Am 14.12.2019 um 16:08 schrieb Ingo Tessmann:
Am 13.12.2019 um 03:07 schrieb K. Janssen via
Philweb
<philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>>:
Und noch einmal Planck: „Alle Materie entsteht
und existiert nur
vermittels einer Kraft […] wir müssen hinter dieser Kraft die
Existenz eines bewussten, intelligenten Geistes annehmen“ .
Nur zu verständlich ist Plancks Aussage, denn er hat auch
herausgefunden, warum irdisches Leben trotz eigentlich anzunehmender
(alles verbrennender) hochfrequenter elektromagnetischer
(katastrophaler UV-) Strahlung möglich ist: nämlich, weil die
atomaren Oszillatoren nicht kontinuierlich Energie (wie in der
klassischen Physik) abgeben bzw. aufnehmen sondern als
Energie-Quanten, deren Energie die durchschnittlich pro Atom
vorhandene Energie (E = k·T) nicht übersteigen kann.
Daraus können sich grundsätzliche philosophische bzw. theologische
Fragestellungen hinsichtlich Zufall und Notwendigkeit ergeben.
Hi Karl,
Planck war Christ und neigte insofern zu theologischen Spekulationen.....
Um nicht in seinerzeit übliche theol. Spekulationen zu verfallen, hätte
er eher "[...] wir können hinter dieser Kraft ..." schreiben können,
doch das wollte er wohl gar nicht. Ich selbst habe auch kein Problem mit
der Annahme eines "bewussten, intelligenten Geistes" quasi als "causa
efficiens" solchermaßen (wie die hier schon öfter von mir beschriebene)
aktuale Unendlichkeit, theologisch gesehen, das Eine, Ganze (eben u.a.
von Christen als das Göttliche benannt), Ursprung und Voraussetzung für
unendliche mögliche Vielheit von Lebenswelten wie der unseren.
Doch natürlich ist diese Sicht (rational) spekulativ und muss es bis auf
weiteres bleiben. Womöglich drückt sich das auch im biblischen
Bilderverbot aus (<du sollst dir kein Bild von Gott machen>); JHWH
könnte, ans hebräische "hawa" angelehnt, schlichtweg "ICH EXISTIERE"
oder eben "Ich Bin Da" bedeuten, nicht mehr, nicht weniger. Doch auch
dieses Verbot hat die unseligen anthropozentrischen Welt-und
Gefühlsbilder nicht verhindert. Auch wenn heute verfügbare
naturwissenschaftliche Erkenntnis im Widerspruch zur causa efficiens
stehen mag, kann man noch nicht von gesichertem Wissen um die sog.
"letzten Dinge" ausgehen.
„Ignoramus et ignorabimus! ...Wir wissen es nicht, und wir werden es
niemals wissen.“ Man muss ja nicht gleich in (du Bois-Reymond'sche)
Hoffnungslosigkeit verfallen, nie wissen zu können, was Materie und
Kraft sei, nie bewusstes Empfinden im Unbewussten verorten zu können,
nie den Ursprung des Denkens und der Sprache ergründen können. Denn
mittlerweile weiß man sehr genau, was Materie und Kraft ist (zumindest
soweit sie uns als lebenswichtige Größen sicht- und messbar sind). Ganz
anders, denke ich, steht es noch um die Lösung quantenmechanischer
"Geheimnisse" vor allem im (u. beschriebenen) Kontext von Determinismus
vs Indeterminismus.
Moreover, we discuss the perspectives that an
indeterministic physics
could open (such as strong emergence), as well as some potential
problematic issues. Finally, we make evident that any indeterministic
interpretation of physics would have to deal with the problem of
explaining how the indeterminate values become determinate, a problem
known in the context of quantum mechanics as (part of) the ``quantum
measurement problem''. We discuss some similarities between the
classical and the quantum measurement problems, and propose ideas for
possible solutions (e.g., ``collapse models'' and ``top-down causation'’).
Erich schreibt: "So viele so gescheite Gedanken lese ich hier und doch
scheint‘s mir, werden die Fragen aller Fragen durcheinander gebracht.
Nämlich: Gibt es eine Wahrheit? Können wir die Wahrheit erkennen? Und:
Können wir feststellen ob wir die Wahrheit gerade erkannt haben?"
Für mein Teil bin ich immer irritiert, wenn es um den Begriff von
"Wahrheit" geht. Berufsbezogen (als IT-Mensch) gibt es für mich
natürlich Wahr und Falsch (schlicht als 1 oder 0 bzw. umgekehrt, je nach
gewählter Logik), ansonsten bedeutet Wahrheit für mich Wirklichkeit.
Würde ich Unwahres sagen/behaupten, wäre dies in meinen Augen schlichte
Abweichung von konkreter Wirklichkeit bzw.** gegenständlichem
Tatbestand. In diesem Zusammenhang kann ich sicher feststellen, ob ein
(z.B. durch Messung ermittelter) Tatbestand der "Wahrheit" entspricht
oder nicht.
(Theologisch)-anthropologisches Denken mit Blick auf eine angenommene
"Gottesnatur" des Menschen etc. kann m.E. keinen rationalen
Wahrheitsanspruch erheben. Solches Denken kann hinsichtlich angenommener
"Wahrheit" nur im Glauben verankert sein.
Die vollständige Arbeit findest Du hier:
https://arxiv.org/abs/1909.03697
Es grüßt,
Ingo
Vielen Dank für diese "links". Habe schon mal "reingelesen". Es
ist pure
Lust, darin zu schwelgen, wäre da nicht immer die (scheinbar) fehlende
Zeit....
Bester Gruß in die Runde! - Karl