Nach einer wahren Eruption von Beiträgen zum o.a. Thema ist es wieder
sehr still geworden hier in philweb. Nun wieder über Bildschirm,
Tastatur und LAN (samt hoffentlich hinreichender Physis) verfügend, will
ich versuchen, Antworten auf hier zuletzt aufgeworfene Fragen zu
formulieren.
Joseph Hipp:“]--] Analog dazu kann zum Wort "das Gehirn" so gedacht
werden, also wäre da ein materieller Gegenstand und eine Instanz. Ist da
nicht eine alte bekannte Analogie: "Ich und mein Körper". Und wie ist es
mit der Trennung im Satz "Ich und meine Meinung"? Sätze dieser Form lese
ich immer wieder. Wird die Meinung zusätzlich vom Ich getragen? Wenn ich
so denken würde, käme ich zur Frage: Gibt es überhaupt das Huhn und das Ei?
Ich denke, dass sich in dieser Fragestellung wiederum (die hier von mir
bereits erwähnte) Subjekt-Objekt-Trennung widerspiegelt. In Anlehnung an
Husserl, der das individuelle bewusst werden der Lebenswelt (außerhalb
des Erkennenden) dem ureigenen Bewusstseinserleben des Ego zuschreibt,
vollzieht sich in der Wahrnehmung „Ich und mein Körper“ eben eine
Subjekt-Objekt-Spaltung, wo das ICH als Subjekt auf den (obgleich
eigenen) Körper als lebensweltliches Objekt sieht. Waldemar würde hier
seine übliche Wechselwirkungsthese ansetzen. Und tatsächlich geschieht
mit jedem „Blick“ auf die eigene Körperlichkeit eine maßgebliche
Interaktion zwischen „Geist“ und Körper. Quantenmechanisch ausgedrückt
ausgedrückt geschieht dadurch ein „Messvorgang“ des Beobachters mit
nachfolgender Dekoherenz.
(Warum nur begebe ich mich auf des so polulär gewordene Feld der
Quanten-Fetischisten: Quantenbewusstsein, Quantenphilosophie,
Quantenheilung, Quanten hier und dort …?)
Dennoch: derartige Interaktionen sind hinlänglich bekannte Mechanismen
wie z.B. Selbst-Affirmation (Autogenes Training, Meditation etc.) als
positive Beeinflussung des Körpers, ggf. aber auch als ungünstige
Einflussnahme durch Suggestion (selbsterfüllende Prophezeiung ), der
lediglich irreales Wunschdenken zugrunde liegt.
„Ich und meine Meinung“ ebenso als Subjekt-Objekt-Spaltung aufgefasst
(da auch die eigene Meinung letztlich nur eine vom Objekt der Außenwelt
aufgenommene und mehr oder weniger internalisierte Erkenntnis ist),
würde in Anlehnung an Apels transzendentalpragmatischem Argument
verlangen, dass das „ICH“ eben diese subjektive Meinung im Diskurs zur
Disposition stellen muss, um damit dem so oft bei Meinungsäußerungen
erkennbaren Absolutheitsanspruch (als performativem Selbstwiderspruch)
zu entgehen.
Derartige Diskursethik (Apel) wäre ganz im Sinne von Peirces regulativer
Idee der idealen Kommunikation innerhalb einer (mittlerweile weltweiten)
Forschergemeinde, die sich einer konsensfähigen Allgemeingültigkeit von
Theorien und ggf. letztbegründeten Forschungsergebnissen annähert
(Letzters Unterfangen sollte auch Ingo T. hier glücklich machen).
„Gibt es überhaupt das Huhn und das Ei?“.
Selbstredend ja; es gibt beide! (Real in unserer Lebenswelt - als Idee
in Platons Welt :-)) Die Frage bleibt jedoch: Was war zuerst – Huhn oder Ei?
Wir hatten vor einiger Zeit hier darüber geschrieben. Ich hatte
diesbezüglich auf Eschers Bild der sich selbst zeichnenden Hände
verwiesen. Wenn man dabei lediglich die sich gegenseitig zeichnenden
Hände in Betracht zieht, hat man die Analogie zu „Chicken or Egg - which
came first?“. Die Antwort kann nur lauten: Es muss ein „Drittes“ geben –
in Bezug auf Escher: Es ist Escher, der das Bild malte. Die Frage bleibt
demnach: Wer „malte“ Henne und Ei? Keiner, möchte ich sagen; dem
Geschehen liegt das Phänomen der Verschränkung zugrunde. Und nochmal bin
ich bei den Quanten angelangt ….Ob diese Reduktion darauf mich, bzw. uns
hier weiterbringt?
Soweit für den Augenblick.
Mit bestem Gruß in die Runde! - Karl