Was soll ich zu der hier vorgebrachten substanzlosen Argumentation pro
Konstruktivismus noch sagen? Allenfalls meine Verwunderung ausdrücken,
dass Du, Waldemar, als radikaler Gegner jeglicher Ideologie, Dich
geradewegs auf die (in vielen wissenschaftlichen Arbeiten nachgewiesene)
Ideologie des Konstruktivismus einlässt. Seine Thesen legen eindeutig
ideologisch-weltanschauliche Zusammenhänge offen zutage.
Das zeigt sich auch in den signifikanten Annahmen der diesbezüglichen
Selbstorganisationstheorien, wie diese bereits in der Philosophie des
Deutschen Idealismus angelegt wurden (insbes. Kant, Fichte, Schelling)
und im radikalen Konstruktivismus deutlichst aufscheinen.
Wenn dem - allenfalls noch in sozialtheoretischen Diskursen diskutierten
- Konstruktivismus und in Anlehnung daran mit der hypothetischen Frage
nach der Wirklichkeit von Wirklichkeit etwas Brauchbares im Sinne
Glaserfeld‘scher Viabilität für die lebenspraktische Alltagswelt zu
entnehmen ist, dann die bedeutsame Erinnerung daran, sich nicht vom
weltfremden Postulat der Konstruktivisten irritieren zu lassen und
somit, entgegen einer vermeintlich mentalen Unzugänglichkeit zur realen
Lebenswelt, auf seinen eigenen Verstand und (hoffentlich) hinreichend
Vernunft zu setzen. Um es leger auszudrücken: Mein "Hirn" arbeitet so
wie ICH es will - daran ändern alle von Hirngespinsten geplagten
Konstruktivsten der Welt kein Jota.
Zudem: Welches Problem sollte ich mit dem Messen haben!?? Ich habe mein
ganzes Leben lang (mit klar bewusstem Bezug auf das jeweils mir
vorliegende technische Faktum) gemessen und gerechnet (als Ingenieur
wohl nicht verwunderlich!); ich messe und erhalte weiterhin wie eh und
je brauchbare Ergebnisse, die ohne Zweifel an deren korrekten
prozessualen Verarbeitung in meinem Gehirn in meine Arbeit konkret und
lebenspraktisch einfließen.
So musst Du es mir nachsehen, wenn mir Dein konstruiertes
„pulsintervall-moduliertes kauderwelsch“ nicht eingängig ist: Dazu fehlt
mir tatsächlich jeglich realistischer Zugang!
Beste Grüße! - Karl
PS: und solltest Du die für mich in Anspruch genommene Fähigkeit zu
einem realen und ergebnisorientierten Praxisbezug bzw. meine Befähigung
zum Messen anzweifeln, wirst Du an Deinem Mobiltelefon eine (äußerst
lebenspraktische) Funktion spüren, die auf meine (technische)
Entwicklung zurückgeht und Dich ggf. eines anderen Verständnisses von
realer Lebenswelt und deren Perzeption belehrt.
Am 02.11.2021 um 19:35 schrieb waldemar_hammel:
Am 02.11.2021 um 13:36 schrieb K. Janssen via Philweb:
Im durch und durch von Lebensrealität durchsetzten Alltagsgeschehen
erhebt sich schlichtweg nicht die Frage "wie wirklich ist die
Wirklichkeit"
doch, genau diese frage steht als wichtig im raum:
"wie wirklich ist die [von uns erlebte] wirklichkeit eigentlich?", und
diese frage nicht "trotz als selbstverständlich abgespulter
lebenswirklichkeit", sondern wegen,
denn wir alle leben bzgl dessen in und aus einem wust von irrtümern,
und scheitern letztlich immer wieder an der "wirklichen wirklichkeit",
die anders ist,
als unsere nur eingebildete = illusionäre wirklichkeit (zb jetzt
klimaproblem, umweltproblem),
deshalb sollte der RK "als alternative", als möglicher ausweg,
workaround, gerade jetzt zumindest mit zurate gezogen werden,
gerade heute ist doch ganz offensichtlich, dass unsere
lebenswirklichkeit (schon seit über 100 jahren) mit der "wirklichen
wirklichkeit" katastrophal kollidiert,
und ich verstehe deinen (für mich überraschenden) widerstand gegen den
RK deswegen überhaupt nicht
Dabei ist es unerheblich, mit welchen
Mechanismen das Gehirn
letztlich diesen [überlebenswichtigen] Realitätsbezug herstellt.
das hirn stellt eben nur [überlebenswichtige] realitätsbezüge her,
weil evolutions-"technisch" mehr nicht sein kann, für die weit größere
"rest-realität" interessiert sich das hirn
garnicht, und muss auch nicht, eben weil es selbst-referent ist und
funktioniert = weil nur das eigene überlebenkönnen wichtig ist
Der von Glaserfeld artifiziell angelegte Begriff von Viabilität mag
dem irrationalen Konzept des radikalen Konstruktivismus angemessen
sein; Nützlichkeit, Gangbarkeit oder sonstig definierte
Funktionalität sind Begrifflichkeiten, die vermutlich seit
Menschengedenken (zumindest unbewusst) die Umsetzung von
wahrgenommener Lebensrealität begleiten und in sofern keinerlei
konstruktivistischer Deutung bedürfen.
