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Am 14.12.2021 um 14:34 schrieb Karl Janssen via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
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[...]
Ereignis - oder Ergebnisoffen, mag durchaus sein, dass ich es nicht präzise gelesen und
daher unzulänglich interpretiert habe. ImKern läuft es aber darauf hinaus, dass Du diesen
Lebensraum als grundsätzlich sinnfrei ansiehst und ich in diesem Sinn und Zweck erkenne;
somit bleibt nur: jeder nach seiner Facon - das ist der einzige Weg, sich aus dieser
absurden Diskussion hier zu entfernen.
Nochmal: glaube und lebe Du gemäß Deiner Weltsicht - aber unterlasse es, diese als
ultimativ einzig gültige hier zu postulieren, sofern Du Dich obendrein dieses Forums zu
deren Missionierung bedienst.
Aus meiner Sicht kann man die teils kruden Ansichten nicht einfach als solche stehen
lassen. Damit will ich aber keinesfalls sagen, dass Du Deine Argumentation bzw.
Weltanschauung hier nicht darstellen sollst - sondern lediglich nur nicht damit alle
anderen Meinungen als grundsätzlich unzutreffend bzw. nur allzu oft als blödsinnig
abzuwerten und sogleich auch jene Diskutierende, die ihre Argumentationen hier
vorbringen.
Karl
Hierzu sollte ich in jedem Fall noch zum Ausdruck bringen, wie sehr ich davon überzeugt
bin, dass nur die Betrachtung gegensätzlicher (also aus verschiedensten Perspektiven
hervorgehenden) Weltanschauungen zu einer letztlich allgemein als gültig angenommenen
Sicht auf Mensch, Lebenswelt und Kosmos führen kann.
Damit verbunden ist dann geradewegs die durch dieses Forum gebotene Möglichkeit, die
eigenen, also subjektiv gewonnenen Erkenntnisse mit denen anderer auszutauschen, um
dadurch ggf. aber auch die Notwendigkeit zu erkennen, den eigenen Wissensfundus zu
evaluieren.
Es ist selbstverständlich so, dass sich im Verlauf eines Lebens erworbenes Wissen
verfestigt und somit nicht selten zu Fixierungen des subjektiven Weltbilds führt. Wenn
letzteres erfolgt ist, wird es zunehmend schwerer, eine ggf. objektiv nicht haltbare
Sichtweise zu korrigieren.
Was mich betrifft, habe ich definitiv (aber sicherlich nicht nur) in den vielen
Diskussionen hier an Einsichten gewonnen, was ohne Ansporn zu Antworten auf
herausfordernde (weil eben gegensätzliche) Argumentation nicht gelungen wäre.
Somit wäre es töricht, diese Gegensätzlichkeit zu unterdrücken oder gar zu ersticken.
Ich frage mich allerdings, wie man es bewältigen kann, einen hinreichenden Konsensus zu
elementaren Fragen zu erreichen, wo man jeweils individuell überfordert ist, andere
Sichtweisen zu akzeptieren.
So beispielsweise die Frage bezüglich der Sinnhaftigkeit dieser Lebenswelt. Wenn deren
Sinnfreiheit postuliert wird, impliziert das die Auffassung bzw. das Argument von
Beliebigkeit: Leben und Welt könnten sinnvoll aber ebenso sinnlos sein.
Bestenfalls könnte man daraus ableiten, dass Sinnhaftigkeit gelegentlich gegeben ist.
Dieser Argumentation würde sich etwa (der von mir kürzlich erwähnte) Kierkegaard vehement
widersetzen: Entweder - Oder.
Entweder hat Lebenswelt Sinn und damit Zweck oder eben nicht.
Allein aus dieser dargestellten Überlegung geht hervor, dass man notwendigerweise eine
persönliche Einsicht bzw. Überzeugung gewinnen muss, aus der heraus sich die Entscheidung
für oder gegen (beispielsweise) die Sinnhaftigkeit der Lebenswelt ableitet.
An diesem Beispiel wollte ich zeigen, dass man trotz verfestigter Überzeugungen um deren
Objektivierung bemüht sein könnte.
In diesem Fall etwa mit der Überlegung, dass sich die Sinnhaftigkeit des Seins aus der
Faktizität des Seins selbst ergibt.
Angelehnt an die elementare Frage der Philosophie:
Warum ist überhaupt ETWAS und vielmehr nicht NICHTS.
Da augenscheinlich ETWAS existiert, muss dieser Existenz ein Zweck zugrunde liegen.
Wer das ablehnt, muss um Philosophie nicht mehr bemüht sein, da dort der Satz vom
zureichenden Grund weit überwiegend anerkannt ist: nihil fit sine causa!
Und überhaupt Philosophie: Philos und Sophos. Wer das Wissen (und dessen Mehrung) liebt,
ist Philosoph; wer nur einem Wissen verfallen ist, ist gelehrter Sophist.
Bester Gruß! - Karl