Am 9. November 2023 22:52:13 MEZ schrieb "Rat Frag über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
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Am So., 5. Nov. 2023 um 19:46 Uhr schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Ich habe es so verstanden, dass zwei Formen der
Verneinung verglichen werden, die sich in einem Detail unterscheiden.
Hier sind wir einer Meinung.
Wittgenstein besprach diesen beiden Formen der Verneinung aber meiner
Meinung nach deshalb, weil er nichtklassische Logiken klären wollte.
Grade für Wittgenstein, der einen starken Hang zur Logik hatte, waren
die nichtklassischen Logiken sicherlich fast so etwas wie ein Übergang
in den Relaitivismus.
Er unterscheidet doch immer zwischen Formen und ihrer Anwendung (z.B. zwischen
Definitionen und Mitteilungen). Relativismus im Sinn von "alles geht" ist doch
keine oder nicht vor allem eine Beliebigkeit der Formen, sondern eher eine der
Standpunkte.
Die Unterscheidung zwischen wahr und falsch ist zwar nicht selbst wahr oder falsch, aber
m.E. wie gesagt eine Kulturtechnik, ohne die unser Leben anders aussähe. Das meint
Wittgenstein vielleicht mit "Lebensform".
Ich wollte dir übrigens nicht unterstellen, dass du es damit nicht so genau nimmst. Der
Ausgangspunkt war ja dein Erstaunen darüber, dass IT Axiome mit Formvorschriften in
Verbindung brachte.
Das verstehe ich nicht ganz. Das Bild muss mit
der Wirklichkeit in Form und Farbe (ersatzweise Graustufen) übereinstimmen. Wenn der
dargestellte Gegenstand lang und dünn ist, darf die Darstellung nicht kurz und dick sein.
Das gilt auch für das Sprachbild. "Der Himmel ist blau" ist wahr, wenn er blau
ist und falsch, wenn er grau ist.
Bin ich problemblind?
Vergleich Realität - Bild
Vergleich Bild - Bild.
Woher weiß ich, ob das Bild mit der Realität übereinstimmt? Durch das
Bild meiner Augen?
Ein Abbild, ob durch einen gezeichneten Baum oder durch das Wort - davon habe ich geredet
- ist etwas anderes als ein Eindruck oder "das Bild meiner Augen".
Eindruck/Erscheinung vs. Realität/Ding an sich scheint mir eine andere Baustelle zu sein.
Wir vergleichen das so verstandene Abbild mit den tatsächlichen Gegebenheiten, um
festzustellen, ob es stimmt oder nicht.
Was hier ignoriert wird, ist die Erfahrung der Evidenz.
Sehe ich einen roten Punkt, kann ich mir zwar einreden, dass der Punkt
schwarz ist, aber es wäre nicht die Wahrheit.
Ich kann mich im Einzelfall über die Farbe oder das Vorhandensein des Punktes täuschen,
aber ohne einen Begriff der Tatsache gäbe es auch keinen der Fehlwahrnehmung. Wobei
Erfahrungstatsachen ja immer widerlegbar bleiben, auch wenn wir eine Pille schlucken, die
uns angeblich die Augen öffnet.
Das ist aber, wie du sagst, kein Grund, seine Erfahrung zu verdrehen.
Claus