das konzept des RK ist gerade genau nicht irrational, du kannst doch
nicht bestreiten, dass wir stets anhand nur eines modells im kopf, das
wir als abbild der "wirklichen wirklichkeit" haben,
handeln und leben? nur deshalb besitzt unser hirn auch eine
extra-aufmerksamkeitssteuerung (auch teil des libet problems), um
stets verfolgen zu können und umzusteuern, falls zwischen
unserem hirnmodell von wirklichkeit und der "wirklichen wirklichkeit",
in die hinein wir ja handeln müssen, hirn"sichtbare" diskrepanzen
auftreten = etwas anzubrennen droht
"seit menschengedenken ...":
die alten waren diesbezüglich klüger als wir,
denn sie haben die vom RK beschriebene diskrepanz zwischen "wirklicher
wirklichkeit" und hirnmodell der wirklichkeit "mit bauchgefühl"
erahnt, und dann
überwelten als behelfe ausgedacht, zb himmel, zb traumwelten der
aborigines, zb totenwelten, schattenwelten, usw, alles ahnung davon,
dass unsere hirnwirklichkeit nicht die
"wirkliche wirklichkeit" ist, und heute sind wir nicht weiter, zb die
traum/albtraumwelt der quanten = wir haben einige "signale" aus einer
wie auch immer "wirklichen wirklichkeit"
empfangen, die uns beim wie immer selbstreferentiellen nachdenken
darüber einen völlig irrsinnigen teil der "wirklichen wirklichkeit"
andeuten und neu aufmachen
[[ PS: Ich denke, das Thema könnte uns hier noch eine Zeit begleiten
und so versuche ich, gelegentlich noch auf das eine oder andere
diesbezügliche Faktum einzugehen. Das wird aber nicht gelingen können,
wenn alle Diskussion immer wieder nur mit dem lapidaren Hinweis auf
eine strikte systemische Abgeschlossenheit im Sinne von Autopoiesis
oder Selbstreferenz abgewürgt werden; das ist auch eine Form von
Unbelehrbarkeit (wobei es definitiv nicht um ein Belehren, sondern
ausschließlich um Erweiterung eines Wissenshorizonts bzw. Validierung
subjektiver Erfahrung durch Austausch derselben gehen kann). ]]
ich kann doch nichts dafür, und RK auch nicht, dass autopoiese
(systemische abgeschlossenheit) tatsächlich existiert, und alle
lebewesen selbst-referent funktionieren ..., das sind keine
"totschlag-argumente",
um bedenken auszuräumen, sondern einfach tatsachen, mit denen wir
umgehen müssen, wobei "autopoiese" eigentlich nicht mit "systemischer
abgeschlossenheit" gleichgesetzt werden darf,
denn wirklich (komplett) "abgeschlossene sys" sind wegen der
wechselwirkungs-bedingung (in dieser welt) nicht "existierbar",
weshalb man zb selbst der "dunklen materie" (buuuuh, alles dunkel)
noch mindestens (klugerweise) eine ww-art, nämlich gravitations-ww,
konzediert (und meine frage direkt daraus: vielleicht gibt es dann
auch anderes "dunkles", das nur em-wechselwirkt,
oder nur "weak force", oder nur "strong force" ww ? = also noch drei
neue theorien frei verfügbar für wissenschaft()er, und wie siehts aus,
wenn nur-strong-force ww auf nur
em-force ww trifft? missverständnis?, da die "forces" dann ja glatt
100% aneinander vorbei"reden"?)
zu deinem mess-problem:
messgeräte funktionieren genau wie unser hirn, denn unser hirn ist ua
ein messgerät für die "wirkliche wirklichkeit", aber eben auch mit
allen beschränkungen solcher, zb ist jede messung nur
in ww-vergangenheiten hinein möglich, und alle messgeräte haben eine
je eigene grammatik (aufbau und funktionsweise zusammengefasst), auf
der sie die input"signale" zu output-"information"
umwandeln, und diese grammatiken sind "beschränkt" auf den jeweiligen
"sinn" des messgerätes, also sind sowohl die zahl+art der möglichen
inputs, als auch die zahl+art der outputs ebenfalls
beschränkt (ein lichtsensor empfängt keine feuchte-werte, und
outputtet keine flüssigkeiten) -
am besten stellt man sich ein messgerät als adapter vor, der eine
"pipe" zwischen messobjekt und mess-subjekt legen soll, auf der pipe
werden "signale" in "information" entsprechend der grammatik
des jeweiligen adapters umgewandelt, und treffen diese (an sich
neutralen) adapterinfos am ausgang dann auf eine selbstreferentes
nachverarbeitungs-system wie hirn,
werden die adapterinfos natürlich selbstreferent nachverarbeitet
(aufinterpretiert etc),
der haken für uns als mensch ist, wir haben nur 5-6-7 sinne, adapter,
und glauben trotzdem, diese könnten die "wirkliche wirklichkeit"
komplett oder genügend abbilden, sodass zumindest fast
eine 1:1 abbildung gegeben wäre, + unsere adapter laufen auch noch
unter je eigenen grammatiken*, + unser hirn als
nachverarbeitungsinstanz läuft unter selbst-referenz, die alles
ausblendet, was für uns selbst überlebenstechnisch uninteressant ist -
unter diesen bedingungen "wirkliche wirklichkeit" auch nur ansatzweise
wirklich mitzubekommen, ist reiner aberglaube
*
auch interessant, unsere sinne = adapter, liefern nach ihrer eigenen
tätigkeit nur immer dasselbe ans hirn = pulsintervall-moduliertes
kauderwelsch nämlich, erst die art ihrer aufschaltung im hirn =
ihre "verdrahtung" im hirn, ergibt dann lichtadapter soll sichtbares
erzeugen, höradapter hörbares, usw, und die "verdrahtung" gehört
natürlich zur "grammatik" des hirns, die grundsätzlich
als eben selbst-referent angelegt ist = ich bin eine
überleben-können-maschine
wh.