateinische
fasces bezog, das Rutenbündel als Machtsymbol der alten Römer. Die Besonderheit Hitlers
war zudem der extreme Antisemitismus und bei Putin kommt als Besonderheit sein Pakt mit
der orthodoxen Kirche hinzu, insofern könnte er als Nacheiferer Wladimirs (des Großen bzw.
Heiligen) genauer als Christo-Slawo-Faschist bezeichnet werden. Zu Putins Vordenkern
gehören ja Dunkelmänner wie Lev Goumilev und Alexandr Dugin. Aber noch bin ich nicht
einmal mit dem Handbuch Kriegstheorien durch.
Grundsätzlich
lernt man eine Theorie nicht aus Lexikon-Artikeln, sondern bestenfalls aus den
Originalarbeiten, wobei es auf das Nachvollziehen der Begründungen ankommt, sowohl
theoretisch wie empirisch.
Das Wort "grundsätzlich" kann als Floskel angesehen werden, das Wort
"bestenfalls" auch. Dieser Satz, die Floskeln herausgeschält, wird zu:
Man lernt eine Theorie nicht aus Lexikon-Artikeln, sondern aus den Originalarbeiten, ….
Ich meinte „grundsätzlich“ nicht als Floskel, sondern als „von Grund auf“, „von Anfang
an“. Zudem meinte ich Abstufungen: gut, besser, bestenfalls. Annehmbar wären seriöse
Sachbücher, gut Lehrbücher, besser Monographien, bestenfalls die Originalarbeiten.
Was heißt hier Theorie? Und was heißt hier
"man"? Willst du Kinder und naive Leute wie mich aus dem Lernen ausschließen?
Den hermeneutischen Zirkel in den Müll werfen. Nicht einmal ein Habermas tut das. Und dein
Satz hat noch dazu die Form eines Universalarguments. Mit ihm könntest du mich sogar zur
Quelle hinweisen, die von Göttern beliefert wird. So wie ich dich kenne, willst du
niemanden auf diesen Weg schicken. Und doch bin ich mir da nicht so sicher. Denn du
schicktest schon auf den Weg zu Rätseln wenn ich mich richtig erinnere. Und auf den Weg
des Fortschritts. Haha. Aber nein, ich versuche dir keine Grube zu graben.
Was Theorien genannt wird, kann jeder interessierte Mensch der zivilisierten Welt (man) in
der Schule oder aus Lehrbüchern lernen. Und der gebetsmühlenartig wiederholte Hinweis auf
den hermeneutischen Zirkel oder das Münchhausen-Trilemma oder das Henne-Ei-Problem oder
oder oder … verbleibt in der Theorie. Im Alltag und der Technik gibt es all das nicht.
Dort funktioniert etwas oder eben nicht. Das macht ja den Charme des meth. Konstr. aus.
Seine Anfänge mit Einwortsätzen lernen bereits die Lütten — ebenso wie das technische
Funktionieren erst beim Basteln, später im Werkunterricht. Hast Du etwa nie die Logische
Propädeutik Kamlah/Lorenzens gelesen?
Und doch habe ich gerade für dich etwas gefunden:
https://home.uni-leipzig.de/methodenportal/qualivsquanti/
<https://home.uni-leipzig.de/methodenportal/qualivsquanti/>
klicke unten an, dort ist ein schöner Versuch, zweispaltig zu vergleichen:
Quantitativ (standardisierte Verfahren) Qualitativ (rekonstruktive Verfahren)
Die Unterscheidung „qualitativ vs. quantitativ“ halte ich für belanglos; denn jede
Wissenschaft ist sowohl qualitativ als auch quantitativ. Ebenfalls auf meiner to-do-List
steht der Versuch des Nachweises, dass Qualitäten angenäherte Quantitäten sind.
Es stimmt viel in diesem Absatz. So ähnlich hat auch
Niklas Luhmann sich der Systemtheorie bedient. Aber was heißt das schon? Ich kann mich
schließlich auch der Quantenphysik bedienen, ohne etwas davon zu verstehen. Und Mystik
erklärt doch das Unerklärliche, oder nicht? So wie ein Vexierbild zeigt, dass man nicht
alles versteht. Ein Vexierbild wurde mir schon als Gottesbeweis hin gehalten. Aber
vielleicht irre ich mit diesen Sätzen in diesem Absatz. Nach Art des Kreter-Lügners.
Luhmann halte ich für rhetorisch ebenso aufgeblasen wie Habermas, aber Watzlawick wird
sich in Gruppentheorie und Typenlogik so weit eingearbeitet haben, dass er aus ihnen
Modelle für Beziehungsstrukturen zwischen Menschen generierte und in Psychotherapien
einsetzte. Über die Erfolgskontrolle weniger Fälle hinaus gehend hat er sich allerdings
nicht ausgelassen. Aber das gilt für die meisten Psychotherapeuten. Psychotherapeutisch
wirksam kann schon Logische Propädeutik und weitergehend Sprachphilosophie sein.
Um deinen Absatz vorhin weiter verfolgen verfolgen zu
können, müsste viel "gelernt" werden, nach Art des hermeneutischen Zirkels, bis
hin zu den Originalarbeiten. Es führt einerseits zu neuen Baustellen, und damit und aus
anderen Gründen würde ich gegen einige von dir auf höchster theoretischen Ebene bekannten
Regeln verstoßen, auf die hier lexikalisch (lexikalisch=pfui, für dich?) hingewiesen wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/Konversationsmaximen
<https://de.wikipedia.org/wiki/Konversationsmaximen>
Wikipedia ist wenigstens werbungsfrei und wohl kaum jemand genügte den genannten
Konversationsmaximen besser als Paul Lorenzen. Aber der hätte nicht in Mailinglisten
gepostet. Der Diskrepanz zwischen Theorien und der Praxis im Internet ist ja beispielhaft
Albrecht in seinen Reflexionsspielen nachgegangen.
IT