Am 23.04.2024 um 23:42 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Wenn Waldemar postuliert, es gibt keine Naturgesetze, stellt er sich
damit gegen eine in der Naturwissenschaft etablierte Tatsache, dass es
eben eine Gesetzlichkeit im Naturgeschehen gibt, dieses jedoch nicht
im absoluten Sinn, sondern als Ergebnis wissenschaftlicher
Beobachtung, die von einer Regelmäßigkeit im Wirken der Natur, resp.
in deren Verhaltensformen zu erkennen ist. Und eben aus dieser
Regelmäßigkeit leitet man eine Gesetzmäßigkeit ab, die zur Annahme der
Existenz von Naturgesetzen führte. Unter diesen versteht die
Wissenschaft i.A. die Naturordnung an sich, resp. die strukturelle
Ausformung von Natur, damit von Welt und Kosmos. Diese üblicherweise
als Gleichungen dargestellte Gesetzlichkeit bezieht sich zumeist auf
quantitative Verknüpfungen, resp. Wechselwirkungen zwischen real zu
beobachtenden, bzw. lediglich vermuteten Phänomenen der Lebenswelt.
Waldemar geht es nicht vorrangig um die Leugnung dieser Zusammenhänge,
also die unbestreitbare Tatsache, dass Natur in ihrem Verhalten
Regelmäßigkeiten konkret beobachtbarer Systeme zeigt, sondern im
Grunde doch nur darum, jegliche diesem Naturgeschehen primordial
vorgängige (gar von einem Gott initiierte) Gesetzlichkeit
abzustreiten. Das ist eine zu akzeptierende Meinung, mit der er sich
u.a. auf Figuren der Zeitgeschichte, wie z.B. Ernst Mach, diesem
großartigen Wissenschaftler, bezieht und Waldemar sich zudem bei
diesem in guter Gesellschaft hinsichtlich dessen Atheismus wähnt, denn
E. Mach hat sich in erster Linie und völlig zurecht gegen das unselige
Pfaffentum seiner Zeit aufgelehnt.
Waldemars Argumentation hinsichtlich seiner Sicht auf
Naturgesetzlichkeit ist definitiv nicht von der Hand zu weisen, denn
die damit von mir o.a. Regelmäßigkeit beschreibt er als „aus Entropie
emergierende (sic!) Thermodynamik. Und damit ist erklärt, dass alles
Leben von seinem Beginn bis zum Ende nach dieser Gesetzlichkeit (HS d.
ThD) abläuft. Und seine diesbezügliche Rede von „gebahnten
Wechselwirkungsketten“ trifft selbstverständlich den Kern der Sache.
Es ist wie immer einer Frage der Perspektive, aus welcher man auf
diese Zusammenhänge sieht.
Ohne nun auf weitere Details dieser Weltsicht einzugehen, liegt der
Unterschied zwischen seinem und meinem diesbezüglichen Denkansatz
darin, dass ich nach der Ursache, nach der Idee dahinter frage und
zufolge meiner christlichen Sozialisation diese einer transzendenten
Wesenheit zuschreibe. Und selbst hier möchte ich mich eigentlich nicht
auf eine Entität festlegen, sondern eher auf die von Ingo T.
übernommene Formulierung „kosmische Intelligenz“. Das hat Waldemar
heftig kritisiert. Aus alldem zu schließen, ich würde als Katholik
unbeirrt an jener naiven Schöpfungsgeschichte festhalten (gar noch am
Ende nahe dem Kreationismus), ist völlig abwegig. Wie kann ein Mensch
heute noch, bei hinreichend naturwissenschaftlicher Ausbildung das
metaphorisch angelegte Weltbild hegen, welches zu seiner Zeit aber die
einzige Möglichkeit zur Erklärung von Welt und Kosmos den Menschen
verfügbar war? Dennoch wird hier mein Christsein antizipierend mit
eben dieser naiven Vorstellung assoziiert. Das ist, Deiner Hinwendung
zum Lachen folgend, eben nur noch lächerlich!
Mir steht der Sinn wirklich nicht mehr danach, auch nur noch wenige
Sätze zu Gottesvorstellungen, zu Schöpfungserzählungen und damit
verbundener Metaphysik hier vorzubringen. Da ist alles gesagt, ganz in
Nietzsches Ansinnen: „Für Alle und Keinen“.
Um nochmal auf Naturgesetze und Waldemars diesbezügliche Argumentation
zurück zu kommen, wonach diese Gesetzlichkeit nicht per se, also nicht
primordial, resp. prädisponiert angelegt sei, sondern sich ständig
quasi bedarfsorientiert neu entwickelt, somit also streng dem
Evolutionsprinzip folgt: Dieser Denkansatz schließt m.E. nicht die
Berechtigung aus, nach dem Ursprung einer Idee zu fragen, die hinter
diesem grandiosen Prinzip steht. Für die einen stellt sich diese
Frage, für die anderen eben nicht. Selbstredend sind die
verschiedensten Antworten auf diese Frage gegeben und es liegt an
jedem einzelnen Menschen, sich sein eigenes Bild, je nach Vermögen zu
formen. Dann jedoch ein derartiges Bild als allgemeingültig, gar als
Dogma zu postulieren, ist nach heutiger Kenntnis der Natur- wie auch
Geisteswissenschaften unredlich. Die nicht konkreter Sicht und Messung
zugängliche Welt ist und bleibt – bis auf weiteres – Metaphysik, ob
man diese persönlich anerkennt oder eben nicht.
lieber karl,
ich würde Dir ja in allem oben geschriebenen entgegenkommen,
nur zwei punkte stören das bild:
1) - wieso, für mich völlig unverständlich, bezeichnest du dich als
"christen"?, wo du doch auch, genau wie ich, die üblichen christlichen
grundlagen und grund-glaubens-annahmen ablehnst, wie jungfrauengeburt,
das übliche gottbild, usw, und dekalog usw genau wie ich als
allgemein-gültige und uralte kulturalien ansiehst, die das christentum
keineswegs neu-erfunden, sondern schlicht adoptiert und integriert hat.
nach meinem verständnis deiner denkweise bist du längst kein christ
mehr, sondern diesem "nest" längst entwachsen.
so auch ich mit christlich-jüdischen nest-wurzeln diesem, für mich heute
ganzen blödsinn, entwachsen bin, der verwirrt, statt zu entwirren und
das denken so zu klären.
wieso "endet" das bei Dir im weiterhin-(irgendwie also
abgeschwächt)-christsein, und bei mir im feindsein gegenüber allen
religionen ?
2) - und wieso glaubst du an "kosmische intelligenz" oder ähnlich, du
kannst diese annahme doch nicht auch nur ansatzweise beweisen, und laut
"occams razor" und allgemein denkerischer redlichkeit sind solche
annahmen doch dann denkerisch fallenzulassen und erst recht nicht, noch
fester als das denken, zu glauben ?
bei mir sieht das anders aus, praktisch irgendwie invers: "ich glaube
dies und jenes zu wissen ("wissen" als "verlängerter, verbesserter
glauben"), und ich "weiß" absolut nichts zu glauben", um es so
auszudrücken, wenn ich etwas glauben soll, dann muss es in erster
näherung plausibel, und in zweiter näherung mindestens
"anfangsbeweisbar" sein, sonst ist eine idee null und wird fallengelassen.
die idee einer kosmischen intelligenz erscheint mir nach heutigem wissen
weder plausibel, noch ist sie eben auch nur ansatzweise
"anfangsbeweisbar", deshalb erscheint sie mir als "das übliche gottbild
wurde als korsett zu eng, deshalb hat man es nun auf "kosmische
intelligenz" bis-auf-weiteres-unanstastbar umgemünzt", so wie man oft
alte vorstellungen ummodelt, um sie dann in scheinbar völlig neuem
gewand erneut erscheinen zu lassen.
ohne lästern zu wollen: wenn mensch, statt intelligent zu sein,
besonders große flügel hätte, würde man dann einen "kosmischen
großflügler" glauben sollen ? und als gepard (schnellstes lauftier beim
sprinten) würde man einen "kosmischen superschnell-sprinter" glauben
sollen? das ist doch, gestatte bitte, alles quatsch.
und "transzendente wesenheit" und "transzendenz"-allgemein dasselbe
wie
oben:
keine plausibilität + keine zumindest wenigstens anfangsbeweise = damit
sind diese beiden ideen für mich null, und zwar ohne dass ich
"ungläubiger thomas" wäre, denn ich -glaube- zb, dass die sterne am
nachthimmel sonnen ähnlich unserer sind, ohne dass ich das je mit
eigenen augen gesehen hätte, und auch zb quanten glaube ich, ohne sie je
gesehen zu haben, usw
aus diesem grund: keine plausibilität + keine zumindest wenigstens
anfangsbeweise, glaube ich auch nicht an die "meta-physik" (meta-physis,
das fragen nach der gestalt hinter der gestalt, panpoptikum also,
spiegelkabinett, und stimmt ja richtig-geahnt sogar, denn hinter
sämtlichen gestaltungen der welt und diese einbettend steht das sog.
"geladene vakuum", die samtene schwärze des alls, in der alles
verschwinden und aus der alles hervorgehen kann), meta-physis, der
terminus an-sich elegant und somit vielversprechend, aber hält leider
nicht, was er zu versprechen scheint
am anfang der welt, am beginn des allersten tags, war in der tat "das
wort", aber nicht das biblische dusselige gewäsch, sondern das
physikalische ... (wenn gott, dann ist er physiker, insbesondere
genialer thermodynamiker!)
wh.
wh.
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