Am 18.11.2022 um 19:19 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Joseph meinte zuletzt, in philweb würde eine unerschütterliche Hochachtung vor der
Wissenschaft zum Ausdruck gebracht werden und verweist auf einen diesbezüglich von ihm
abgefassten Text auf seiner Website. Ich habe diesen soeben gelesen und wurde dabei mit
Wehmut an Peter Jaenecke erinnert, dessen Aufsatz über Wissensbausteine Joseph per Link
verfügbar macht.
In welchem Verhältnis steht Wissen zu Wissenschaft? Man kann sagen, dass Wissen erst
durch Wissenschaft erzeugt wird. Ingo hat das in einem Beitrag zuletzt gut
zusammengefasst: Es sind bisweilen Zufälle (eher im Sinne des Zufallens oder
Zusammenfallens von Ideen oder bereits existenten Wissensbausteinen, wie Peter Jaenecke
diese beschrieb).
Moin Karl!
Die Herausarbeitung der ”strukturbildenden Prozesse“ bzw. des ”formgenetischen
Zusammenhangs“ zwischen Sprache und Wissenschaft (”Denkform“, ”Geistesebene“,
”Lernalgorithmus“) sowie Kapital, Technik und realer Welt (”Warenform“, ”Techno- und
Kapitallogik“, ”Materieebene“, ”Ordnungsmuster der realen Welt“) ist Gegenstand des
historischen Materialismus und der Evolutionstheorie. Um nicht in kontingenter Systematik
befangen zu bleiben, kommt es auf die Wahl möglichst umfassender
"Interpretationsschemata" an, innerhalb derer die Strukturwandlungen hinreichend
formulierbar sein müssen. Damit (gesellschaftliche) ”Strukturanalogien“ nicht der Willkür
persönlichen Beliebens entspringen, sind ”Strukturhomologien“ mindestens auf der Basis
rationaler Rekonstruktion zu formulieren.
Auf der Basis der Rekonstruktion einer ”Verschränkung“ von Tausch- und Zähltätigkeit halte
ich es für aussichtsreich, mit Blick auf ein Verständnis des ”formgenetischen
Zusammenhangs“ zwischen ”Waren- und Denkform“ die historischen Entwicklungsschritte
innerhalb der Austauschstruktur im Schema der algebraischen Strukturerweiterungen zu
verstehen. Gegenüber der ”Denkform“ Mathematik (Abstraktion) scheint mir die ”Denkform“
der Physik (Ideation) eher bzgl. der ”Verschränkung“ von Arbeits- und
Experimentiertätigkeit rekonstruierbar; jedenfalls wenn es um den technisch-rationalen
Aspekt der Physik geht und von ihren magisch-mythologisch-spekulativen Gehalten abgesehen
wird.
Soweit Zitate aus meinen Wert- und Zahlabstraktionen von 1981, die ich kürzlich
zufällig(?) beim Suchen alter Betriebskostenabrechnungen in einem Karton (versteckt oder
geschützt?) wiederfand. Nunmehr habe ich sie verlinkt:
https://www.ingo-tessmann.de/Werte_Zahlen.pdf
Um mich von der quantenmechanischen Bedeutung von Verschränkung abzugrenzen, hatte ich sie
in der philosophischen Seminararbeit in Anführungszeichen gesetzt und erweitert als
Homologie verstanden. Da es sich bei der Quantenalgebra ebenfalls um eine algebraische
Struktur handelt, wäre im Detail nachvollziehbar, wie weit sie hinsichtlich der Homologie
zwischen Werten und Zahlen vergröbert werden müsste. Und ähnlich verhielte es sich mit
einem homologen Verständnis der ”Verschränkung“ von Arbeits- und Experimentiertätigkeit.
Meiner Ahnung nach müssten sich so auch neben anderen materialistischen bzw. realistischen
Ansätzen AR und PTI zusammenbringen lassen.
Schließen möchte ich mit dem Gedenken an Peter Jaenecke, den auch ich in der Liste mit
seinen nüchtern-fundierten Beiträgen vermisse. Zum Glück betreibt sein Sohn seine
WWW-Präsens weiter. Einbeziehen könnten wir ihn im Kontext des Abstrahierens mit seinem
Verständnis von abstraktiven Prozessen:
https://peterjaenecke.de/kognition.html
Wäre mit ihnen nicht ein genaueres als bloß metaphorisches Verständnis von
„Realabstraktion“ möglich?
IT