Am 21.12.2021 um 18:26 schrieb IngoM via Philweb:
ich denke wir sollten diese Dinge und den gesamten
aktuellen
politischen + medizinischen Aderlass hier nicht weiter ausstellen. ich
befürchte übelste Kommentarketten, die mit Philosophie nicht mehr das
geringste zu tun haben.
Nun will ich mir eben die Zeit nehmen, um auch noch einmal eine Antwort
auf Deine Besorgnis hin zu finden, lieber Ingo M!
Was Covid-19 und die damit ausgelöste Pandemie anbelangt, habe ich
darüber mit vielen Bekannten (im engeren Kreis) und Freunden gesprochen.
Einige sind darunter, die (aus welchen Gründen immer) zunächst Corona an
sich leugneten und (mir völlig unverständlich) öffentlich gegen
staatlich angeordnete Maßnahmen protestierten; im Verlauf der Pandemie
dann hat sich dieses Verhalten bei manchen geändert, teils, weil einige
dadurch (damit) gestorben oder schwer erkrankt sind, teils, weil sie
inzwischen angesichts der nicht mehr zu leugnenden Realität umgeschwenkt
sind.
Ich selbst hatte Corona seit etwa Februar/März 2020 und habe damit das
ganze Jahr durch eine üble Zeit erlebt. Angesteckt habe ich mich sehr
wahrscheinlich im ehrenamtlichen Einsatz, zu einer Zeit, als keiner hier
in der Gegend – und ich auch nicht - diese Geschichte wirklich ernst nahm.
Scharenweise Ischgl-Skifahrer (Urlauber und Tagesfahrer) brachten das
Zeug aus dem Nachbarland hier in die Region. Somit ist klar, dass ich
eine Macke haben müsste, wollte ich Corona und seine fatalen Folgen
leugnen. Doch was mache ich mit Bekannten und Freunden und somit auch
mit Dir, die sich immer noch mit Leugnern und nunmehr verstärkt mit
Impfgegnern gemein machen?
Du kannst sicher sein, Ingo M., eine Diskussion pro und contra ist
sinnlos – nicht anderes als bei Auseinandersetzungen zwischen Gläubigen
und Atheisten.
Keiner, weder ich noch besagte Bekannte und Freunde (die sich als
Corona- und Impfkritiker gerieren) will eine über lange Jahre gewachsene
Verbindung durch diesen elenden Sina-Mist zerbrechen lassen. So bleibt
nur, dieses Thema auszublenden.
Was bedauerlicherweise aber auch bleibt, ist die Blindheit oder auch
Verbohrtheit jener, die auf geradezu alles „aufspringen“, was im
Internet an Argumentation der Corona-Leugner und nun auch Impfgegner zu
finden ist und (zu allem Übel) dieses Zeug nach Kräften dort weiter
verbreiten („teilen“ wie man das heute nennt).
So ist es schlichtweg müßig und Zeitverschwendung sowie des Streits
nicht wert, dass eine Seite die andere zu überzeugen versucht.
Deine Angst vor einer Impflicht ist womöglich unbegründet, denn ich
glaube nicht, dass eine derartig in die Persönlichkeitsrechte
eingreifende Maßnahme letztlich vor dem Verfassungsgericht Bestand hat.
Man wird seitens der Politik weitere Sanktionen gegen Leugner dieser
Pandemie und dementsprechend (sinnlos radikal) Protestierende und dergl.
anordnen und damit zu allem Unglück (aber doch unververmeidlich) all
jene treffen, die sich partout gegen staatliche Vorgaben zur Eindämmung
der Seuche stellen.
Es wäre alles halb so schlimm mit den Anti-Corona-Leuten, wenn nur diese
selbst Schaden nehmen würden, von dessen möglichen Eintreten sie (vor
einer eigenen Erkrankung) nicht zu überzeugen sind; schließlich wäre das
nur ihr eigenes Schicksal.
Ganz schlimm ist aber, dass eben diese Leute, (nicht nur) Kapazitäten
zur Intensiv-Behandlung reduzieren, sondern auch dort tätiges (und
mittlerweile zu Tode erschöpftes) medizinisches Personal noch weiter
belasten. Darin liegt m.E. der eigentliche Skandal dieser Verweigerung,
denn es geht hier längst nicht nur um schwer erkrankte Corona-Patienten,
sondern um alle jene, die dringend einer Intensivbehandlung bedürfen
(sei es nach Unfällen, oder sonstig lebensbedrohlicher Erkrankungen).
Dagegen muten mir die an den Haaren herbeigezogenen, oder wie auch immer
konstruierten „Stories“ (wie diese nunmehr mit Jens Scholz) nur noch
grotesk an.
Damit will ich nicht sagen, dass man daher durchwegs alle hinsichtlich
der „Corona-Seuche“ kritischen Geiste einem „Spießrutenlauf“ (shitstorm
heißt das heute) aussetzen sollte. Besser wäre die immer wieder
versuchte Ermunterung dieser Gegner, sich auch der andere Seite, also
die der rational denkenden, forschenden, und handelnden Menschen zu öffnen.
Denn eines ist sehr sicher der Fall: Mit dumpfem Protest, der sich
letztlich nur auf unbewiesene Thesen und Schauergeschichten gründet,
wird man diese Pandemie nicht beenden können. Es sei denn, man wartet
und wartet und wartet – bis eines Tages die „Schäffler“ wieder tanzen
und sich die Menschen zaghaft auf die Straßen wagen.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl